Märchenland für alle

Autor*in
Nagy, Boldizsar M.
ISBN
978-3-8310-4509-9
Übersetzer*in
Tankó, TimeaMalomvölgyi, TündeKunze, Christine
Ori. Sprache
Ungarisch
Illustrator*in
Bölecz, Lilla
Seitenanzahl
180
Verlag
Dorling Kindersley
Gattung
Buch (gebunden)Märchen/Fabel/Sage
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
didaktisches MaterialVorlesen
Preis
16,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Bekannte Märchen werden von ungarischen Künstler:innen neu erzählt. So ist eine Sammlung von Märchenadaptionen entstanden, die sich eindeutig für mehr Diversität und Vielfalt in der Gesellschaft ausspricht und die tradierten Rollenbilder der Märchen bewusst verändert.

Beurteilungstext

„Märchenland für alle“, schon der Titel deutet an, dass in dieser Märchensammlung von Figuren erzählt wird, die sich vielleicht nicht eindeutig männlich oder weiblich zuordnen lassen, die das glückliche Ende nicht unbedingt in einer Heirat finden oder die den traditionellen Rollenzuschreibungen widersprechen.
Im Vorwort des Herausgebers Boldisár M. Nagy ist zu lesen, dass die Märchen, die ja schon immer auch durch die verschiedensten Adaptionen und die Übertragung in andere Medien bekannt sind, hier unter dem Blickwinkel der Diversität in Geschlecht und Sexualität neu erzählt werden sollten. Der Schreibaufruf ging vom ungarischen Lesbenverband Labrisz aus, die nicht nur etablierte Autor:innen, sondern auch angehende Schriftsteller:innen zu Wort kommen lassen wollten. So finden sich in dem Band insgesamt 17 Märchen von Judit B. Tóth, István Lakatos, Eszter Gangl oder Petra Finy, um nur einige zu nennen. Die Erzählungen handeln z.B. von Prinzessinnen, die lieber Prinzen sein möchten, von Goldlaub, die keine Prinzessin sein will und schlussendlich vom König, der mit einem Apfel vergiftet wird, oder von einem kleinen Reh, das von einer Fee ein Geweih geschenkt bekommt, weil es lieber ein Hirsch sein will.
Mit den tradierten Märchenrollen, die oftmals auch noch bis heute unser Denken beeinflussen, wird hier bewusst gebrochen. Dabei kreieren die Autor:innen sehr lebendige Geschichten mit flüssigen Dialogen und interessanten Interpretationen der bekannten Märchen wie "Die Schneekönigin", "Schneewittchen" oder "Hänsel und Gretel". Das Buch nimmt dabei die Figuren mit ihren Wünschen und Bedürfnissen sehr ernst. So eignet es sich auch dank der drei Übersetzer:innen Christina Kunze, Tünde Malomvölgyi und Timea Tankó auch zum abendlichen Vorlesen. Jeder Text ist mit ein bis zwei teils halbseitigen, teils viertelseitigen Illustrationen von Lilla Bölecz versehen. Diese wirken sehr farbig, oft in einem ähnlichen Spektrum und flächenhaft. Sie stellen weniger den Raum in den Mittelpunkt als die Figuren selbst und zeigen diese mit ihren Emotionen und in ihrer Unterschiedlichkeit. Der durchgängige Illustrationsstil wirkt gemeinschaftsstiftend und bindt die Geschichten zusammen.
So ist ein Märchenbuch entstanden, das gerade die Gruppen in den Blick nimmt, die in der historischen KJL wenig Raum haben und sich nun hier auch wiederfinden können. Gleichzeitig ist das Buch auch ein Politikum, denn bekannterweise werden in Ungern queere Menschen offen unterdrückt, dennoch sind sie da und werden so noch einmal in besonderer Weise sichtbar. Das Buch wurde auch 2021 auf die „White Ravens“ Empfehlungsliste der internationalen Jugendbibliothek aufgenommen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Alexandra Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 16.09.2022

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