Ist das Okay? Ein Kinderfachbuch zur Prävention von sexualisierter Gewalt

Autor*in
Lavoyer, Agota
ISBN
978-3-86321-621-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Balke, Anna-Lina
Seitenanzahl
73
Verlag
Mabuse
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
23,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wenn Dinge nicht okay sind, besonders in Bezug auf intime Gefühle, behält man das besser für sich. Wenn man noch klein ist und die Erwachsenen so komisch zu einem sind, oder wenn man Angst hat, vielleicht etwas falsch zu machen oder selbst schuld zu sein, macht man sich besser nicht so viel daraus. Wenn man als Erwachsener mitbekommt, dass sich ein Kind gegen ein Küsschen wehrt, ist das doch eher etwas peinlich? Mit derartigen Vorstellungen räumt das Buch gründlich auf. Ein wertvoller Beitrag zur Prävention und Aufklärung.

Beurteilungstext

Die Autorin, die beruflich Opfer von sexualisierter Gewalt begleitet, stellt mit diesem Buch einen hohen Anspruch. Kinder sollen ermutigt werden und lernen, körperlich unangenehme Übergriffe gar nicht erst zuzulassen bzw. darüber zu sprechen, wenn etwas vorgefallen ist. Erwachsene sollen lernen, dass sie die volle Verantwortung für den Schutz der Kinder und für alles, was geschieht, zu tragen haben. Wie geht das?
Die Autorin findet geniale Lösungen.

Auf schwarzen Seiten mit weißer Schrift öffnet sie den Leser:innen die Augen über häufig unterschätzte Tatsachen: Jedes 7. Kind erfährt sexualisierte Gewalt, überwiegend sind Täter männlich und dem Kind bekannt, Täterinnen gibt es häufiger, als man denkt, betroffene Kinder vertrauen sich meistens niemandem an.

Weiße, bunt gestaltete Seiten richten sich direkt an Kinder. Durch viele Fragen in großer, schwarzer Schrift, die sich auf ihre persönlichen Einstellungen zu körperlichen Grenzen und Möglichkeiten beziehen, erhält das Kind eine Einladung, sich damit zu befassen, was es selbst als richtig oder falsch empfindet. Ein Gespür für unangemessenes Verhalten durch Erwachsene hat viel mit der Entwicklung von Selbstvertrauen, das vielen Kindern fehlt, zu tun. Einige dieser Seiten für Kinder dienen, abgesetzt durch blaue Schrift, der konkreten Wissensvermittlung über sexualisierte Gewalt, wobei auch die Gefahren des Chattens einbezogen werden. Gleichzeitig können Kindern auch sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten als ganz konkretes Handwerkszeug für Kommunikation erwerben. Auf einem großen, gelben Fleck erhalten Erwachsene knapp formuliertes, brauchbares Wissen zwecks besserer Übernahme ihrer Verantwortung.

Großflächige Bilder, häufig aus der Perspektive von Kindern gemalt, gestalten diese Seiten abwechslungsreich und unterstützen den Text. Sehr weit hinten bedeuten die roten Seiten „Achtung Gefahr“. Es geht um die Tricks der Täter:innen , die selbst für Erwachsene schwer und für Kinder häufig gar nicht durchschaubar sind.

Die matt-grünen, wohl bewusst unscheinbar gehaltenen Seiten sind eher für Erwachsene gedacht. Hier geht es um Bewusstmachung. Die Dringlichkeit von Aufklärung über diese Thema, ein guter Umgang mit diesem Buch und dessen möglichen Ergebnissen inklusive ein Angebot an konkreten Handlungsmöglichkeiten werden hier auf sehr übersichtliche Weise thematisiert.

Auf den ersten Blick etwas befremdlich wirken allerdings viele Bilder. Werden bedrohliche Menschen aus Kinderperspektive bedrohlich dargestellt, so leuchtet das ein. Aber auch die Darstellung von Kindern wirkt durch die Farbgebung und teilweise etwas groben Gesichter nicht immer freundlich. Wer sich mit den Inhalten des Buches beschäftigt, gewöhnt sich daran, zumal Kinder auf Bilder anders reagieren als Erwachsene.

Dieses Buch ist für Kinder und Erwachsene gleichzeitig gedacht. Auf einen thematisch sortierten Aufbau wird verzichtet. Sehr unterschiedlichem, individuellem Umgang damit steht nichts entgegen. Der wünschenswerte und erwünschte Handlungseffekt: Erwachsene und Kinder kommen miteinander ins Gespräch über ein heikles, leidvolles Thema. Kontakt und Kommunikation gepaart mit Wissen sind der Schlüssel für Prävention und – das mag ein wenig spekulativ klingen – Bestandteil einer unter Umständen anstehenden Heilung.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Susanne Hoffmann; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 23.01.2023

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