Markus und der Golem

Autor*in
Schulenburg, Bodo
ISBN
978-3-95565-046-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
64
Verlag
Hentrich & Hentrich
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2014
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Berlin 1942, ein jüdisches Kinderheim. Markus ist auf irgendeinem Weg dort gelandet, nachdem er miterleben musste, wie seine Eltern brutal aus der Wohnung getrieben und abtransportiert wurden.
Er hat als Erinnerung nur eine Ansichtskarte mit einem Papageienmann, die ihm sein Vater beim letzten gemeinsamen Besuch im Tierpark gekauft hat

Beurteilungstext

Der Golem ist die Bezeichnung für eine Figur der jüdischen Literatur und Mystik. Dabei handelt es sich um ein von Weisen mittels Buchstabenmystik aus Lehm gebildetes stummes menschenähnliches Wesen, das oft gewaltige Größe und Kraft besitzt und Aufträge ausführen kann.
Dieser Mann auf der Karte (es ist das Bild ""Der Papageienmann"" von Max Liebermann) wird für Markus sein Golem. Er spricht mit ihm, lässt sich von ihm in Tagträume entführen, fliegt mit ihm zum Mond, entflieht mit ihm gedanklich seiner trost- und hoffnungslosen Situation. Er fordert ihn auf, dafür zu sorgen, dass die polternden Männer, die letztlich auch an die Kinderheimtür dreschen, verschwinden.
Die Geschichte ist mit ganz ruhigen Worten erzählt und wirkt sehr bedrückend. Alle Einzelheiten werden ausgespart, nur die Gedanken und verzweifelten Hoffnungen des kleinen Jungen werden thematisiert.
Alle anderen Kinder verschwinden im Nebel, nur Tante Meta bekommt ein Gesicht - sie kümmert sich streng, aber liebevoll um die Kinder, nimmt dankbar anonyme Spenden von der Tür des Waisenhauses, um sie letztendlich doch auf dem Transport ins Vernichtungslager zu begleiten.
Tröstlich ist die vage Andeutung, dass Markus dem Transport entgeht.
Das Kinderheim gab es tatsächlich in Berlin-Niederschönhausen.
Markus und der Golem ist eine Neuausgabe eines Klassikers der Kinderliteratur zum Holocaust. Das Buch erschien erstmalig 1987 in der DDR und 1988 in der BRD.
Es ist gut, dass es diese Neuauflage gibt, denn auch mehr als 70 Jahre nach dem Grauen ist der Schoß fruchtbar noch (oder wieder), aus dem das kroch.

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Diese Rezension wurde verfasst von pli.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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