Luftmaschentage

Autor*in
Becker, Anne
ISBN
978-3-407-75759-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
172
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Weinheim
Jahr
2023
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Anne Becker hat ihre feinsinnige Erzählkraft und ihre Sensibilität für kindliche Ängste schon in ihrem Debütroman „Die beste Bahn meines Lebens“ (2019) unter Beweis gestellt. Ebendiese zeigt sich auch fulminant in ihrem neuen Kinderroman „Luftmaschentage“, in dem sie feinfühlig von der Freundschaft zweier ungleicher Mädchen erzählt, von inneren Monstern und prekären Lebenssituationen, voller Symbolik und Metaphorik.

Beurteilungstext

Ich-Erzählerin Matea, kurz Mats, hat einen Kraken im Bauch, die sie „Madame Schüchtern“ nennt. Madame Schüchtern macht sie sprachlos. Inzwischen, zur Erzählgegenwart, 11 Jahre alt, hat sie seit dem 7. Lebensjahr in der Öffentlichkeit kaum gesprochen. Dabei wächst sie als Tochter einer engagierten Pastorin wohlbehütet in einer Mittelstandsfamilie mit einem großen Bruder auf, dem gegenüber sie gar nicht schüchtern ist. Eines Tages kommt Ricarda in ihre Klasse und mischt ihr Leben tüchtig auf. Diese Ricci ist anders als die anderen, wirkt ungepflegt und vorlaut, und doch geschieht das für alle Unerwartbare: Mats und Ricci werden beste Freundinnen. Obwohl oder vielleicht gerade weil Ricarda ganz anders ist als Matea, fassen sie Vertrauen zueinander. Für Matea ist das eine vollkommen neue Erfahrung, denn bislang kannte sie außerhalb ihrer Familie eigentlich nur erwachsene Personen, denen sie wirklich vertraute. Da war vor allem die alte Frau Lose, die in der Erzählgegenwart schon verstorben ist, die dem Monster in Mateas Bauch den Namen „Madame Schüchtern“ gab und die ihr das Häkeln beibrachte. Seither häkelt die Protagonistin leidenschaftlich gern und sie bringt es auch Ricarda bei, sodass die beiden ungleichen Freundinnen die titelgebenden „Luftmaschentage“ erleben. Doch Ricarda hat Geheimnisse und verbirgt ihre Herkunft aus prekären Verhältnissen. Matea fühlt sich verletzt und schließlich kommt es zum Bruch. Um diesen wissen die Leser*innen von Anfang an, da sich eine zweite Erzählebene über den Haupthandlungsstrang schiebt. Hier lesen sich unbeantwortete Sprachnachrichten von Matea an Ricci, die typographisch durch Kursivdruck abgesetzt sind, aus denen hervorgeht, dass die Mädchen sich entzweit haben. Auch hier zeigt sich die grandiose Vielschichtigkeit, welche die Narration birgt. Denn die stumme Matea schickt Sprachnachrichten an die Freundin, keine Textnachrichten. Sprachnachrichten, die ans Herz gehen und sich an mancher Stelle an der Schwelle zum Lyrischen bewegen: „Ziemlich leer und still hier. Ohne dich. Kann nicht einschlafen“ (S. 5).
Beckers Kinderroman ist auf vielen Ebenen zugleich komplex. Kunstvoll ist der Blick ins Innere der Fokalfigur verwoben mit den Gefühlen der anderen Figuren, die allesamt mehrdimensional sind und daher authentisch wirken. Die Poetik der Sprache spiegelt sich schon im Titel „Luftmaschentage“ und zieht sich durch den ganzen kraftvollen Erzähltext.
Rundum empfehlenswert für Kinder ab 11 Jahren und auch für eine Literaturunterricht, der mehrere Aspekte literarischen Lernens anzielt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kirsten Kumschlies; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 09.09.2023

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