Ich habe einen Specht gesehen
- Autor*in
- Skibinski, Michal
- ISBN
- 978-3-7913-7485-7
- Übersetzer*in
- Weiler, Thomas
- Ori. Sprache
- Polnisch
- Illustrator*in
- Bankroft, Ala
- Seitenanzahl
- 128
- Verlag
- Prestel
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- München
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Teaser
Zu lesen ist das Tagebuch des achtjährigen Autors, der einen polnischen Kindersommer vor dem Beginn des 2. Weltkriegs dokumentiert.
Beurteilungstext
Es handelt sich um ein authentisches Dokument. Der achtjährige Michal Skibinski verbringt seinen Sommer mit seinem Bruder in einer Pension, besucht später die Großeltern. Berichtet werden kurze Sätze, sachlich und konkret. Er hat Besuch bekommen, einen Spaziergang gemacht, Tiere gesehen etc. Mit großer Eindringlichkeit spannt sich die Alltäglichkeit eines Kindersommers auf. Fast ein wenig in Distanz bleibt das schriftsprachliche Geschehen, das dem Kind noch Mühe macht und das es deshalb üben soll. Die disziplinierte Form wird auch in den authentischen Faksimile deutlich, die Schrift ist exakt auf Linien gebracht, immer akkurat mit einem Datum versehen. Kein anarchisches Kinderprodukt, eher ein schulisches Artefakt.
Fast alle Sätze sind auch ins Deutsche übersetzt auf je einer Doppelseite des kleinformatigen Buches abgedruckt. Dazu gestaltete Ala Bankroft pastose Acrylbilder, die ohne Personen zu zeigen Szenen des Sommers abbilden. Auch sie bleiben in einer stillen Distanz, farbkräftig und konkret. Wernig deutet das Unheil an, das doch am 1. September beginnt. Nüchtern steht da „Der Krieg hat begonnen“ und bis zum 15. September dokumentiert das Buch nun eine Kriegskindheit. Nichts ist vom Tod des Vaters am 9. September zu lesen, den er – so verrät des das Tagebuch – am 29. August das letzte Mal gesehen hat.
Im Zusammenspiel der lakonischen Atmosphäre des Buches und des Wissens um seine historische Einordnung entsteht ein beeindruckendes Selbstzeugnis. Michal Skibinski lebt heute noch und ist am Ende auch mit seinem Buch zu sehen. Beeindruckend und anrührend – unbedingt zu empfehlen!