Lauf, wenn es dunkel wird

Autor*in
Henry, April
ISBN
978-3-522-50264-1
Übersetzer*in
Rak, Alexandra
Ori. Sprache
amerikanisches Engli
Illustrator*in
Seitenanzahl
222
Verlag
Thienemann
Gattung
Krimi
Ort
Stuttgart
Jahr
2012
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Griffin kann es seinem cholerischen und gewalttätigen Vater nicht recht machen. Als er dann ein Auto sieht, in dem der Schlüssel steckt, sitzt er sofort drin und fährt los. Sein Vater wird viel Geld damit machen. Nur sitzt in dem Auto ein blindes Mädchen. Dennoch bringt Griffin seine Beute auf den abgelegenen Hof. Der Vater und seine Kumpels sind unberechenbar, wittern ein hohes Lösegeld. Griffin kann da nicht mithalten und hilft letztlich dem Mädchen bei der Flucht, die beinahe misslingt.

Beurteilungstext

Die Bande der Loser führt die Autorin richtig vor, sie sind alle vier mehr oder weniger hoffnungslose Verlierer, haben sich ein auf Autodiebstahl und -ausräumen spezialisiertes Einkommen gesichert und sehen nun durch die gedankenlose Aktion des Jüngsten das große Geld auf sich zukommen. Dass dabei nichts richtig klappt, hängt ausschließlich mit ihrer Unfähigkeit zusammen und natürlich auch mit dem Problem, dass ihr unverhofftes Opfer zwar blind ist, aber zu der Kategorie Menschen gehört, die immer einen klaren Kopf bewahren, folgerichtig denken und entsprechend handeln können. Das schließt natürlich nicht aus, dass die 16-jährige Cheyenne Angst hat, verzweifelt, weint, schreit, unüberlegt um sich schlägt. Im rechten Augenblick aber das Richtige zu tun ist dennoch ihr Ding.
Griffin, unbestimmten Alters, aber nicht viel älter als Cheyenne, hat anfangs wenig Sympathie für das Mädchen, das ändert sich aber durch zwei wesentliche Erzählmomente: zum Einen droht Cheyenne wirkliche Gefahr durch die drei hemmungslos aggressiven Bandenmitglieder. Nur unter Gewaltanwendung kann Griffin einen Übergriff verhindern. Zum Anderen aber ist es das Verhalten Cheyennes, die genau einschätzen kann, welche Rolle der Junge in der Konstellation ihrer Entführer einnimmt. Sie spielt ihm Einiges vor und er reagiert genau so, wie sie es beabsichtigt. Dabei wird ihr der Junge fast sympathisch. Von einem Stockholm-Syndrom kann man aber nur bedingt sprechen. Sie sieht in ihm nie einen Anderen als den, der sie entführt hat. Aber sie sieht auch, dass er etwas anders ist als seine Kumpane, dass so etwas wie ein guter Kern in ihm vorhanden ist. Das spielt sie ihm auch entsprechend vor, so dass seine Bewachersinne erlahmen und Cheyenne ihn erschlägt. Meint sie jedenfalls. Sie weiß, dass Griffin nie so weit gehen würde, sie fliehen zu lassen. Also muss sie Gewalt anwenden. Dass ein menschlicher Schädel härter ist als sie denkt, ist beider Glück.
Die zweite Geschichte, die hier erzählt wird, ist die ihrer Erblindung. Durch einen Unfall verlor sie ihr Augenlicht und musste mühsam lernen, sich völlig neu in der Welt zurecht zu finden. Blindenhund (den sie im entscheidenden Augenblick nicht dabei hatte) und Blindenstock sind ihre Lotsen, sehr sachkundig wird der Leser mit diesen Hilfsmitteln vertraut gemacht. Und vor allem mit dem veränderten Verhalten der Menschen um die Blinde herum. Wütend macht sie die Eigenart, mit ihr entweder gar nicht oder besonders laut zu reden - zu häufig wird Blindsein mit weiteren Behinderungen gleich gesetzt. Und findig sucht sie Auswege aus der Extremsituation, in die sie geraten ist - beinahe geht das auch endgültig schief. Nur durch ihre Entschlossenheit, auch in der ausweglosesten Situation sich nicht dem Fremden auszuliefern, sondern selbst aktiv zu bleiben, übersteht sie die Gefahr.
Und der Leser folgt der Autorin gebannt. cjh12.05

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Henry, April

Henry, April

Never Forget. Das Mädchen, das sich nicht erinnern durfte

Weiterlesen
Henry, April

Break-Out

Weiterlesen
Henry, April

Lauf, wenn es dunkel wird

Weiterlesen
Henry, April

Du lebst, solange ich es will

Weiterlesen
Henry, April

Lauf wenn es dunkel wird

Weiterlesen