Kunst! Forschen

Autor*in
Eyb-Green, Sigrid
ISBN
978-3-7026-5975-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
82
Verlag
Jungbrunnen
Gattung
SachliteraturTaschenbuch
Ort
Wien
Jahr
2022
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Büchereididaktisches MaterialFachliteraturFreizeitlektüre
Preis
25,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Buch darüber, wie Künstler*innen es schaffen tatsächlich den Flügelschlag eines Schmetterlings festzuhalten oder eine Königin ewig jung erscheinen zu lassen, obwohl ihre Haut von Narben übersäht war. Darüber, ob ein Betonporsche randaliert werden darf oder darüber wie ein gotischer Altar über die Alpen kommt. Zuletzt ein Buch darüber, welche Fragen Restauratorinnen und Kunsthistorikerinnen an Bilder stellen und mit welchen wissenschaftlichen Mitteln sie sie beantworten. Ein Buch zum Stöbern und Staunen!

Beurteilungstext

Auf junge Teenager üben bewegte digitale Bilder zurzeit wohl die größte Faszination aus. Gerade an diese Zielgruppe richtet sich das Sachbuch "Kunst! Forschen". Es setzt nicht auf die eigene praktische Auseinandersetzung der Jugendlichen mit den vorgestellten künstlerischen Arbeiten, um sie für die Beschäftigung mit der Kunst zu motivieren. Vielmehr hoffen die beteiligten Restauratorinnen und Kunsthistorikerinnen, dass ihre deutlich spürbare eigene Begeisterung für die Kunst auch auf das Zielpublikum überspringt. Das ist ihnen nur zu wünschen! Denn sie untersuchen die Kunst unter den unterschiedlichsten Blickwinkeln, so dass die Neugier der Jugendlichen durchaus Anknüpfungspunkte finden können. Die Forscherinnen (ja, es sind nur Frauen) berichten von ihrer Faszination für die Materialien und Techniken, mit denen Kunstwerke hergestellt wurden. Dabei kommt Kurioses zum Vorschein. Beim Schmetterlingsabdruck werden beispielsweise die Schuppen echter Schmetterlingsflügel auf Ölbilder übertragen. Ein zeitgenössisches Kunstwerk besteht im Kern aus einem Duft. Es wird thematisiert, welche Farben die Künstler in ihrer jeweiligen Zeit zur Verfügung hatten, und wie sich einige dieser Farben im Lauf der Zeit verändern. So wurde aus manchem grünen Baum langsam ein blauer oder brauner. Man erfährt, wie Bleiweiß hergestellt wurde und sowohl im Makeup der englischen Königin Elisabeth I. wie auch in ihren Porträts verwendet wurde. Man erfährt auch das nicht unwesentliche Detail, dass diese Farbe sehr giftig war und zu starken Hautschäden führte. Es wird knapp, aber klar erklärt, dass die Bevorzugung einer hellen Haut im 16. Jhd. eng mit dem englischen Kolonialismus und der Blaustich auf der hohen Stirn der Königin mit Gender-Fragen zusammenhängen. Sollen nachträgliche Veränderungen an Bildern bzw. ihrem Aufbewahrungsort, die z.B. mit ihrer Verehrung als „Wunderbilder“ zusammenhängen oder auf Vandalismus beruhen, bei einer Restauration erhalten bleiben oder nicht? Wie lief im Spätmittelalter die Bestellung eines Altars für eine Kirche in der Schweiz bei einem Meister im süddeutschen Memmingen ab? Dies sind nur einige der angerissenen Aspekte.
Entstanden ist diese Publikation in Kooperation mit dem Graduiertenkolleg Rahmenwechsel an der Universität Konstanz. Als Autorin wird die 1974 geborene Restauratorin Sigrid Eyb-Green genannt, die an der Akademie der bildenden Künste in Wien lehrt und bereits mehrere Kinderbücher veröffentlicht hat. Ihre Texte lesen sich locker und unterhaltsam, obwohl sie durchaus Fachbegriffe verwendet und viele Informationen in wenigen Zeilen verpackt. Die meisten Textpassagen werden durch eine klar umrissene Frage eingeleitet, die dann beantwortet wird, was es dem Leser erleichtert für ihn interessante Abschnitte auszuwählen. Jedes Kapitel enthält einen Fließtext in Spalten sowie eine Doppelseite mit eingeklappten Seiten ähnlich dem im Buch vorgestellten Flügelaltar. Die Außenseiten der Flügel (ihre „Werktagsseiten“) sind grafisch auf das im Inneren dargestellte Bild abgestimmt. Haben sie einen neugierig gemacht und klappt man sie auf, erhält man einen freien Blick auf das besprochene Werk, um das herum oft kleinere, erläuternde Illustrationen und Textblöcke angeordnet sind wie bei einem „Lernplakat“. Leider verschwinden dadurch meistens Teile der zentralen Abbildung in der Bindung was gelegentlich stört.
Insgesamt wird das Buch insbesondere die kunstinteressierten, bildungsbeflissenen Erwachsenen begeistern und hoffentlich den einen oder anderen Jugendlichen zum gelegentlichen Stöbern im buntem Kaleidoskop an künstlerischen Ausdrucksformen motivieren.

Anmerkung

Begleitet wird das Buch von einem Vermittlungsprojekt an, das Lust macht, forschend die eigene Umgebung zu erkunden. Ein Kartenset gibt Anregungen dazu und leitet die Themen der Kunst und der Forschung in die Lebenswelt der Kinder über. Buch- und Vermittlungsprojekt wurden von der Volkswagen-Stiftung gefördert.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SD; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 12.07.2023

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