Mein kleines grosses Leben

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• Freundschaft

Teaser

New York in den Sechzigern. Susie und ihre Freundinnen Becky, Judy und Elaine sind Teenager und wissen, was angesagt ist. Zuhause bei Susie läuft nicht alles glatt. Die Eltern haben Schulden, und sie ist gezwungen, hässliche orthopädische Schuhe zu tragen. Um Mark, Star des Basketball-Teams, näher zu kommen, bewirbt sie sich bei den Cheerleadern. Und schafft es - trotz der Schuhe - ins Team, allerdings nicht bis ins Herz von Mark, der dies auch nicht verdient hat.

Beurteilungstext

Die Geschichte spielt im New York der sechziger Jahre. Susie und ihre Freundinnen Becky, Judy und Elaine sind Teenager mit den dazu gehörigen Freuden und Sorgen. Becky pflegt seit einiger Zeit ihren Bad-Girl-Look und ist in Mark, den Star der Basketball-Mannschaft verliebt, der aber leider nicht nur von ihr umschwärmt wird. Judy, katholisch und mit vielen Geschwistern gesegnet, ist die Freundliche, Hilfsbereite in der Gruppe. Elaine ist die hübscheste, aber auch die ernsthafte und übervorsichtige. Und Susie, die Strahlende, hat immer gute Laune. Sie ist die Erzählerin der Geschichte. Sie hat es nicht leicht, wie alle Dreizehnjährigen. Sie kommt aus ärmlichen Verhältnissen und muss zu ihrem Leidwesen orthopädische Schuhe tragen. Und auch sie ist - heimlich - in Mark verliebt. Sie bewirbt sich für das Cheerleader-Team und wird tatsächlich aufgenommen. Die anderen im Team tuscheln über sie, doch die Freundinnen unterstützen sie, wo sie nur können. So putzen sie Susie für den ersten Auftritt heraus, organisieren Schminksachen (sie mopsen das Nötige), glätten das Haar mit dem Bügeleisen und kümmern sich um ihre abgenagten Fingernägel. Doch als herauskommt, warum Susie tatsächlich in das Team möchte, kündigt Becky, ihre beste Freundin, ihr vorerst die Freundschaft. Dass Mark dies nicht Wert ist, müssen Becky und Susie erfahren, als er die Verabredung mit Susie platzen lässt und sich für eine andere entscheidet. Doch das ist bald überwunden. Susie und die anderen Mädchen entdecken, dass auch andere Jungens nett sind. Am Ende sind die Mädchen wieder ein Team, gehen gemeinsam auf den Winterball und haben Spaß. Das Buch lässt den Leser in die Sechziger eintauchen. Die einzelnen Kapitelüberschriften sind Titel von Liedern aus der Zeit. Die Mädchen lieben es, die Radiolieder mit zu singen. Zeitgeschichte wird lebensnah beschrieben. Die persönlichen Tragödien graben sich tiefer in die Erinnerung ein als die allgemeinen. So wurde Kennedy erschossen und alles steht still. Susie ist fassungslos, aber nicht wegen dem Attentat, sondern weil der Cheerleader-Auftritt abgesagt wird und sie nicht vor Mark glänzen kann. Susie kommt aus einem jüdischen Elternhaus, die Darstellung ihrer Welt wirkt realitätsnah. Dies ist wohl auch der Tatsache zu verdanken, dass die Autorin selbst in dieser Zeit in New York aufgewachsen ist und jüdische Wurzeln hat. Die einzelnen Charaktere sind lebensecht ausgearbeitet, der Leser kann sich gut in sie hinein versetzen. Durch das Mittel der Ich-Erzählerin stellt die Autorin eine emotionale Nähe her und ermöglicht so die Identifizierung mit Susie. Auch die Sprache passt zu den Figuren. Trotz des historischen Themas sind die Figuren gut zu verstehen und die Sorgen und Nöte sind von denen der heutigen Teenager gar nicht so weit entfernt. Die Handlung ist eingebettet in ein Vor- und Nachwort der "Autorin" Susie Scheinwald. Sie führt den Leser aus der heutigen Zeit in ihre Kindheit und stellt am Schluss wieder die Verbindung zur Gegenwart her. Die eingefügten Kommentare ihrer Familie, welche die Geschichte gerade rücken wollen ("du hast nie orthopädische Schuhe getragen") und die Suche nach den Freundinnen, die sich im Lauf der Zeit aus den Augen verloren haben, verleihen der fiktiven Geschichte Authentizität. Wen das weitere Leben der erwachsenen Becky interessiert, kann dies im Roman "Becky Bernstein goes Berlin" aus dem Jahr 1996 nachlesen.