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Autor*in
Keselman, Adriana
ISBN
978-3-941651-81-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Keselman, Adriana
Seitenanzahl
36
Verlag
Dix
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Düren
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
11,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Mara hat eigentlich alles - eine fürsorgliche Mama, die ihr die gewünschten Kuscheltiere kauft, und einen liebevollen Papa, der für jeden Spaß zu haben ist. Aber Mara will mehr und immer mehr. Mama und Papa tun und geben immer mehr, bis mehr einfach nicht mehr geht. Mara muss lernen, dass mehr nicht immer gut für sie ist.

Beurteilungstext

Mara ist nie zufrieden. Obwohl Papa mit ihr Späße macht und Mama mit ihr einkaufen geht und sie sich sogar etwas aussuchen darf, reicht es ihr einfach nicht. Sie will immer mehr. So artet schon das gemütliche gemeinsame Frühstück in ein zerstörerisches Chaos aus, weil Mara einfach nicht genug bekommen kann. Mama kniet am Ende auf dem Boden und versucht die Küche wieder zu reinigen. Mara ist das egal, denn nun geht es zum Einkaufen und sie kann sich etwas aussuchen. Doch ein Kuscheltier reicht ihr nicht und sie brüllt, bis der ganze Wagen voll ist. Als ihr langweilig wird, versteckt sie sich und lässt die verzweifelte Mama suchen... So geht es den ganzen Tag: Auf dem Spielplatz will sie endlos schaukeln, im Café reicht ein Strohhalm nicht aus und immer wieder wird ihr langweilig und sie denkt sich etwas aus, das ihre Mama zur Verzweiflung bringt. Wieder zu Hause richtet sie das gleiche Chaos beim Abendessen an, das Baden reicht ihr nicht und ins Bett will sie schon gar nicht... bis es Mama und Papa reicht und beide schrecklich wütend werden... Allein in ihrem dunklen Zimmer merkt Mara dann, dass es eigentlich doch nur darauf ankommt, mit Mama und Papa zusammen glücklich und zufrieden zu sein.

Das Bilderbuch zeigt den ganz normalen, alltäglichen Wahnsinn in einer Familie, in der der Kinderwille den Tagesablauf bestimmt. Mara und ihre Eltern werden als nicht leicht zu bestimmende Tiere dargestellt, die allerdings nur allzu menschliche Züge aufweisen. Diese Darstellungsweise sorgt zunächst für eine Verfremdung, die Distanz zwischen den Lesern und den Zeichenfiguren schafft, öffnet aber gerade dadurch Raum für die nötige Selbstreflexion in Erziehungssituationen. Unbewusst reagieren die Eltern auf jeden Wunsch ihrer Tochter und versuchen zu tun und zu geben, was möglich und unmöglich ist, um ihre zahlreichen Ansprüche zu erfüllen. Dabei vergessen sie die eigenen Bedürfnisse völlig und auch Mara kann so gar nicht erkennen, dass Mama mit der Unordnung in der Küche überfordert ist oder dass sie ihrer Mama Angst macht, wenn sie im Geschäft einfach verschwindet, dass andere Kinder auch mal Schaukeln wollen und dass man sich in einem Café rücksichtsvoll verhält. Erst als die Kraftreserven der Eltern am Abend völlig aufgebraucht sind und das ganze Haus im Chaos zu versinken droht, kochen die Gemüter über, die Eltern werden wütend und brüllen.
Diese uns allen sicher bekannte Situation, verpackt in lustige, chaotische und farbenfrohe Bilder, die viele Details zum Entdecken bereithalten, richtet sich sicher nicht nur an kleine Leser ab 4 Jahren, sondern vor allem an ihre Eltern. Wie soll Mara denn auch erkennen, dass es reicht, dass sie genug hat um glücklich zu sein, wenn ihr keine Rücksicht auf die anderen, keine Höflichkeit, keine Geduld und keine Genügsamkeit beigebracht werden?
Das zu erkennen obliegt hier allerdings viel mehr den Erwachsenen, denn gerade die letzten Bilder, nach der lauten Eskalation in Maras Elternhaus lassen einiges an Interpretationsspielraum offen und verlangen sicher eine gemeinsame Betrachtung und Thematisierung der Ereignisse. Eine Doppelseite ist fast komplett leer und zeigt die verdutzte Mara, die nach der heftigen Reaktion der Eltern nicht weiß, was sie sagen soll. Schließlich wird sie ins Bett gebracht und findet sich allein in ihrem dunklen Zimmer recht kleinlaut wieder. Mara ist froh, dass ihre Eltern doch noch einmal ins Zimmer kommen um mit ihr zu kuscheln und schläft zufrieden ein.
Ob sie gelernt hat, was zur Eskalation geführt hat und sich am nächsten Tag anders verhalten kann, bleibt offen und fragwürdig, denn lernen müssen hier eigentlich die Erwachsenen.
Für die kleinen Leser wird aber sicher mit erklärender Hilfe deutlich, dass Mara den Bogen überspannt, Mama und Papa überfordert, sich selbst in Gefahr gebracht hat und damit nicht glücklich sein kann.
Ein interessantes Buch, das Erziehenden humorvoll, aber deutlich den Spiegel vorhält und auf das wirklich Wichtige zurückweist - die Liebe der Familie als unschätzbaren immateriellen Wert.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SoLe; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 01.02.2021

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