Jahre im Gegenwind - Meine Kindheit und Jugend im Dritten Reich

Autor*in
Seipolt, Adalbert
ISBN
978-3-429-02547-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
132
Verlag
Echter
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
0,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

“Jahre im Gegenwind” nennt der Autor seine Erinnerungen an Kindheit undJugend in Breslau, an Krieg und Flucht und den Neuanfang in den harten Nachkriegsjahren.

Beurteilungstext

Fragt man Jugendliche heute nach den Ereignissen, die zu Hitlers “Machtergreifung”, zum Dritten Reich, zu Krieg, Verfolgung und Vertreibung vieler Millionen Menschen aus vielen Nationen geführt haben, kann man kaum mehr erwarten als ein verlegenes Schulterzucken - was allerdings keineswegs automatisch gleichzusetzen ist mit mangelndem Interesse! Dem nachhaltigen Interesse seiner Schüler verdanken wir das vorliegende Buch das Autors.
Adalbert Seipolt berichtet von seiner schlesischen Heimat, von seinem bescheidenen Elternhaus, das jedoch stark geprägt ist vom katholischen Glauben und vom Leben in der Gemeinde. Auch die NSDAP-Ideologie und der Druck von HJ und Partei im ganz alltäglichen Leben konnte diesen Glauben nicht aufweichen, ja, der Druck von außen schweißte die katholische Jugend nur noch stärker zusammen. Das Leben der Familie blieb fast bis zum Ende des Krieges erträglich und beschaulich. Die Flucht der Restfamilie (Vater und älterer Bruder waren an der Front) mit zwei Koffern und drei Rucksäcken brachte zahlreiche Extremsituationen mit (Lebens-)Gefahr, Hunger, Krankheit und Obdachlosigkeit, bevor die Familie nach längerer Irrfahrt in Riesa/Sachsen eine neue Heimat fand.
Der Verfasser erzählt anschaulich, lebendig und flüssig von seiner Kindheit und Jugend. Wer zur gleichen Zeit Kind gewesen ist, hat viele “Aha-Erlebnisse” und findet in den eigenen Erinnerungen adäquate, manchmal vielleicht sogar deckungsgleiche Passagen.
Deutlich heraus gearbeitet wird durchgängig die starke Bindung der gesamten Familie an den katholischen Glauben und das Leben in der Kirchengemeinde. Dieser Glaube, besonders personifiziert in der resoluten Mutter, trägt auch über die Zeit der schlimmsten Entbehrungen hinweg. Viele “Mechanismen” der Macht , z.B. die rigorose Organisation der HJ und die direkte Einflussnahme der Partei auf schulische Inhalte und Verhaltensweisen werden aus dem Blickwinkel des Kindes und Heranwachsenden transparent und damit für heutige Leser nachvolllziehbar gemacht. Aber auch manche rigide Meinung über die russische Besatzung und die ersten Jahre der DDR wird relativiert. Ein Besuch des -Autors in der “alten Heimat” versöhnt mit der Geschichte, weil er Gemeinsamkeiten sucht und Trennendes im Glauben zu überwinden sucht.
So entstand ein plastisches “ZEITBILD” der 30er und 40er Jahre des letzten Jahrhunderts mit seinen verhängnisvollen politischen Entwicklungen. Allen jungen Menschen, die sich für (jüngere) Geschichte interessieren, finden darin eine lebendig sprudelnde Quelle der Information, die durch schlichte Fotografien (meist aus Privatbesitz) ergänzt wird.
Nachhaltig zu empfehlen für junge Leser ab ca. 12 Jahren (aber auch für Erwachsene!). Besonders empfehlenswert für katholische Familien, Gruppen, Pfarrbüchereien.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RP-Kim.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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