Lord Jim

Autor*in
Conrad, Joseph
ISBN
978-3-257-20128-4
Übersetzer*in
Lorch, Fritz
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
543
Verlag
Diogenes
Gattung
Ort
Zürich
Jahr
2005
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
9,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nach der Kollision mit einem unsichtbaren Hindernis verlassen der junge Seeoffizier Jim und drei andere Besatzungsmitglieder die "Patna" und lassen 800 Passagiere, Moslems auf der Pilgerfahrt, im Stich. Wieder an Land behaupten sie, die einzigen Überlebenden des Unglücks zu sein. Wenige Tage später wird die "Patna" jedoch gesichtet und in Sicherheit gebracht. Für sein Vergehen wird Jim der Prozess gemacht: Er verliert sein Steuermannspatent und versucht nun sein Glück als Hafenagent.

Beurteilungstext

Joseph Conrads (1857-1924) erstmals im Jahre 1899 erschienener Roman erzählt die Geschichte des englischen Schiffsoffiziers Jim, dessen Ehre und Mut auf extreme Weise vom Schicksal auf die Probe gestellt werden. Weil Jim die Kluft zwischen seinen idealistischen Ansprüchen an sich selbst und seinen wirklichen Taten, den "Tatsachen", nicht überwinden kann und bei der ersten richtigen Prüfung des Meeres versagt, wird diese Schwäche und Schande zu seinem ewigen Begleiter: "Für die Weißen im Küstenhandel und die Schiffskapitäne war er einfach Jim - nichts weiter. Er hatte natürlich noch einen anderen Namen, aber er war darauf bedacht, dass dieser nicht laut wurde. Sein Inkognito [..] sollte nicht eine Persönlichkeit verbergen, sondern eine Tatsache. Wenn die Tatsache das Inkognito durchbrach, verließ er unverzüglich den Seehafen, in dem er sich gerade aufhielt, und begab sich in einen anderen […]. So begegnete man ihm im Laufe der Jahre nacheinander in Bombay, in Kalkutta, in Rangun, in Penang, in Batavia" (S. 13).

Conrad bringt in seinem klassisch gewordenen Roman, in dem er eigene Erfahrungen als Seemann und Materialien über eine historisch verbürgte Schiffskatastrophe verarbeitet, "nicht nur die zutiefst menschliche Perspektive philosophischer Einsichtnahme, […] sondern auch die Kunst seiner Natur- und Landschaftsbeschreibungen" zur Meisterschaft (Nachwort von Otto A. Böhmer, S. 541). Diese Parabel über die Schuld und den vergeblichen Versuch, vor sich selbst und seiner Vergangenheit wegzulaufen, hat selbstverständlich bis heute nichts von ihrem philosophischen Wert und ihrer Aktualität verloren.
Bei der Diogenes-Ausgabe handelt es sich um eine hochwertige und sorgfältig lektorierte Publikation, die durch ein ausführliches Nachwort von Otto A. Böhmer zum Autor und seinem Werk abgerundet wird. Aufgrund der anspruchsvollen Thematik, der sehr kunstvollen Sprache und impressionistischen Erzählweise kann die Lektüre jedoch erst ab der Oberstufe empfohlen werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von bfkö.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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