Im Spiegellabyrinth

Autor*in
BEDDOR, Frank
ISBN
978-3-423-71210-1
Übersetzer*in
Stern, GyldanMüller, EdgarSivas, Dagmar Andrea
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
336
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2006
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
10,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Als Prinzessin Alyss ihren siebten Geburtstag feiert, passiert das größtmögliche Unglück: Ihre Tante Redd überfällt das Schloss und ernennt sich zur neuen Königin des Wunderlandes. Alyss verschlägt es auf der Flucht durch das Spiegellabyrinth in das viktorianische England. Niemand dort glaubt ihr, woher sie kommt und mit den Jahren schwindet die Chance auf eine Rückkehr...

Beurteilungstext

Hinter Frank Beddors phantastischem Roman versteckt sich ein gekonntes Spiel mit Lewis Carrolls "Alice im Wunderland". Auf Seiten des Lesers erfordert die Referenz auf den Kinderbuchklassiker allerdings neben inhaltlichem Wissen auch Kenntnisse über den Autor und die Entstehungsgeschichte des Buches, um die Anspielungen einordnen zu können.
Bereits der Prolog kündigt an, dass die vorliegende Erzählung die "wahre" Geschichte der Alyss enthalte. Das Mädchen erkennt in dem von ihrem Bekannten Charles Dodgson verfassten Buch "Alice im Wunderland" all die Dinge wieder, die sie ihm aus ihrem früheren Leben berichtet hatte. Sie ist jedoch erbost über die Verharmlosung der von ihr erlebten Wirklichkeit in Wunderland: "Er hatte ihre Erinnerungen an eine Welt voller Hoffnung und Zukunftsversprechen und Gefahren genommen und in Fantastereien verwandelt, in albernen Kinderkram." (S. 11) Beddor integriert auf diese Weise die historische Figur Reverend Charles Dodson alias Lewis Carroll in seinen Roman und verändert die Entstehungsgeschichte um "Alice im Wunderland". Auch die Familie Liddell, die Prinzessin Alyss nach der Flucht aus Wunderland und dem Aufenthalt im Waisenhaus aufnimmt, hat einen historischen Bezug zur Entstehung von "Alice im Wunderland": Carroll hat Alice, der Tochter des Dekans Liddell des Colleges, an dem er selbst Dozent war, seine phantastischen Geschichten erzählt.
Der eben schon angesprochene Prolog ist inhaltlich ungefähr in der Mitte der Erzählung einzuordnen und wird dort auch wieder aufgegriffen. Bis dato kann sich Alyss nicht damit abfinden, dass sie vermutlich nicht mehr ins Wunderland zurückkehren wird und lässt sich trotz Bestrafung und Spott nicht von dem Wissen abbringen, dass sie aus einer anderen Welt komme. Erst die Publikation und der Erfolg von "Alice im Wunderland" markieren einen Wendepunkt in der Handlung. Einerseits akzeptiert Alyss mittlerweile ihre Situation und Rolle im viktorianischen England, wird zu "Alice" und bekommt im Alter von 20 Jahren - die Jugend ist sehr stark gerafft dargestellt - einen Heiratsantrag von Prinz Leopold. Andererseits ermöglicht das Erscheinen des Buches dem ehemaligen Leibwächter der Prinzessin, sie ausfindig zu machen und zurück ins Wunderland zu bringen. Dass es nach etlichen Abenteuern gelingt, die böse Königin zu vertreiben und die Gerechtigkeit wieder herzustellen, versteht sich von selbst.
Gelungen ist Beddor auch die Umgestaltung der bekannten Figuren. So wurde aus dem Hutmacher der Leibwächter und Chef des Geheimdienstes Mac Rehhut, aus der harmlosen Grinsekatze der grausame Killer "Kater" mit neun Leben oder aus dem Weißen Kaninchen der Albino Nanik Schneeweiß.
Insgesamt ist "Das Spiegellabyrinth" als "sehr empfehlenswert" einzustufen. Sicherlich ist die Handlung manchmal etwas brutaler als Pädagogen es gerne hätten und die intertextuellen Anspielungen sind bei weitem nicht jedem zugänglich. Trotzdem ist dieser Roman sehr spannend und überrascht immer wieder mit einer Handlung, die genauso oft wechselt wie die Launen der grausamen Herzkönigin.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von str.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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