Marmorkuss

Autor*in
Benkau, Jennifer
ISBN
978-3-8390-0166-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
432
Verlag
Script 5
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
Bindlach
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jarno sucht eigentlich nur ein geeignetes Fotomotiv, als er auf die Marmorfigur einer jungen Frau aufmerksam wird. Plötzlich jedoch ist die Statue verschwunden. Stattdessen taucht Klara auf, die vor 111 Jahren lebte und sich zur damaligen Zeit auf der Flucht vor einer bösen Zauberin befand. Diese Zauberin will jedoch ihre Statue um jeden Preis zurück und ist bereits wieder auf der Suche nach Klara.

Beurteilungstext

Jarno will nichts lieber als Fotograf werden. Um endlich eine Ausbildungsstelle zu bekommen, muss er einen großen Fotowettbewerb gewinnen. Auf der Suche nach einem geeigneten Motiv entdeckt der Junge die Marmorfigur einer jungen Frau. Jarno fühlt sich magisch zu der Figur hingezogen und meint, das Leben in dem Stein spüren zu können. Als er die Figur für das perfekte Foto küssen will, bekommt er einen Schlag auf den Kopf und verliert das Bewusstsein. Nach dem Erwachen stellt der junge Fotograf fest, dass die schwere Marmorfigur verschwunden ist. Stattdessen entdeckt Jarno eine junge Frau, in der er die Marmorfigur wiedererkennt. Das Mädchen, Klara, lebte in den 1880er Jahren, war heimlich mit dem gutaussehenden Johan verlobt und wollte Lehrerin werden. Klaras Leben war durch die heimliche Verlobung und den starken Wunsch Lehrerin zu werden sowieso schon kompliziert, aber geriet durch das Auftauchen einer Zauberin endgültig aus den Fugen. Die Zauberin Elise brauchte Klara, um sich ihre ewige Jugend zu sichern. Dazu durfte jedoch auch Klara nicht altern, weshalb die Zauberin die junge Frau in Stein verwandelte. Damit niemand Klara vermisste, sorgte die böse Zauberin dafür, dass Johan sich von seiner Verlobten abwandte und die junge Frau zudem von allen Menschen für verrückt gehalten wurde. Schließlich ließ Klaras Vater seine Tochter in eine Anstalt einweisen, wo sie Elise nicht mehr entkommen konnte: Das Mädchen wurde versteinert. Erst der Kuss von Jarno erweckt Klara wieder zum Leben. Die neue Zeit verwirrt die junge Frau, aber weckt auch ihre Neugierde. Zusammen mit Jarno erkundet sie ihr neues Leben und auch die Zeit, die sie wegen ihrer Versteinerung verpasst hat. Je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, desto stärker werden ihre Gefühle füreinander. Klara verliebt sich in Jarno und möchte sich zusätzlich unbedingt ihren Traum vom Unterrichten erfüllen.
Allerdings kann Klara die böse Zauberin nicht vergessen und fürchtet sich noch immer davor, dass diese zurückkehrt, um sie wieder zu versteinern. Mit dieser Furcht liegt Klara genau richtig, denn Elise hat das Verschwinden ihrer Statue, deren Stücke sie regelmäßig für ihren Verjüngungszauber benötigt, längst bemerkt. Sie macht sich auf die Suche nach ihrem „Liebsten“. Um ihr Ziel zu erreichen schreckt Elise auch nicht vor der Manipulation von Menschen zurück, weshalb Jarno schon bald in die kriminelle Kreise eines Menschenhändlerringes gerät, was ihn und auch seine Familie in große Gefahr bringt. Als Jarno sich schließlich überwindet und die Hilfe der Polizei sucht, wird seine jüngere Schwester entführt. Klara und Jarno machen sich auf, um das Mädchen zu befreien. Plötzlich zeigt sich, dass die Entführer es nur wegen Klara auf Jarno abgesehen haben. Elise hat die Männer genauso manipuliert wie sie es vor 111 Jahren mit Johan getan hatte. Die böse Zauberin taucht sogar persönlich auf, um sich ihre Marmorfigur zurückzuholen. Zuvor löst sie aber noch das Geheimnis um Wiedererweckung der jungen Frau: Jarno ist ein Nachfahre von Elises Sohn, den sie mit Klaras Ex-Verlobten Johan zeugte, während sie diesen manipulierte, damit er sich von seiner zukünftigen Frau abwandte. Nur einem Blutsverwandten war es möglich den Zauber von Elise aufzuheben. Gerade als die Zauberin Klara wieder in Marmor verwandeln will, wird sie von Jarno, der einem der Verbrecher seine Waffen abnehmen konnte, erschossen. Klara und Jarno sind nun endlich in Sicherheit und werden in das Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Auf diese Weise erhält auch Klara die nötigen Papiere, um sich in der neuen Welt alle Träume erfüllen zu können.
Bei dem Roman „Marmorkuss“ von Jennifer Benkau handelt es sich um eine Art Märchen, das in die heutige Zeit übertragen wurde. Zu Beginn spielt sich die Geschichte in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen ab, die erst nach und nach zusammengefügt werden. Der erste Handlungsstrang erzählt aus der Sicht von Jarno, der im Jahr 21. Jahrhundert lebt und unbedingt Fotograf werden möchte. Im zweiten Handlungsstrang dreht sich alles um Klara und ihr Leben gegen Ende des 19. Jahrhunderts. In beiden Handlungen sorgt der auktoriale Erzähler dafür, dass der Leser einen guten Einblick in die Wünsche und Gedanken der beiden Hauptcharaktere erhält. Allerdings werden die Wechsel zwischen den Handlungssträngen nicht durch einen Schriftartwechsel oder eine Überschrift angekündigt, sondern müssen vom Leser selbst erkannt werden. Zu Anfang kommt es deshalb zu einer kurzen Irritation. Schön ist allerdings, dass der Leser auf diese Weise die beide Hauptcharaktere zunächst gesondert kennenlernen kann, bevor die Handlungsstränge schließlich miteinander verschmelzen. Allerdings zieht sich dieser einführende Teil des Romans viel zu lange hin, weshalb die Geschichte nur langsam Spannung aufbaut. Als die beiden einzelnen Handlungsstränge zusammengeführt werden, ändert sich dies jedoch sofort. Mit Klara und Jarno prallen zwei unterschiedliche Welten aufeinander, die sich erst aneinander gewöhnen und annähern müssen. Klara muss sich erst in die neuen Zeit, die sich stark von ihrem früheren Leben unterscheidet, einleben. Immer wieder hat die junge Frau dabei mit den Fortschritten in der Technik und der Gesellschaft zu kämpfen. Dadurch entstehen zahlreiche komische Momente, die einen als Leser zum Schmunzeln bringen. Es ist zudem spannend zu verfolgen wie Klara sich immer mehr in ihren Retter, Jarno, verliebt. Zwar ist die Liebesbeziehung der beiden Hauptcharaktere von Anfang an vorhersehbar, aber wird dennoch nicht langweilig, sondern besticht durch zarte Romantik. Am Ende nimmt der Roman schließlich sogar richtig Fahrt auf, da die böse Zauberin, die bisher kaum persönlich aufgetreten ist (lediglich ein Kapitel wurde aus ihrer Sicht berichtet), zurückkehrt und sich aktiv am Geschehen beteiligt. Besonders überraschend wird das Ende auch durch die Aufklärung des Verwandtschaftsverhältnisses von Jarno zu Elise, das die Wiedererweckung von Klara erst möglich machte. Angenehm wird die Lektüre von „Marmorkuss“ durch die gut verständliche Sprache des Romans. Jennifer Benkau verzichtet auf zu lange und komplizierte Sätze, weshalb das Buch gut in einem Rutsch durchgelesen werden kann.
Ähnlich romantisch wie der Inhalt des Buches ist auch die äußere Gestaltung. Über den helltürkisen Hintergrund des Covers ranken sich rote und weiße Rosen. Titel und Autorin heben sich durch dunklere Farben deutlich ab. Obwohl die Farben des Covers unaufdringlich gehalten sind, sprechen sie potentielle Leser, insbesondere junge Mädchen, sofort an und geben bereits Auskunft über den romantischen Inhalt der Geschichte. Das Innere des Buches ist ähnlich schlicht und unaufgeregt: Gegliedert wird der Roman durch vier Teile, die noch in insgesamt 26 Kapitel untergliedert sind. Jeder Teil und jedes Kapitel sind deutlich gekennzeichnet und mit einer passenden Überschrift versehen. Auf Bilder oder Verschnörkelungen wurde bewusst verzichtet, um nicht vom Inhalt abzulenken.
Abschließend lässt sich festhalten, dass der Roman „Marmorkuss“ von Jennifer Benkau eine Art romantisches und modernes Märchen darstellt, dass Magie und Zeitreisen mit der modernen Welt verknüpft. Anders als die meisten Fantasyromane ist dieses Buch zudem in sich geschlossen und es muss nicht ewig auf die langersehnte Fortsetzung gewartet werden. Negative Aspekte stellen nur das abrupte Ende sowie die recht vorhersehbare Liebesgeschichte dar.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ThL- unibi.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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