Kinder-Verwirr-Buch

Autor*in
Ringelnatz, Joachim
ISBN
978-3-351-04085-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Junge, Norman
Seitenanzahl
54
Verlag
Gattung
Lyrik
Ort
Berlin
Jahr
2008
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Ringelnatz entdecken und lieben. Kaum jemand kann sich diesem Wortwitz in Gedichten und Geschichten entziehen. Große Leser nicht - und kleine Zuhörer werden rufen: "Lies das noch mal!"

Beurteilungstext

Joachim Ringelnatz und die Lyrik. Wobei: die Lyrik und Ringelnatz? Dieser Dichter nahm die Lyrik und machte sie zu etwas Neuem. Er definierte die Vorstellung vom Lyriker neu, schrieb Gedichte, die vor allem Menschen zugetan war, die Gedichte nie lesen. Mit Ringelnatz wurde die Lyrik alltagstauglich. "Gewaltigen Erfolg erzielt / Wer eine große Rolle spielt. // Im Leben spielt zum Beispiel so, / Ganz große Rolle: der Popo." Vor allem aber ist Ringelnatz für Kinder. "Die Kuh gibt Milch und stammt aus Leipzig. / Wer zu viel Milch trinkt, der bekneipt sich. // Der Ochse gibt statt Milch: Spinat. / Er spielt am Nachmittage Skat." Kinder sind dem Sinn eines Textes gegenüber offen. Weich und durchlässig ist ihr Weltbild, stets bereit für neue Bilder und Vorstellungen jeglicher Art. "(...) die Welt ist verwirrend, und man muss Kinder immer verwirren, damit sie das Wirkliche auf seine Veränderbarkeit hin untersuchen und erkunden.", so Roger Willemsen in seinem (nebenbei: hinreißenden) Nachwort. Dass sie dieses hohe gut des Staunens verteidigen müssen,, zur Not mit Fäusten, weiß Ringelnatz zu gut. "Kinder, ihr müsste euch mehr zutrauen! / Ihr lasst euch von Erwachsenen belügen / Und schlagen! - Denkt mal: fünf Kinder genügen, / Um eine Großmutter zu verhauen." Und Überhaupt, der Dichter hat sein Kindheit nicht vergessen. Er weiß genau, was "Kindersand" für Kinderhände und kleinen Nasen bedeutet, weiß um die Sorglosigkeit, die Welt ohne Tabus. "Großpapa, ach, was bist du dumm! / Weil du nichts verstehst. / (...) // Und du zitterst immerzu / Wie ein Pappelwald. / Großpapa, wann stirbst du denn? / Stirbst du bald?"
Die Bilder zu dieser phantastischen Dichterei zeichnete Norman Jung. Auch er bemüht sich um eine andere Perspektive. Kühe tragen ihre Euter vor der Nase. Behaarte Menschenfresser zwischen gefalteten Servietten. Kubistische Flottenbesatzung an Deck. Vogelscheuche mit Schnapsflasche in der Jackentasche. Leider sind seine Illustrationen um einiges wenigen verwirrend, als die in den Versen sprühenden Ideen. Ringelnatz' Texte malen ihre eigenen Bilder im Kopf eines jeden Zuhörers. Sie auf Papier zu bannen ist sicher schwer. Eine bloße Verbildlichung des einen oder anderen Verses erscheint naheliegend - zu naheliegend. Denn wo bleibt dabei das Ver-rückte? "Das Sonderbare und Wunderbare / Ist nicht imstande, ein Kind zu verwirren. / Weil Kinder wie Fliegen durch ihre Jahre / Schwirren. - Nicht wissend, wo sie sind. // Nur vor den angeblich wahren / Deutlichkeiten erschrickt ein Kind. // Das Kind muss lernen, muss bitter erfahren. / Weiß nicht, wozu das frommt. / Hört nur: das muss so sein. // Und ein Schmerz nach dem anderen kommt / In das schwebende Brüstchen hinein. / Bis das Brüstchen sich senk / Und das Kind denkt."

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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