Infernale, Teil 1

Schlagwörter

• Philosophie
• Zukunft

Teaser

"Ich habe schon immer gewusst, dass ich anders bin." (S.11). Doch dass sie so anders ist, hätte Davy sicherlich nicht gedacht. Seit bei ihr das Mördergen festgestellt wurde, wird sie, wie viele andere Träger des Gens, immer stärker von der Gesellschaft ausgeschlossen. Schließlich sollen alle "Träger" in Lagern isoliert werden. Davys kann ihr bisheriges Leben nicht mehr leben - alle wenden sich von ihr ab.
Doch wird Davy wirklich zu einer Mörderin, weil sie dieses Gen in sich trägt?

Beurteilungstext

Davy führt ein perfektes Leben. Doch von einem auf den anderen Tag ändert sich alles. Die Protagonistin erfährt, dass sie das HTS-Gen, oder auch Mördergen, in sich trägt. In ihr soll eine Mörderin stecken, die nur darauf wartet, einen grausigen Mord zu begehen. Daher sollen alle "Träger" von den Menschen abgesondert werden.
Träger kennen Davy und ihre Familie nur aus dem Fernsehen: sie sehen gefährlich aus und sind es selbstverständlich auch. Die Gefährlichsten unter ihnen tragen eine Markierung um den Hals. Die Fassungslosigkeit der Familie, als sie von dem positiven Gentest erfahren, ist auch für den Leser greifbar. Es erscheint ungerecht und willkürlich, dass ein liebenswürdiges 17-jähriges Mädchen eine potentielle Mörderin sein soll. Ihre heile Welt zerbricht nach und nach und ihr Leben wird eine Kehrtwende vollziehen. Als Davy selbst ungerechter Weise zu einer für alle sichtbar markierten Trägerin wird, beginnt sie ihr neues Leben zu akzeptieren. Letztlich sollen alle Träger in Internierungslagern untergebracht werden, wo sie gewalttätigen Mitbewohnern ausgeliefert sein wird. In diesem Lager wird sich entscheiden, ob Davy wirklich zu einer Mörderin werden kann.
Die Autorin Sophie Jordan zeigt uns mit diesem ersten Band eine schreckliche, jedoch nicht unmögliche, Zukunft. Denn bereits jetzt ist unsere Welt geprägt von Vorurteilen und Ängsten. Nicht selten wird öffentlichkeitswirksam versucht, diese Ängste durch schnelle und einseitige Erklärungen zu beseitigen. Auch wirft die Autorin die Frage auf, inwieweit wir unser Verhalten an das anpassen, was von uns verlangt wird. Bedeutet die Feststellung eines Mördergens, das ein vertrauter Mensch plötzlich ein anderer ist und definitiv zu einem Mörder werden muss?
Im Buch wird dies durch die mediale "Stimmungsmache" gegen die Träger besonders deutlich. Das kalte und harte Vorgehen der Regierung und die Abneigung der normalen Menschen gegenüber den Trägern zeigt sich auch in den Regierungsschreiben, Telefonaten und ähnlichem, die zwischen den Kapiteln auftauchen.
Im Kontrast zu dieser kalten Welt, die die Wut des Lesers auf sich zieht, steht die Beziehung von Davy und Sean. In gefährlichen Situationen wartet der Leser förmlich auf ein Eingreifen Seans und hofft bis zum Schluss auf ein Happy End für das Paar.
Jordan fesselt den Leser mit ihrem Schreibstil. Sie baut Spannung auf und lässt den Leser Davys Gefühlswelt durchleben, da die Geschichte durch Davy selbst erzählt wird. Der Leser kann so mit der Protagonistin mitfühlen und ihre Geschichte realistisch und nah miterleben, was beim Lesen viele Emotionen weckt. Auch lernt der Leser Sean durch Davy immer besser kennen und lieben.
Fazit: Eine spannende, realistische Geschichte über das erschreckende Schicksal eines jungen Mädchens gepaart mit einer zarten Liebesgeschichte, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt und Neugier auf den zweiten Band macht.