Mein haariger Tag

Schlagwörter

• Kindheit
• Ungleichheit

Teaser

Malie hat blonde Locken. Eine wahre Haarpracht, die sich heute allerdings nicht bändigen lässt. Kämmen hilft nicht, unter einer Mütze verstecken klappt ebenso wenig. Ein richtiger, sogenannter „bad hair day“, an dem sie für ihre Mutter auch noch Einkäufe erledigen muss. Ob Malie diesen Tag meistern wird?

Beurteilungstext

Malie erzählt uns die Ereignisse eines Tages, der schon morgens mit einer Katastrophe beginnt. Ihre blonden Locken sind weder mit dem Kamm, noch unter einer Mütze zu bändigen. Ein Tag also, an dem sie sich in ihrem Zimmer verkriecht und am liebsten nie wieder herausgekommen würde. Doch Malie hat die Rechnung ohne ihre Mutter gemacht. Die schickt ihre Tochter nämlich mit einer langen Liste zum Einkaufen. Draußen ist es windig und dann fängt es auch noch an zu regnen. Die Haare geraten außer Rand und Band, wehen durch die Straßen, schleudern beim Bäcker die Cupcakes vom Silbertablett, locken Vögel zum Nestbau an und sind auch für ein Lämmchen unwiderstehlich. Als Malie beim Friseur vorbei kommt, erwägt sie kurz, sich ihre Haarpracht abschneiden zu lassen. Nach weiteren „haarsträubenden“ Erlebnissen trifft Malie dann auf ein Mädchen mit schwarzen Locken. Diese Begegnung führt dazu, dass Malie ihren Wuschelkopf doch mögen könnte.

Hand aufs Herz, fast jedes Mädchen, fast jede Frau kennt diese Gefühle. Haben wir Locken, hätten wir gern glatte Haare und umgekehrt. Sind die Haare blond, wünschen wir uns eine andere Farbe. Kaum ein Thema lässt Frau so zweifeln wie die „Haarfrage“. Die Autorin Nathalie Dion, die sich als Illustratorin schon einen Namen gemacht hat, greift dieses Thema in ihrem ersten Werk als schreibende Künstlerin auf und verpackt es in eine märchenhafte Geschichte. Alle Sympathien sind bei Malie, die ihrem Namen alle Ehre macht, bedeutet er doch, die Gelassene, die Ruhige. Gelassen geht Malie durch einen Tag, der den Hass auf ihre Locken in Akzeptanz verwandelt. Die blonden lockigen Haare bestimmen von der ersten Buchseite an das Bild, das uns in Personalunion von Nathalie Dion als Autorin und Illustratorin vermittelt wird. Hier geht es um etwas Gewaltiges.

Mit Pastellfarben wird diese märchenhafte Geschichte in Szene gesetzt. Goldblonde, lockige Haare, und davon eine ganze Menge. Sie füllen das Badezimmer, die Straßen, die Bushaltestelle, den Laden des Bäckers und bedecken ganze Flächen im Park. Die Haare sind omnipräsent und verdeutlichen: Haare können ein Problem sein. Als die Erlebnisse für Malie unerträglich werden, legt sie eine Ruhepause ein, die das „Haardrama“ in „Wohlgefallen“ auflöst. „Vielleicht mag ich meinen Wuschelkopf jetzt doch“, sagt Malie uns zum Schluss. Diese Relativierung lässt offen, wie Malies „bad hair day“ ausgeht und überlässt die Deutungshoheit den Lesenden. Haare gut, alles gut?