Letzter Auftritt
- Autor*in
- Gerrits, Angela
- ISBN
- 978-3-522-17721-4
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 206
- Verlag
- Thienemann
- Gattung
- Krimi
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2005
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 9,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Siri gewinnt einen Double-Wettbewerb: Sie soll ihr großes Idol und Frontsängerin der "Spinsters" - Janina - persönlich treffen! Doch das Treffen platzt, da Janina nach einem Überfall im Krankenhaus liegt. Siri vertritt die Sängerin ein paar Tage, damit ihre Auftritte nicht abgesagt werden müssen. Sie erkennt zu spät, in welcher Gefahr sie sich befindet, da der Psychopath, der Janina angegriffen hat, immer noch auf freiem Fuß ist und auch er - wie Fans und Presse - sie verwechseln könnte.
Beurteilungstext
Angela Gerrits ist mit "Letzter Auftritt" ein spannender Jugend-Krimi gelungen, von dem sich vermutlich besonders junge Leserinnen angesprochen fühlen werden.
Die Protagonistin Siri ist ein normaler Teenager aus einfachen Verhältnissen. Ihre großen Vorbilder sind die drei Sängerinnen der Casting-Band "Spinsters". Wie fast jedes Mädchen in ihrem Alter will sie genau so sein wie die drei Popstars. Als dieser Traum wahr werden soll, ist Siri zunächst so geblendet und naiv, dass sie nicht erkennt oder nicht einsehen will, dass das Showgeschäft nicht nur Spaß und Party, sondern viel Arbeit, vor allem aber auch Neid, Intrigen, Gefahr und Betrug bedeutet. Als Siri diese Fassade endlich durchschaut und aussteigen will, ist es im Grunde zu spät: Bis dahin blickte sie in die Pistolenmündung Janinas Peinigers. Sie scheint den Absprung nicht mehr zu schaffen, verstrickt sich immer weiter in Lügen, lässt sich ausnutzen und selbst nachdem es zwei Tote im unmittelbaren Umfeld der "Spinsters" gibt, schafft sie es nicht sofort, sich loszueisen. Als sie endlich doch die Wahrheit sagt und zurück in ihr Leben als "Siri aus Weselow" gelangt, scheint das Mädchen endlich gereift.
Gerrits geht mit ihrem Roman mit dem Musikgeschäft und dem Showbusiness hart ins Gericht. Die Moral der Erzählung könnte lauten, dass zu viel Identifikation mit Stars gefährlich ist, wenn Fans nur noch im Sinne ihrer Idole handeln und ihre eigene Identität nahezu aufgeben. Dass Gerrits gerade Figuren einer Casting-Band auswählt, ist bezeichnend, da diese "Stars" haarklein nachvollziehbar für die Zuschauer einer Casting-Show über Nacht vom "normalen Menschen" zum vermeintlichen Superstar mutieren. Somit bieten jene Casting-Stars schließlich ein breites Identifikationsangebot. Welcher Jugendliche - vor allem welches junge Mädchen - will das nicht selbst erleben: Vom normalen Schüler von nebenan innerhalb weniger Wochen zum berühmten und bewunderten Star getrimmt zu werden. Das klassische Motiv des American Dream - vom Tellerwäscher zum Millionär. Den Beweis für die millionenfache Identifikation mit Mädchen wie den “Spinsters” (oder No Angels...) liefern die Einschaltquoten und unzähligen Bewerbungen für Casting-Shows, die "Pop-", wenn nicht sogar "Superstars" produzieren wollen.
Somit ist "Letzter Auftritt" ein gesellschaftskritischer Kriminalroman für Jugendliche, der jedoch vor allem in der Darstellung Siris zur Übertreibung neigt: Dadurch, dass die Protagonistin sehr naiv gezeichnet ist, wird sich der jugendliche Leser ihr immer wieder überlegen fühlen und identifiziert sich vermutlich nicht völlig mit ihr. Der Leser kommt auf diese Weise, vielleicht noch bevor die Hauptfigur das falsche Spiel der Stars- und Glitzerwelt durchschaut, zur Reifung und Einsicht, die Siri erst gegen Ende der Geschichte erlangt.
Sprachlich ist der Roman ästhetisch geformt: Es zeichnet sich ab, dass der Erzählerbericht bewusst sprachlich hochwertig ausgestaltet ist und mit Hilfe des allwissenden Erzählers viele Anhaltspunkte zum Mitraten bietet. Auf der anderen Seite ist die wörtliche Rede eher umgangssprachlich geprägt, was die Authentizität der erzählten Geschichte verstärkt.
Insgesamt ist "Letzter Auftritt" ein gelungener Kriminalroman für Jugendliche, der nicht nur unterhält, sondern auch die Lebens- und Denkweise seiner Leserschaft in Frage stellt.