Ich bin der König!

Autor*in
Viale, Marco
ISBN
978-3-7725-2937-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Italienisch
Illustrator*in
Viale, Marco
Seitenanzahl
32
Verlag
Freies Geistesleben
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Mit erfrischendem Witz und minimalistischer Darstellung in Wort und Bild beschreibt Marco Viale die kindliche Prahlerei eines Königs, der sich schlussendlich seiner größten Angst stellen muss.

Beurteilungstext

Der italienische Bilderbuchkünstler Marco Viale erzählt von einem König, der mit übertürmendem Hochmut von seinem „ach so tollem Leben“ als Größter, Stärkster, Reichster und vieles mehr, dem nicht gezeichneten Gegenüber vorschwärmt. Für ihn sei immer Weihnachten, er habe drei Kronen und die schwerste Rüstung. Er will den längsten Umhang und seine wütenden Soldaten müssen immer lächeln, wenn er es befiehlt. Dass dieser prahlerische Angeber trotzdem verwundbar ist, lässt sich schon vor dem Ende der Geschichte erahnen. Mit minimalistischen Strichen gezeichnet und wenigen Farben (grau, schwarz, weiß, rot) ausgestattet, wird jeweils auf den linken Seiten des Buches der Angeber mit seinen prahlerischen Aussagen und der sich immer wiederholenden Frage „Du auch?“ präsentiert, während auf den rechten Seiten ebenfalls minimalistisch „Ich nicht.“ geantwortet wird. Dieser genutzte Minimalismus steht in großem Kontrast zu den protzenden Aussagen des Königs. Die rechte Seite ist – bis auf die aus zwei Wörtern bestehende Antwort des Gegenübers - leer gestaltet. Somit wird der Fokus der Betrachtenden geschickt zur Reflektion des Gelesenen oder Gehörtem gelenkt. Schon das Titelbild mit der überdimensional großen Krone auf dem Kopf des Königs spiegelt nicht nur die Prahlerei wider, sondern lässt auch erkennen, dass sie eine Last sein kann und deutet somit auf die Verletzlichkeit des Königs hin. Darüber hinaus unterstützt dies seine Aussage, dass er, wegen der vielen Neider, stehend in einem einhundertdrei Kilo schwerem Pyjama aus Eisen schläft.
Die Fassade der Machtpräsentation des Königs scheint im letzten Drittel des Buches aus Sicht der Betrachtenden zu bröckeln. Beispielsweise prahlt der König, dass sein Kamel sogar drei mal drei berechnen könnte. Im Kontrast dazu zeigt die Sprechblase des Kamels das falsche Rechenergebnis. Weiterhin wird auf der folgenden Doppelseite nicht nur der Eisenpyjama des Königs illustriert. Als Pointe zur sprachlichen Prahlerei ist neben dem scheinbar unverletzlichen König ein Nachttopf dargestellt. Dass die Zeichnungen im krassen Gegensatz zum Erzähltem stehen, zeigt auch die Machtdemonstration des Königs über sein Soldatenheer. Pfeile, die ausschließlich dem Gegner gelten sollten, treffen ihn selbst. So wird seine Krone vom Kopf geschossen und ein Pfeil landet in seinem Gesäß.
Final auf den letzten Seiten des Bilderbuches, die im Gegensatz zu den vorangegangenen Seiten nun einen dunklen Hintergrund aufweisen, gesteht sich der König seine Schwäche ein, nämlich seine Angst im Dunkeln. Auch hier fragt er sein Gegenüber: „Du auch?“ Die Antwort erscheint erst auf der nächsten Doppelseite. So wird den Betrachtenden noch mehr Zeit zum Nachdenken über das Gesagte ermöglicht. Und wiederum erscheint dann die Antwort „Ich nicht.“ Auf diese Art und Weise werden die Rollen der Protagonisten vertauscht. Der König gilt nun als der Schwächere und sein Gegenüber ist stark. Dies zeigt sich auch in den Darstellungen des Königs. Er ist bei seiner Prahlerei stets seinem Gegenüber zugewendet. Lediglich beim Eingeständnis seiner Schwäche scheint er vor seinem Gegenüber zu flüchten.
Auf der letzten Doppelseite des Buches ist erstmalig die linke Seite, auf der ansonsten der König illustriert ist, leer. Hingegen ist dem bekannten Text „Ich nicht“ zum ersten Mal eine Zeichnung hinzugefügt. Es zeigt ein Glühwürmchen, welches in der leuchtenden Farbe Gelb erstrahlt. Dies unterstreicht die Stärke des Gegenüber, keine Angst im Dunkeln zu haben, indem es Licht ins Dunkel bringt.
Das Bilderbuch beantwortet das Eingangszitat von William Shakespeare (König Lear: „Wer kann mir sagen, wer ich bin?“) mit einer Botschaft. Sie besagt, dass jeder Mensch, egal welche gesellschaftliche Stellung er hat, auch verletzlich ist. Darüber hinaus kommt Hochmut und die damit verminderte Schätzung anderer vor dem Fall.

Erfrischend mit viel Witz und Ironie ausgestattet, empfiehlt sich dieses Buch gleichsam jungen Lesenden, wie auch zum Vorlesen für die jüngsten Betrachter.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPBTi; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 01.05.2021

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