Hagel auf Zamfara

Autor*in
Atta, Sefi
ISBN
978-3-7795-0373-6
Übersetzer*in
Plorin, Eva
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
374
Verlag
Peter Hammer Verlag
Gattung
Ort
Wuppertal
Jahr
2012
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
22,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Elf Geschichten der in Nigeria geborenen Autorin Sefi Atta. Ihre Geschichten spielen in Lagos, auf dem Land in Nigeria, aber auch in London oder den USA. Die ProtagonistInnen sind so verschieden, wie die Geschichten: Es gibt Männer und Frauen, Alte und Junge, Arme und Reiche, gute Menschen, aber auch hinterhältige und böse.
Atta erzählt Trauriges zum Weinen traurig und Komisches mit viel Humor.

Beurteilungstext

Die Titelgeschichte dieses ausgezeichneten Erzählbandes von Sefi Atta erzählt von einer Frau, die in Zamfara, einer nördlichen Provinz in Nigeria, in der die Sharia-Gerichtsbarkeit seit 1999/2000 gilt, zu Unrecht des Ehebruches bezichtigt und zum Tode durch die Steinigung verurteilt wurde. Sie wartet im Gefängnis auf die Vollstreckung des Urteils und denkt über ihre Ehe und ihre über alles geliebte Tochter Fatima nach. Ihr Mann ist ein Jammerlappen und Säufer, der sie in diese Lage gebracht hat. Nachdem sie sich gegen ihn zur Wehr gesetzt und er sich eine junge Zweitfrau zugelegt hat, kaum älter als seine Tochter, träumt sie sich in eine erfundene Liebesbeziehung und soll dafür mit dem Leben bezahlen. Dieser Text diente auch als Vorlage für ein Theaterstück, das seit 2011 in Krefeld und ab April 2013 in Mönchengladbach aufgeführt wird, inszeniert von Nicholas Monu, Regisseur und Schauspieler und wie die Autorin in den 60er Jahren in Nigeria geboren.
Atta ist eine außergewöhnliche Autorin, die so nah und glaubwürdig bei und mit ihren Figuren ist, dass man förmlich meint, neben diesen zu stehen oder zu sitzen, egal ob diese sich auf der Flucht ins verheißungsvolle Europa befinden, in Lagos irgendwie überleben oder mit Diplom in der Tasche im ""Übergangsjob"" in London als Rezeptionistin ein paar Pfund nebenbei verdienten. Bemerkenswert ist ihr zorniger weiblicher Blick auf ihr Land und die globalisierte Welt, der sich aber zugleich auch mühelos in einen männlichen Protagonisten versetzt. Sie beherrscht offensichtlich verschiedene Klaviaturen des genderübergreifenden Erzählens, die einem tief beeindruckt und manchmal sprachlos zurücklassen.
Zum Beispiel erzählt sie in der Geschichte ""Der Wundertäter"" witzig und augenzwinkernd von einem Automechaniker in Lagos, dessen fromme christliche Ehefrau in einem Ölfleck auf der Windschutzscheibe eine Marienerscheinung sieht - eine Vision, die so viele Gläubige zur Werkstatt lockt, dass der Mechaniker mit dem Eintrittsgeld den Gewinn seines Lebens macht. Mit Herzklopfen liest man ""Die letzte Reise"", eine gleichzeitig zarte und schockierende Geschichte um eine Mutter, die mit ihrem behinderten Sohn und Heroin im Wert von einer halben Million Dollar im Magen von Lagos nach London fliegt.
In allen Geschichten spricht eine virtuose Meisterin der Sprache oder wie es in der Verlagswerbung für das Buch heißt: ""Sefi Atta zählt zu jenen zeitgenössischen AutorInnen Afrikas, deren Literatur aus der Leidenschaftlichkeit des Erzählens schöpft.""
Sehr empfehlenswert für Jugendliche und Erwachsene, die Freude an Texten haben, in denen eine messerscharfe Analyse der Verhältnisse sich mühelos verbindet mit lakonischen Untertönen und märchenhaften Erzählweisen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Atta, Sefi

Atta, Sefi

Nur ein Teil von dir

Weiterlesen
Atta, Sefi

Sag allen, es wird gut!

Weiterlesen