Hieronymus oder: Wie man wild wird

Autor*in
Pehnt, Annette
ISBN
978-3-423-62775-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Wilson, Henrike
Seitenanzahl
128
Verlag
dtv
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
9,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Luki, Einzelkind einer alleinerziehenden Mutter, begabt und wissensdurstig, aber Außenseiter durch seine vorsichtige Art, begegnet einem Waschbären, der sprechen kann. Dieser, Hieronymus, ist ebenfalls Außenseiter, weil er nicht wild genug ist, und sucht Hilfe beim Wildwerden – ob Luki der Richtige dafür ist?

Beurteilungstext

Luki nimmt die Herausforderung aber doch gerne an, als Hieronymus an seiner Fensterscheibe kratzt und ihm seine schwierige Lage erklärt: Die Brüder, allesamt mit kurzen, knackigen Namen wie Ruck, Zack und Hepp, haben ihn verstoßen, weil er nicht wild genug ist. Das Problem kennt Luki! Heimlich behält er den Waschbär, der einiges an Unordnung macht, in der Wohnung und genießt das Gefühl, endlich einen Freund zu haben. Mit Kati, Tochter einer Freundin seiner Mutter, die ganz offensichtlich „wilder“ ist als er, entwickelt er verschiedene Pläne, und dann stößt noch Paul aus seiner Klasse dazu – ausgerechnet Paul, der Luki immer schikaniert!
Es stellt sich, für erwachsene Leser*innen nicht ganz unerwartet, heraus, dass Paul eigentlich ganz nett ist und dass sein Verhalten aus nicht so ganz glücklichen Lebensumständen entsteht. Und erwachsene Hilfe erbittet Luki bei Wolfram, dem neuen Freund der Mutter, der sich als verschwiegen, hilfsbereit und unkonventionell erweist.
Am Ende kehrt Hieronymus zurück in seinen Wald, zu seinen Brüdern, die er sehr vermisst. Ob er jetzt wilder ist? Oder ob er zu seiner Art stehen kann und die Brüder ihn akzeptieren, wie er ist? Das bleibt offen, so wie auch offen bleibt, ob Luki jetzt „wilder“ ist und dadurch mehr Anschluss hat oder ob er nachdenklich und zurückhaltend bleibt und so, wie er ist, einen guten Platz in der Klasse und auch Freunde haben wird.
Die Geschichte ist flott und unterhaltsam erzählt. Auf vergleichsweise wenigen Seiten wird die Handlung aufgebaut und mit kleinen Verwicklungen ergänzt. Wir erleben alles aus Lukis Perspektive, aber die Sichtweisen der anderen, insbesondere die von Kati und Paul, werden durch die Dialoge deutlich. Lukis Probleme sind durchaus ernst, aber der Ton bleibt trotzdem leicht, und es gibt einige komische Situationen.
Die Entwicklung der Handlung ist für Kinderbücher nicht ungewöhnlich: Das Kind, das ein anderes ärgert und schikaniert, hat selbst größere Probleme und wäre gerne anders, und das ernste und nachdenkliche Kind entwickelt einen Ansatz, vielleicht etwas weniger still zu sein. Hier kommt es zur Annäherung der beiden, aus der sich eine gute Freundschaft entwickeln könnte. Hieronymus ist hierbei mit einem parallelen Problem eine Helferfigur, und auch Kati, die im Alltag keine Berührungspunkte mit ihnen hat, fungiert als Helferin, die Luki motiviert, neue Verhaltensweisen auszuprobieren und Entscheidungen zu treffen.
Die schwarz-weißen Illustrationen sind als Vignetten im Text verteilt. Vor allem die mit Hieronymus sind sehr anrührend – welches Kind hätte nicht gerne so einen niedlichen Waschbären als Haustier? Insgesamt unterstützen sie den leichten Ton der Erzählung.
Insgesamt zwar für erwachsene Leser*innen eine voraussagbare Geschichte, aber auf jeden Fall empfehlenswert in der Variation dieses Themas.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 06.02.2024