Henny & Ponger

Autor*in
Mohl, Nils
ISBN
978-3-95854-230-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
206
Verlag
Mixtvision
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zwei junge Menschen, die ganz offensichtlich anders sind, treffen aufeinander. Die eine, Henny, weiß, was sie anders macht und dass sie nicht in diese Welt gehört. Der andere, Ponger, weiß es nicht, hat am Ende aber einen Zugang gefunden zu den Gründen für sein Gefühl in der Welt. Eine Liebesgeschichte, die ungewöhnlicher nicht sein könnte. Poetisch, spannend, verrückt, intensiv.

Beurteilungstext

Ponger sitzt in der S-Bahn und ist so fasziniert von einem Mädchen gegenüber, dass er seine Station verpasst. Doch was fasziniert ihn? Sie schaut ihn nie an, sie scheint ihn nicht wahrzunehmen. Als sie von seltsamen Polizisten verfolgt wird, steckt sie ihm etwas zu, ein Prepaid-Handy, und zeigt so, dass sie ihn doch gesehen hat.
Als die junge Frau, deren Name Henny ist, mit ihm Kontakt aufnimmt, wird Ponger in einen Strudel seltsamer Ereignisse hineingezogen. Wir erfahren nach und nach, dass Pongers Leben eher ungewöhnlich ist: Er wurde von einer alleinstehenden Frau, Pörl, im Wald gefunden, ohne Erinnerung und ohne Papiere, und von ihr aufgenommen. Sie hat ihm die Arbeit in einer Flipperwerkstatt in Hamburg-Rothenburgsort verschafft, in der er mit sehr großer Begabung, mit fast schlafwandlerischem Gespür die alten Spielgeräte repariert. Doch er hat kein „normales“ Leben – keine Kontakte zu Gleichaltrigen, keine Geschichte, keine Familie, er existiert irgendwie nicht. Diese eher seltsame, merkwürdige Existenz wird verstärkt durch Pongers Lebensmittelpunkt in der Werkstatt, die berühmt ist bei Fans alter Flipper, aber in einer eher abgehalfterten, vergessenen Gegend der Großstadt liegt.
Auf einer gemeinsamen Fahrt nach Amrum (wo Henny etwas hat, was Ponger reparieren soll) offenbart sich der Hintergrund: Alle drei, Pörl, Ponger und Henny, sind Lebewesen aus einer anderen Galaxie, die wegen technischer Probleme auf der Erde gestrandet sind. Alle drei haben menschliche Gestalt angenommen, um nicht aufzufallen, doch nur innerhalb einer begrenzten Zeit ist es möglich, sich wieder zurückzuverwandeln und in die Heimat zu fliegen. Henny kann es noch schaffen, wenn es Ponger gelingt, ihre Flugkapsel zu reparieren, für Ponger und Pörl ist es schon lange zu spät.
Ponger repariert die Flugkapsel, und Henny kann starten. Ponger sitzt in der S-Bahn, als der Zeitpunkt des Starts naht, und da zieht jemand die Notbremse – so wie Henny am Anfang einmal die Notbremse gezogen hatte. Was ist los? Das Ende bleibt offen – wir erfahren nicht, wer es war, was nach dem Ruck und dem Halt auf offener Strecke geschieht.
Diese überaus berührende, poetische und gleichzeitig verrückte Liebesgeschichte ist vielschichtig und kann auf ganz verschiedene Weisen gelesen und verstanden werden. Wer möchte, liest eine fantastische Geschichte über Außerirdische, die sich hier bei uns natürlich fremd und einsam und gleichzeitig zueinander hingezogen fühlen, die gegenseitig das Gefühl der Fremdheit wahrnehmen. Aber gleichzeitig ist dies auch eine Geschichte über eine Annäherung, eine Öffnung für Gefühle in sich und in den anderen. Und über die Überwindung des Gefühls, anders, fremd, allein zu sein. Ein wenig erinnern die drei Außerirdischen an die Engel aus Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“, in dem einem Engel seinen Wunsch, zum Menschen mit Gefühlen und Sinneswahrnehmungen zu werden, erfüllt wird.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 04.03.2024