Jacobäas Traum
- Autor*in
- Bayer, Ingeborg
- ISBN
- 978-3-401-05412-4
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 345
- Verlag
- Arena
- Gattung
- –
- Ort
- Würzburg
- Jahr
- 2004
- Lesealter
- 14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Augsburg, zur Zeit der Reformation. Die junge Jacobäa und ihre völlig verarmte Familie leben im Fuggerviertel und müssen sich als Tagelöhner verdingen. Doch Jacobäa träumt davon, eines Tages Puppen herzustellen, wie ihr verstorbener Vater. Als sich ihr die Möglichkeit bietet, geht sie nach Paris, um ihren Traum zu verwirklichen. Aber sie kehrt nach Augsburg zurück, ihrer alten Liebe Valentin wegen...
Beurteilungstext
In die unruhigen Zeiten der Reformation entführt Ingeborg Bayer den Leser mit ihrem Roman. Ungewöhnlich ist, dass einen junge Frau die Hauptperson ist und sich damit der Autorin die Möglichkeit bietet, die Rolle der Frau in der damalige Zeit und ihre Möglichkeiten darzustellen. Denn jeder erwartet eine männerorientierte Gesellschaft (hier wäre ein klärendes Nachwort, nicht nur über die Frau und ihre Stellung, für den Leser angebracht gewesen, um Irritationen zu vermeiden). Auf diese Weise erhält der Leser historisches Wissen, wie es kaum in Lehrbüchern zu finden ist. Ob die Autorin allerdings nicht manchmal etwas zu anachronistisch verfährt, mag man dahin stellen (z.B. die Schilderung von Jacobäas Verkaufsraum in Paris, ganz sicher aber die des Kinderkarussells, S. 105f.) Ärgerlicher sind hingegen missliche Fehler wie eine Kilometerangabe (S. 125) oder ein Fehler in einem lateinischen Text (S. 318: muss es “civitatum” statt “civitatem” heißen).
Die Handlung selbst kommt ohne große Spannung aus und erhält seine besonderen Akzente durch die historische Schilderung. Natürlich gibt es daneben auch eine Liebesgeschichte, die Bayer wohltuend mit allen Schwierigkeiten und persönlichen Problemen schildert (z.B. vorehelicher Geschlechtsverkehr, das schlechte Gewissen einer gläubigen Katholikin, die Position der Kirche und die Promiskuität der Päpste). Überfrachtet wird die Geschichte der erfolgreichen jungen Frau allerdings mit einem von ihr verfassten fiktiven Bericht, der in einer Zeitung erscheinen soll: Darin berichtet ein junger Jude von der Vertreibung aus Augsburg (S. 322 ff.). Der Bericht ist zwar interessant, aber seicht-sentimental und historisch völlig unpassend, da sich am Ende des 16. Jahrhunderts niemand dafür interessiert hätte. Zudem wirkt die Frage nach Schuld, Wiedergutmachung und Reue (S. 335), gerade zu dieser Zeit aufgeworfen, sehr künstlich und aufgesetzt.
So bleibt am Ende der Lektüre ein sehr zwiespältiges Gefühl: Zum einen hat die Autorin einen interessanten historischen Roman geschaffen, zum anderen bleiben sehr viele Unstimmigkeiten wie die oben genannten. Von daher kann man das Buch nur sehr eingeschränkt empfehlen.