Leo und Lucy: Der dreifache Juli

Schlagwörter

• Diversität
• Freundschaft
• Kindheit

Teaser

Leo und Lucy sind wieder da! Rebecca Elbs knüpft an ihr fulminantes kinderliterarisches Debüt an und legt den zweiten Band der in Köln-Chorweiler angesiedelten Abenteuer von Leo, Lucy, Lius aus dem „Horrorweg“ und dem Hund Blumenkohl vor. Die Protagonist*innen bleiben so gewitzt und sympathisch, wie man sie kennengelernt hat und geraten in diesen Sommerferien in ein irrsinniges Terminchaos, das dem Ich-Erzähler Leo den Schweiß auf die Stirn treibt. Ebenso lebensnah, liebenswürdig und einnehmend wie der erste Band, ein überzeugendes kinderliterarisches Plädoyer für Vielfalt und Diversität.

Beurteilungstext

Wir erinnern uns an den ersten Band, als Leo und die im Rollstuhl sitzende Lucy das L-Team gegründet und Lius aufgenommen haben: all dies im Hochhausviertel Köln-Chorweiler, das hier durch den Blick ins Innere des kindlichen Protagonisten und Ich-Erzählers Leo freundlich und liebevoll gezeichnet ist. Es sind Sommerferien, und die Freundschaft mit Lius hat sich gefestigt, doch ihm macht sein Übergewicht schwer zu schaffen: Seine Mutter drängt ihn, auf eine Abnehm-Insel (Amrum) zu fahren und verköstigt ihn mit Rettich und Kohlrabi – vor allem soll er beim Stadtteillauf mitmachen. Und da fangen die großen Terminprobleme an, denn irgendwie ist es wie verhext und alle Termine zentrieren sich auf den 17. Juli. Da findet nicht nur der Stadtteillauf statt, sondern auch das große Skater-Turnier, dem Leo schon lange entgegenfiebert und auch das Theaterstück des Jugendzentrums. Für dieses probt Lucy gegen den Willen ihrer Eltern unter Hochdruck und Leo und Lius haben ihr hoch und heilig versprochen, an diesem mitzuwirken. Als Leo dann auch noch eine Einladung seines leiblichen Vaters, dem amerikanischen Astronauten Jan Hoevermann, ins NASA-Zentrum und nach Florida erhält, wächst Leos innerer Druck ins Unermessliche, denn er möchte niemanden enttäuschen. Hinzukommt eine Beziehungskrise zwischen seiner Mutter und Mo, der ihm inzwischen mächtig ans Herz gewachsen ist. Aber die freundschaftliche Kraft des L-Teams ist auch diesen Krisen gewachsen...

Rebecca Elbs fasst schwierige Themen an und stellt Figuren aus problematischen Verhältnissen ins Zentrum, ohne zu problematisieren oder zu moralisieren. Die Fokalisierung bindet sich durchgehend an den kindlichen Ich-Erzähler, für den Diversität, Inklusion und Geldsorgen der normale Alltag sind, in dem er glücklich ist. Seine Sprache ist einfach und voller Komik, die Handlung nah am Puls der Zeit: überzeugend, empathisch, ehrlich und realistisch. Die Illustrationen von Julia Christians bilden die Figuren und ihre Lebenswelt passend zum Text und äußerst liebevoll ab. Das war schon im ersten Band so, der zweite steht diesem an keiner Stelle nach. Damit reihen sich die Titel ein in eine realistische erzählende Kinderliteratur der Gegenwart, welche Kinder ebenso als Figuren wie als adressierte Leser*innen ernstnimmt und den aktuellen kindlichen Lebensalltag genau beobachtet und spiegelt.
Nun wartet man tatsächlich auf einen weiteren Band über die Abenteuer von Leo und Lucy in Köln-Chorweiler. Vor allem steht die Frage im Raum: Wer verbirgt sich hinter Leos Vater? Ist er wirklich ein NASA-Astronaut, wie Leo sich immer erträumt hat?
Eine rundum empfehlenswerte Lektüre für Kinder zwischen 9 und 12 Jahren.