https://www.ajum.de/rezension/crazy-schmidt-1

Autor*in
Feldhaus, Hans-Jürgen
ISBN
978-3-423-74095-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Feldhaus, Hans-Jürgen
Seitenanzahl
336
Verlag
dtv
Gattung
TaschenbuchErzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Freizeitlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein steckengebliebener Roadtrip zwischen Adoleszenz und Tod.

Beurteilungstext

Road-Trips folgen bestimmten Schemata: Ein Bruch in der innerliterarischen Realität der Protagonist*in, das Finden von Gleichgesinnten, eine Reiseroute, die nicht ganz überblickt wird. Ob die Protagonist*innen anschließend nach Hause zurückkehren, ist nicht sicher und je nach Interesse der Reise unterschiedlich. Polizeiverfolgungen gehören ebenso dazu wie Drogenkonsum.
Feldhaus‘ „Crazy Schmidt“ hält sich an all diese Prinzipien. Der 15jährige Henk, gerade mit seiner Familie von der Großstadt in einen kleinen Ort in der Lüneburger Heide gezogen, trifft den Rentner Achim Schmidt. Gemeinsam gehen sie auf einen Road-Trip, um die Sehnsuchtsorte von Herrn Schmidts großer (verstorbener) Liebe zu besuchen. Auf jeder Station treffen sie weitere Figuren, die (auch das ein Schema des Road-Trips) auf gewisse Sicht als Outlaws betrachtet werden können. In jedem Fall lösen sich die Figuren mit ihrem Eintritt in die Reisegesellschaft aus toxischen Beziehungen oder einengenden Erwartungen. Und zu Outlaws werden sie während des Reisens allemal, denn da wird gestohlen, was das Zeug hält.
Anfangs ist diese Erzählung noch witzig, die Dialoge sind rasant, die Dialekte der Figuren schön transportiert, die Stationen der Reise spannend – doch das ändert sich im Laufe des Lesens. Denn bei aller Beachtung der Stilprinzipien des Road-Trips, wonach die Figuren ein (soziales) Päckchen mit sich tragen und dieses auf dem Trip zur Sprache kommt, bleiben die Figuren unsagbar flach. Ob Kinderheimerfahrung, Migration, Coming-of-Age oder das Ende des Lebens selbst – die Figuren tragen diese Rollen, statt sie auszuhandeln. Und so entstehen mehr Stereotype, als eine dauerhafte Lesefreude aushalten kann. Der Straßenmusiker ist ein Roma mit charmantem Wiener Schmäh, unsympathische Begegnungen sächseln, sympathische sprechen hingegen Hamburger Schnack, das Mädchen aus dem Kinderheim ist verschlossen, trägt schwarze Klamotten, stiehlt und hat keine Affektkontrolle. Die Reiseroute ist gespickt mit (Pop)historischem Wissen und der alte Herr Schmidt hat unendlich viel Geld, um die wachsende Reisegemeinschaft auszuhalten. Diese Ansammlung von Klischees, pseudopädagogischer Attitüde und aufgesetzter Dauerlustigkeit ist jedoch im Ganzen für die Lesende nicht auszuhalten, weshalb dieses Buch nur eingeschränkt zu empfehlen ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von Astrid Henning-Mohr; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 22.12.2023

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