Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte

Autor*in
Park, Jessica
ISBN
978-3-7855-7867-4
Übersetzer*in
Reiter, Bea
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
379
Verlag
Loewe
Gattung
Ort
Bindlach
Jahr
2014
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Julie wohnt bei einer merkwürdigen Familie, beim Essen sitzt eine Pappfigur mit am Tisch. Warum, das erfährt sie erst am Ende des Buches.

Beurteilungstext

Julie beginnt ihr Studium in Boston, doch das angemietete Zimmer gibt es nicht. Sie darf bei einer Studienkollegin ihrer Mutter einziehen. Die Mutter Erin ist Anwältin und arbeitet viel, Roger ist als Mikrobiologe viel unterwegs, Sohn Matthew ist Student an der MIT, Tochter Celeste, 13, ist Schülerin und Sohn Finn ist auf Weltreise.
Julie merkt schnell, dass die Eltern sich aus dem Weg gehen, Celeste ein Problem hat und die Familie kaum Sozialkontakte pflegt. Celeste schleppt immer die Pappfigur ihres Bruders Finn mit sich herum. Julie versteht sich gut mit Matt, sie hilft Celeste bei ihren sozialen Kontakten und beginnt, mit Finn über Facebook zu chatten. Bei der Familie fühlt sich Julie wohl und nützlich, sie ist erleichtert, als sie für den Rest des Studienjahres bleiben darf. Celeste und Matt sieht sie als ihre Geschwister, in den abwesenden Finn verliebt sie sich. Sie kann im Chat mit ihm über alles reden und bewundert, was er tut.
Obwohl Julie merkt, dass es Geheimnisse in der Familie gibt, ist sie geschockt, als Matt ihr sagt, dass Finn tot ist. Sie streitet mit Matt, doch am Ende siegt ihre Liebe zu ihm und sie verzeiht ihm den Betrug, dass er immer in Finns Namen mit ihr gechattet hat.

Das Buch besteht aus 32 Kapiteln, die gleichmäßig auf drei Teile verteilt sind. Fast alle Kapitel fangen mit den Facebook-Statusmeldungen von Matt, Finn und Julie an. Der Jugendroman wird in der Vergangenheit erzählt, unterbrochen von E-Mails und Chats. Obwohl der Titel auf eine Ich-Erzählung hindeutet, ist er aus Julies Perspektive in der dritten Person erzählt.

„Wie ich mich in eine Pappfigur verliebte“ ist ein guter Titel, macht neugierig und passt genau. Ich musste jedoch darüber nachdenken, warum der amerikanische Titel „Flat out love“ zusätzlich „Im freien Fall“ heißt. Ist der Absturz der Familie Watkins gemeint, die sich im Buch wieder bergauf entwickelt? Oder bezieht es sich auf einen Tandemsprung mit dem Fallschirm?

Während im Buch nach außen hin nicht viel passiert, wird die psychologische Entwicklung glaubwürdig und feinfühlig geschildert. Angstvorstellung, Zwangsneurose, Verdrängung, Depression, Schuld – alle Hauptpersonen haben ihre Macken. Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet. Die Pappfigur, als skurrilste der skurrilen Ideen des Buches, kontrastiert zum typisch amerikanischen Leben der Protagonistin. Dass Julie als Einzelkind geschiedener Eltern Celestes Entwicklung zu ihrer Mission macht, ist absolut nachvollziehbar. Sie fühlt sich in der Familie mit dem fürsorglichen Matthew sehr wohl.

Die aufmerksame Leserin ahnt nach den ersten 50 Seiten, dass Finn tot ist. Wer könnte so viele soziale Projekte unterstützen, wenn schon eines davon mehrmonatiger Planung bedarf? Wer könnte so viele Länder bereisen, ohne sich um Impfungen und Gesundheit zu sorgen? Und wer hätte Anfang zwanzig die finanziellen Mittel, in so vielen Ländern teure Sportarten zu betreiben? Auffällig ist auch, dass Finn nur antwortet, wenn Matt am Rechner sitzt. Deshalb war das Buch für mich wenig spannend und zu langatmig. Erst am Ende stieg die Spannung darauf, in welcher Weise Julie die Wahrheit erfährt. Dass es jedoch 350 Seiten braucht, bis Julie endlich eine Erklärung fordert, war zu lang.

Ein schwieriges Thema leicht und amerikanisch abgehandelt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von est; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 29.11.2016

Weitere Rezensionen zu Büchern von Park, Jessica

Park, Jessica

Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte

Weiterlesen