Linas Geheimnis

Autor*in
Koch, Karin
ISBN
978-3-7795-0716-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Fourniller, Magdalena
Seitenanzahl
188
Verlag
Peter Hammer Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/RomanFantastik
Ort
Wuppertal
Jahr
2023
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wenn ein Schuljahr bescheuert anfängt, dann kommt eins nach dem anderen dazu: Freundinnen orientieren sich anders, Lina wird gemobbt und dann wächst ihr noch ein Horn auf der Stirn, das aber seltsamerweise nur Kinder sehen können. Und dann passieren noch einige unerklärliche Dinge, die so seltsam sind, dass sie kein Erwachsener und kein Arzt erklären kann.

Beurteilungstext

Ella, die beste Freundin der etwa 12-jährigen Lina musste vor den Sommerferien mit ihren Eltern nach China umziehen, da ihre Mutter beruflich oft in diesem Land unterwegs ist. Und jetzt nach den Sommerferien hat sich noch viel mehr verändert. Linas Freundinnen, Hilal und Josi, hängen nur noch mit der Schulschönheit Pauline ab, die Lina nicht besonders leiden kann. Außerdem ist Isa schon lange im Krankenhaus, Lina muss neben Leo, dem peinlichsten Jungen der ganzen Schule sitzen und dann passiert ihr auch noch dies: Lina setzt sich auf einen nassen Stuhl im Kunstunterricht. Folglich ist auch ihre Hose nass und trocknet nicht bis zum Unterrichtsende. Irgendjemand muss sie mit dem Handy gefilmt haben, denn dieses Video wird im Netz geteilt und Lina wird zum Gespött der Schule, denn alle interpretieren, dass sie in die Hose gepinkelt habe. Ihre Mutter schaltet zwar die Polizei ein, aber die erklärt, dass sie da momentan nichts machen könne. Und zu allem Überfluss wächst Lina ein Horn mitten auf der Stirn. Auch ein Arzt kann ihr nicht helfen, denn weder Mutter noch Arzt können das Horn sehen oder fühlen.
In diesem Kinderroman gibt es mehrere Handlungsfäden, die alle zu einem Punkt führen: der großen Demonstration im Winter.
Da ist der Faden von Lina und Leo: In der Schule ist Leo zappelig, nervös und stottert. Als sie ihn zufällig mit dem Rad begegnet und zu ihm nach Hause kommt, ist er ganz anders. Seine Mutter ist Ärztin, sitzt aber im Rollstuhl, sein Vater ist ein bekannter Maler, der Monumentalbilder kreiert, auch eines vor der Schule und zur Zeit arbeitet er an einem für das Krankenhaus. Seine Schwester ist hochbegabt und verdient mit einer eigenen App viel Geld, mit der sie schließlich die Demo finanziert. Nur einmal, und da wird der Erzählfaden unterbrochen, spricht Leos Vater sehr seltsam mit Lina. Auch er sieht ihr Horn nicht. Später wird Leo Schulsprecher und organisiert diese Demo.
Da ist der Faden von Isa und Lina. Isa ist in einer psychiatrischen Klinik, da sie behauptet, sie hätte Hörner auf der Stirn. Die wollte sie sich mit einem Küchenmesser absäbeln und hat sich dabei verletzt. Sie will aus der Klinik raus. Hilal, Josi und Lina befreien sie und bieten ein Gartenhaus in einem Schrebergarten als Zufluchtsort an - wohl wissend, dass dies nur für kurze Zeit sein kann...
Da ist der Faden von Ella und Lina. Ella ist ja in China. Sind es die Zeitunterschiede oder dass Lina kein Handy mehr hat, der Kontakt zwischen beiden ist knapp und gering. Trotzdem ist es Ella aus dem fernen China, die die drei Freundinnen aus dem Gartenhaus wieder zu ihren Eltern bringt. Aber auch sie glaubt nicht an die Hörner. Sie sind auch auf keinem Foto zu sehen!
Da ist der Faden von Lina und vielen Mitschülern und Mitschülerinnen: Inzwischen haben sich an der Schule viele Kinder geoutet, dass auch sie Hörner, Flossen, Elefantenohren, Pferdefüße, ... hätten. Niemand von den Erwachsenen glaubt ihnen, da sie diese Auswüchse nicht sehen können.Aber Lina wird zur Ansprechpartnerin.
Leo und viele andere Kinder wollen eine Party in der Schule veranstalten, um allen ihre absonderlichen Auswüchse zu zeigen. Doch die Schulleitung verbietet diese Party. So kommt es zu dieser Demo im Winter, wo die Schüler und Schülerinnen tanzen, singen, Theater spielen, ... sich selbst darstellen.
Und siehe da: Diese Auswüchse werden kleiner.
Fragt man 11- bis 13-Jährige, für die ja dieser Kinderroman geschrieben ist, wie sie den Text finden, so kommt als Antwort: Er ist spannend geschrieben, ist lustig, überraschend... Viele können das Mobbing zu Beginn des Romans absolut verstehen, bzw. kommt ihnen bekannt vor - aber dann werden die Antworten vage. Die Hörner, Flossen, Elefantenohren ... sind für diese Altersgruppe schwer zu interpretieren.
Versuchen wir es mit dieser Lösung: Viele Kinder haben während der Vorpubertät oft Probleme mit sich, den anderen und ihren Eltern, mit der gesamten Sozialstruktur. Und das ist ja auch verständlich. Erwachsene können oft diese Differenzen nicht erkennen, können also diese Hörner nicht sehen. Nur wenn Kinder verzweifelt an sich mit Messern "herumschnippeln", dann werden Erwachsene aufmerksam. Können Kinder hingegen ihre Probleme selbst lösen und gibt man ihnen einen Freiraum für eigene Ideen, dann können diese altersbedingten Probleme geringer werden - so jedenfalls könnte die These der Autorin sein.
Magdalena Fourniller hat dazu eindrucksvolle und mitunter bedrückende Schwarz-Weiß-Bilder geschaffen.
Es liegt hier ein rätselhafter Kinderroman vor, der zu Diskussionen anregt und hoffentlich neue und andere Interpretationen als diese hervorbringt. Der Text bietet es jedenfalls an.



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Diese Rezension wurde verfasst von Walter Mirbeth; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 13.09.2023