Hey, Kiddo. Wie ich meinte Mutter verlor, meinen Vater fand und mit Drogensucht in meiner Familie klarkommen musste

Autor*in
Krosoczka, Jarrett J.
ISBN
978-3-7432-1064-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Krosoczka, Jarrett J.
Seitenanzahl
320
Verlag
Loewe
Gattung
ComicBuch (gebunden)
Ort
Bindlach
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Vater, Mutter, Kind?! Jarretts Familie ist anders. Seine Mutter ist drogenabhängig und seinen Vater kennt er nicht. Das Leben mit seinen Großeltern ist oft kompliziert. In „Hey, Kiddo“ erzählt Jarrett Krosoczka autobiographisch und sehr berührend über die Drogensucht seiner Mutter, die Suche nach seinem Vater und seinen Weg damit umzugehen.

Beurteilungstext

Familie?! Das sind für Jarrett seine Großeltern Joey und Shirley. Seine Mutter ist eines Tages verschwunden und der Kontakt zu ihr beschränkt sich auf seltene Briefe und noch seltenere Besuche. Seinen Vater hat er nie kennengelernt. Aber auch das Zusammenleben mit den Großeltern ist nicht immer einfach. Ihre heftigen Streitereien und ihre gegenseitige Eifersucht machen Jarrett oft einsam und traurig und er vermisst seine Mom. Als er in der Schule eines Tages ein Bild von seinen Eltern zeichnen soll, stellt er fest, seine Familie ist anders als die der anderen Kinder und er fragt sich, warum. Während von außen betrachtet, sein Leben bei den Großeltern weiterläuft wie bisher, durchlebt Jarrett düstere Träume, die ihm immer neue Fragen über seine Familie und sein Leben aufwerfen. Wo ist seine Mom? Wieso ist sie nicht da und warum spricht keiner mit ihm? Auch wenn seine Großeltern sich Mühe geben, für ihn zu sorgen und ihn lieben, ist da eine Unsicherheit in ihm, die er nicht erklären kann. Als seine Großeltern ihm eines Tages erzählen, dass seine Mutter heroinabhängig ist und so lange nicht da war, weil sie im Gefängnis saß, erhält Jarrett plötzlich nüchterne Antworten auf all seine Fragen. Er vertraut sich seinem Freund Patt an und erzählt ihm von der Drogensucht seiner Mutter. Die größte Rettung von der Realität aber findet Jarrett im Zeichnen. Seine Großeltern ermöglichen ihm einen Comic-Kurs und sein Kurslehrer Mark ermutig ihn, seinem eigenen Zeichenstil treu zu bleiben und auszudrücken, was ihn innerlich bewegt. So gelingt es Jarrett, an verschiedenen Zeichenprojekten erfolgreich mitzuwirken und er findet im Zeichnen eine Flucht vor seinen Unsicherheiten und Ängsten. Das Zeichnen gibt ihm Halt, Orientierung und ein Ziel für seine Zukunft. Während seine Mutter durch ihre Drogensucht immer wieder für lange Phasen aus Jarretts Leben verschwindet und ihm keine richtige Stütze sein kann, stellen die Freundschaft zu Patt, seine Liebe fürs Zeichnen und die Beziehung zu seinen Großeltern mit allen Höhen und Tiefen die wichtigsten Konstanten in Jarretts Leben dar. Die größte Veränderung ereignet sich, als Jarrett für die Klassenfahrt in der Schule seine Geburtsurkunde braucht und darauf den Namen und später die Adresse seines Vaters herausfindet. Die Gedanken an ihn lassen Jarrett keine Ruhe. Als er einige Zeit später einen Brief seines Vaters erhält, ist er unschlüssig, was er tun soll. Schließlich antwortet Jarrett seinem Vater und erfährt von dessen Leben, seiner neuen Familie und beginnt eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Zur Zeugnisausgabe am Ende seines letzten Schuljahres blickt Jarrett voller Mut und Zuversicht in seine eigene Zukunft. Auch wenn seine leibliche Mutter nicht dabei ist und ihr Verhältnis durch ihre Drogensucht sehr kompliziert ist, ist da eine große Familien-Fangemeinschaft, die ihm zujubelt: seine Cousinen und Cousins, seine Freunde, sein Vater und seine Halbgeschwister. Aber vor allem sind da seine Eltern: sein Opa Joey und seine Oma Shirley, die trotz ihrer Fehler zu ihm gehören und immer für ihn da waren.
Jarrett Krosoczka erzählt in den acht Kapiteln seiner Graphic-Novel autobiographisch von seiner Kindheit und Jugend, der Drogensucht seiner Mutter, der Suche nach seinem Vater und den schönen und mitunter sehr schwierigen Momenten mit seinen Großeltern. Dabei gelingt es ihm, die Schwere und Grausamkeit der Drogensucht und seine eigene innere Hilflosigkeit sowohl über die Sprache als auch über die Illustrationen ehrlich, sehr gefühlvoll und stellenweise sogar komisch darzustellen. Die dunklen und überwiegend monochrom gehaltenen Comicpanels lassen die Lesenden tief in die Geschichte und die Gefühlswelt von Jarrett eintauchen. Alle Figuren sind facettenreich angelegt und haben Stärken und Schwächen. Entgegen einer einfachen Einteilung in „gut“ und „böse“ zeigt Krosoczka, dass jede Familie anders ist und auf ihre Weise vor Herausforderungen steht. Schmerzliche Erfahrungen in Familie können für Kinder eine große Belastung bedeuten, die sich noch lange im Erwachsenenleben auswirken können. „Hey, Kiddo“ zeigt für junge und erwachsene Leser*innen, wie herausfordernd und befreiend es sein kann, sich diesen Erfahrungen zu stellen und wie wichtig es ist, nicht aufzugeben.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Stephanie Krieger; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 02.11.2022

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