Kartoffelkäferzeiten

Autor*in
Maar, Paul
ISBN
978-3-473-52264-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Maar, Paul
Seitenanzahl
320
Verlag
Ravensburger
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Ravensburg
Jahr
2005
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Johanna wächst in der Nachkriegszeit in einem kleinen Dorf auf. Mutter und die beiden Omas sind ihre wichtigsten Bezugspersonen. Der Vater kommt erst spät aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause und übernimmt bald das Zepter in der Dorfgaststätte. Johanna verliebt sich in einen Jungen, der keinen Vater hat und dessen Mutter deswegen etwas außerhalb der Gesellschaft steht. Ihre Tante Fanny geht mit einem amerikanischen Soldaten in die USA. Auch Johanna hofft, dorthin zu reisen.

Beurteilungstext

Der Titel verrät den älteren Großeltern schon, um welche Zeit es sich in diesem Buch handelt. Nur zu genau können sie sich an das verordnete Kartoffelkäfersammeln, die Kälte und den Hunger der Nachkriegszeit erinnern. Aber das Buch ist ja nicht für diese Generation, sondern für die Enkel geschrieben. Die Geschichte ersetzt quasi das Erzählen der noch Lebenden an diese Zeit. Auch die Enge der Gedanken in einer dörflichen, katholisch geprägten Umgebung wird deutlich. Selbst die Not in physischer und psychischer Hinsicht der Spätheimkehrer wird authentisch geschildert, ebenso wie die Veränderung der Familienstrukturen in diesen Jahren. Während die Frauen, ob alt oder jung, den Alltag mit seinen Entbehrungen klug meisterten, verändern sich die Strukturen wieder zum Patriarchat, als die zurückgekehrten Männer wieder das Familienoberhaupt sind. Vielerorts waren junge Frauen in ihrem Lebenshunger mit amerikanischen Soldaten befreundet, wurden von den Alten aber leichtfertig als Amyschicksen tituliert. All diese verschiedenen Situationen sind meisterlich von Paul Maar erzählt, so dass sich das Buch vorzüglich wie ein Zeitdokument lesen lässt. Das Buch zeigt so viele Nuancen der damaligen Zeit, dass sie sich hier gar nicht alle aufführen lassen. Aber der Roman hat einen großen Nachteil. Er ist, weit über seinen Anfang hinaus , nicht spannend, und nur wenige werden ihn soweit lesen, bis sich Johanna, die Hauptperson des Buches und Emanuel, der Außenseiter unter den Jungen, anfreunden. Hier bangt der Leser mit den langsam erwachsen werdenden Kindern, deren Lebensweg allzu deutlich vorhersehbar und nicht wünschenswert ist. Die gescheite Johanna soll selbstverständlich Köchin werden und die Gastwirtschaft der Eltern übernehmen. Johanna aber ist nicht wie ihre Mutter, wie der Baron treffend bemerkt. Sie widersetzt sich und hinterfragt. Man ahnt, dass die frühere Liebe zwischen der Mutter und dem Baron nicht praktiziert werden durfte, weil der Baron evangelisch, die Mutter aber katholisch war. Die Tante, die ihren Verlobten im Krieg verloren hat, freundet sich mit einem amerikanischen Soldaten an, der sie auch gegen die Erlaubnis von Oma Mariechen heiraten und mit nach Amerika nehmen wird. Ihr möchte Johanna mit Emanuel folgen. Ein ausgezeichneter geschichtlicher Roman, der aber ohne pädagogische Begleitung wenig Anerkennung unter den Jugendlichen finden wird.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPTL.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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