Insecta - Das Institut der Unsichtbaren

Autor*in
Lerner, Gail
ISBN
978-3-570-18005-1
Übersetzer*in
Reisinger, Tamara
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
344
Verlag
cbj/cbt
Gattung
Buch (gebunden)Fantastik
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
14,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 10-jährige Eden ist fasziniert von Insekten aller Art. Jetzt stellt sie fest, dass sie sogar mit Wespen kommunizieren kann. August ist hingegen angewidert von allem Krabbelgetier und möchte am liebsten sämtliche Insekten der Welt ausrotten. Das Gift dafür soll im mysteriösen Institut für tiefergehende Bildung gelagert sein. Doch auch Eden besucht das Institut, weil dort ein besseres Miteinander von Insekten und Menschen angestrebt wird. Ob sie wohl Augusts perfiden Plan noch stoppen kann?

Beurteilungstext

Sprechende Tiere kommen in Märchen und Kinderbüchern (z.B. Hugh Loftings „Doktor Dolittle“) häufiger vor. Dabei geht es jedoch höchst selten um die große Gruppe der Insekten, obwohl diese, wie etwa die Bienen, für das Leben auf der Erde von immens wichtiger Bedeutung sind. Das erwähnt auch Gail Lerner in ihrem Buch „Insecta“. Und sie lässt, wenngleich nur sparsam, einiges an Wissenswertem über diese Tiergruppe in den Text einfließen.
Der Plot ist dagegen weitestgehend fantastisch. Da existiert ein sonderbares Institut für tiefergehende Bildung, gegründet von einem Chemieingenieur Milton Wannaberger, der ursprünglich nach dem perfekten Insektenvertilgungsmittel geforscht hatte, aber sich stattdessen dann doch um den Erhalt von Insekten und anderen niederen Lebewesen kümmern wollte. Sein Ziel: „…Menschen und Insekten beizubringen, zusammenzuarbeiten – zum Wohle aller Beteiligten.“ (S. 160)
Eher zufällig und ohne voneinander zu wissen, treffen die beiden völlig gegensätzlichen Hauptpersonen nahezu gleichzeitig dort ein. Eden hat herausgefunden, dass sie mit Feldwespen sprechen kann, und möchte sich in dieser Hinsicht auch für andere Insekten „weiterbilden“. Der 9-jährige August reagiert hingegen panisch bis phobisch auf Insekten und will diese samt und sonders vernichten – was Eden unter Mithilfe diverser Kerbtiere unbedingt verhindern muss.
Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven (Eden, August, Wespenkönigin, Ameisen) erzählt. Ein grundsätzlich guter Ansatz, der es jedoch mitunter erschwert, dem Erzählstrang zu folgen, zumal sich die Autorin immer mal wieder in Nebensächlichkeiten verliert, was den Spannungsbogen deutlich mindert.
Dass vor allem staatenbildende Insekten erstaunlich zielgerichtet agieren und quasi organisatorisches Talent besitzen, ist auch im Buch von Bedeutung. Die starke Vermenschlichung dieser Tiergruppe, sowohl was deren Verhalten und (angebliche?) Gefühle als auch ihre sprachlich-kommunikativen Fähigkeiten anbetrifft, ist bei einer fantasievoll erzählten Geschichte gewiss in Ordnung. Sie erweist sich aber im konkreten Fall als eher problematisch, da hier arg übertrieben wird. Wenn sich Ameisen, Wespen, Würmer und anderes Getier sogar morsend oder semaphorisch (beide Alphabete sind übrigens im Anhang aufgeführt) mit den Menschen in korrekter Sprache verständigen, dann weiß man nicht, ob das besonders witzig sein soll oder einfach nur völlig absurd ist. Und es dürfte mehr als fraglich sein, ob bei der Zielgruppe jugendlicher Leserinnen und Leser ab etwa 10 Jahren durch eine solche realitätsverzerrende Darstellung tatsächlich ein größeres Interesse geweckt werden kann gegenüber Läusen, Spinnen, Kakerlaken, Feuerameisen, Zikaden, aber auch Regenwürmern und zig anderen Insekten, die sich bekanntermaßen nicht wie übliche Haustiere (Hunde, Katzen, Meerschweinchen) verhalten. Es ist zweifellos ein Anliegen der Autorin, die große Bedeutung der Insekten für das Überleben der Menschheit und des Planeten Erde zu unterstreichen, aber entsprechende Fakten und Hinweise im Text sind leider viel zu selten und nur ansatzweise zu finden.
Störend ist die Verwendung einiger fremder Begriffe (Braids, Exoskelett, Kazoo, Piñata, Infrabuccaltasche etc.) mit teils wichtiger Bedeutung für das Verständnis des Textes, die aber selbst im Sprachgebrauch von Erwachsenen so gut wie nie vorkommen dürften.
Gail Lerner mag mit ihrem Erstlingsroman eine prinzipiell gute Idee verfolgen, aber das Ergebnis ist nur ansatzweise zufriedenstellend.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gerd Klingeberg; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 12.04.2023

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