Keine Angst vor neuen Tönen

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Aus dem schier unüberschaubaren Feld der Musik hat der Dirigent Ingo Metzmacher aufgeschrieben, was ihm begegnet ist und bei ihm Spuren hinterlassen hat.

Beurteilungstext

Es ist keine der üblichen nüchternen Biographien, in denen Musiker über ihre Begegnungen mit anderen Musikern, Komponisten oder deren Werken schreiben. Das macht der Autor zwar auch, keineswegs nüchtern und trocken, aber das Besondere an seinem Buch ist - neben der Auswahl der vorgestellten Komponisten und ihrer Stücke -, dass er diesen Begegnungen, gewissermaßen zur Einstimmung, jeweils ein Kapitel voranstellt. Die Überschrift dieser Kapitel wie z.B. ‘Farbe’, ‘Natur’, ‘Stille’ oder ‘Bekenntnis’ assoziiert man nicht spontan mit Musik. Hier ergeht er sich in Allgemeinem oder Persönlichem zur Musik, stellt eine Verbindung zum Kapitelthema und dem folgenden Komponistenporträt her, webt Autobiographisches dazwischen. Das gelingt ihm großartig - manchmal in gemütlichem Plauderton, dem man gerne zuhört, dann in packendem Erzählstil, von dem man sich fesseln lässt. Musikinteressierten Jugendlichen (frühestens ab 13 Jahren) und Musikern jeden Alters macht der Autor Mut, ihr Instrument zu ‘spielen’ - dem ursprünglichen Charakter der Sprache entsprechend: Spielerisch, erfinderisch und lustvoll soll der Umgang mit dem Instrument sein. Mit Leichtigkeit, Witz und Spontaneität soll improvisiert werden, gerade in der ernsten Musik, wo meist streng nach Noten gespielt wird. Metzmacher fordert die Musiker auf, bei Stellen, an denen frei und selbst bestimmt werden kann, ihre Hemmungen zu überwinden und dem eigenen Spieltrieb nachzugeben - eine fast revolutionäre Aufforderung! Obwohl sich das Buch in erster Linie mit Musik beschäftigt und deshalb eher Musiker ansprechen wird, ist es auch für Laien gut verständlich und interessant. Im Notfall hilft ein Glossar am Ende des Bandes; hier findet sich auch eine Zusammenstellung der Einspielungen von Ingo Metzmacher bei EMI Classics.
Ingo Metzmacher, berühmt für seine innovativen Programmgestaltungen und lebendigen Interpretationen, ist seit 1997 Generalmusikdirektor der Stadt Hamburg. Ab Sommer 2005 wird er als Chefdirigent dieNederlandse Opera in Amsterdam leiten.