Im Himmel spricht man Englisch

Autor*in
Na, An
ISBN
978-3-7941-8028-8
Übersetzer*in
Krutz-Arnold, Cornelia
Ori. Sprache
amerikanisches Engli
Illustrator*in
Seitenanzahl
182
Verlag
Gattung
Ort
Aarau
Jahr
2005
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Schon als Kind kommt Jonghu mit ihren Eltern von Korea in USA; hier will der Vater sein Glück versuchen. Doch für Jonghu, ihren Bruder und ihre Mutter ist Amerika alles andere als das Paradies; mit seiner Gewalttätigkeit setzt der Vater sie unter zunehmenden Druck. Über die Jahre hinweg lernt Jonghu ihren eigenen Weg durchzusetzen.

Beurteilungstext

Eine eindrucksvolle Erzählung aus einem gänzlich fremden Kulturkreis. Die Autorin, selbst Koreanerin und später in Kalifornien aufgewachsen, wird sicherlich Autobiografisches in dem Mädchenschicksal der Jonghu verarbeiten. Sie lässt das Mädchen von Anfang an selbst erzählen, schon als kleines Kind, als Jonghu noch denkt, Amerika sei der Himmel, in den ihr Großvater eingegangen ist.
Aus ihren episoden- und augenblickshaften Eindrücken noch aus dem Familienleben in Korea ergibt sich für den Leser ein bedrückend offenes Bild von Verhältnissen, die uns im Westen schockieren. Nur der Mann zählt in der Familie (später nur sein Sohn, nicht die Tochter), er kann seine Emotionen und Triebe unbeherrscht ausleben, Frau und Kinder bedingungslos schikanieren; ein Ausweg aus dem trostlosen Dasein scheint sich anzubahnen, als die Familie auswandert. Die USA soll ihr neuer Himmel werden, das Land, das alles verändern wird.
Doch die Hoffnungen erlöschen rasch und erweisen sich als illusorisch; die Probleme sind mitgereist, hinzu kommen Schwierigkeiten, die neue, fremde Kultur zu verstehen. Der Eingliederungsprozess gelingt den Kindern besser als den Erwachsenen, sie passen sich an und geraten in tiefe innere Probleme, die sie jeder anders für sich zu lösen versuchen. Fern der Heimat und deren Traditionen, bleibt ihnen doch das neue Leben im Innersten fremd, da der Vater erbarmungslos an Althergebrachtem festhält und sich mehr und mehr dem Alkohol und der Gewalt hingibt, bald auch straffällig wird. Hass beherrscht die Familie, und trotz gröbster körperlicher und seelischer Misshandlung hält Omma ihrem Mann die Stange; als Jonghu eines Tages die Polizei ruft, die den Vater wegen Misshandlung ins Gefängnis setzt, gibt sie Jonghu die Schuld am Auseinanderbrechen der Familie.
Doch das ruhige Leben ohne den brutalen Mann, ihre vielfältige schwere Arbeit und nicht zuletzt die beiden Kinder setzen auch in Omma mehr und mehr Denkprozesse in Gang. Als ihr Mann nach seiner Entlassung in die Heimat Korea zurückkehrt, fasst sie den Entschluss in Amerika zu bleiben. Ihre Tochter Jonghu, zur jungen Frau gereift und hin und her gerissen zwischen den beiden Kulturen, hat sich selbst und ihren Weg gefunden.
Die Erzählperspektive bringt dem Leser die Ängste, Träume und Hoffnungen Jonghus unmittelbar nahe; voll Entsetzen wendet man sich vor den brutalen Auseinandersetzungen ab, um so mehr, als es schwer fällt, das Verhalten der gepeinigten Familie nachzuvollziehen. Und man erinnert sich an Szenen, die man aus dem Fernsehen oder anderen Medien kennt, Szenen aus Familien, die nicht im westlichen Kulturkreis heimisch sind, und das Verständnis wächst für das, worüber man den Kopf geschüttelt haben mag, und man verspricht sich, nicht mehr gedankenlos seine Urteile zu fällen oder gedankenlos an Ereignissen und Menschen vorbeizugehen.
Ein Buch, das tiefes Verständnis weckt für andere, das dem Leser die Augen öffnet für Probleme, die unsere Gesellschaft nur peripher berühren, und das auffordert mutig zu sein. Ein eindrucksvolles, faszinierendes Porträt von einer jungen Frau und zugleich einem fernen Land.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von avn-rp.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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