Gute Nacht, Abenteurer!

Autor*in
Knight, Ness
ISBN
978-3-7913-7482-6
Übersetzer*in
Lohmann, Kristin
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Lan, Qu
Seitenanzahl
128
Verlag
Prestel
Gattung
BiografieBuch (gebunden)
Ort
München
Jahr
2021
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
22,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

30 spannende Geschichten während verschiedener Reisen, die Forscher:innen aus mehreren Jahrhunderten unternommen haben, z.B. um Wildtiere zu fotografieren oder zu dokumentieren, um Quellen zu entdecken oder Vulkane geologisch zu untersuchen.

Beurteilungstext

In dreißig Geschichten präsentiert die Autorin Ness Knight vermeintlich spannende Sternstunden internationaler Abenteurer:innen. Jeanne Barets (1740-1807) Weltumseglung liegt dabei historisch am weitesten zurück, das Abenteuer, in dem die Autorin Ness Knight selbst vorkommt, fand 2018 statt und ist damit das zeitgenössischste.
Die einzelnen Geschichten schildern repräsentativ, um was es den Entdecker:innen ging: Vulkanbesteigung, Wildtierfotografie, Weltraum- und Fesselballonexkursionen und vieles mehr. Die Geschichten sind zwei bis vier Seiten lang, der Titel „Gute Nacht, Abenteurer!“ verrät es: Sie sind als Gute-Nacht-Geschichten zum Vor- oder Selbstlesen gedacht. So spielt auch in vielen, wenn auch nicht in allen, die Nacht eine Schlüsselrolle – ob nun die Polarnacht bei Shackleton, die Wüstennacht bei Eberhart oder das nächtliche Weltall bei Ron Garan. Entsprechend ist auch das Vorsatzblatt vorn und hinten nachtblau mit weißen Punkten gestaltet, was an einen sternenübersäten Nachthimmel erinnert.
Ob Kinder nach diesen Geschichten friedlich einschlafen, ist vermutlich individuell unterschiedlich. Ganz sicher aber wollen sie die Illustrationen betrachten, die die Abenteurer:innen in der jeweils beschriebenen Situation darstellen. Die Illustratorin Qu Lan (mehr über sie und ihre preisgekrönten Arbeiten unter http://www.qu-lan.com/) stellt die handelnden Personen wiedererkennbar dar. Mit kräftigen Farben, grafisch retroartig anmutend, illustriert sie die spannende Situation, in der sich die Abenteurer:innen gerade befinden.
Der Ansatz, eine kurze, dramatische Episode aus einer Gesamt-Exkursion herauszunehmen, sie ohne weitere Erklärung zum Mittelpunkt der Geschichte zu machen und über die Spannung Interesse und Neugier zu wecken, ist interessant. Dass die handelnde Person dabei nicht in den Kontext ihrer Gesamtunternehmungen gestellt wird, mag noch angehen. Wie fühlt sich eine Entdeckerin im Auge der Gefahr? Wie stark klopft das Herz des Abenteurers, wenn sein Heißluftballon auf eine Gewitterwolkenwand zusteuert?
Was dagegen nicht angeht, sind sprachlich-literarische Mängel und auch logische und inhaltliche Fehler. Da wird die kindliche Empathie durch ein wahres Feuerwerk an Adjektiven forciert (allein auf der ersten Seite der ersten Geschichte über Vivienne de Watteville: unerschrocken, endlos, undurchdringlich, furchtlos, aufregend, wild, gewaltig). Schwitzende Hände und klopfende Herzen gibt es zuhauf, Bilder werden unsinnig genutzt: Shackeltons Schiff, die „Endurance“, wird von den Eisplatten ganz unpassend mit der „Kraft von tausend Elefanten“ zerstört, bei der Suche nach den Nilquellen „sprangen die Entdecker auf ihre Flöße, um in die pechschwarze Nacht abzutauchen“. Mal erwachen die Entdecker:innen morgens, um sich kurz darauf im Mondschein zu retten, inhaltlich falsch ist die Überlegung, ob ein Floß über die Köpfe eines Nashorns hinwegfährt – Verwechslung mit Nilpferd. Das nur als kleine Auswahl zu Geschichten, deren literarischer und inhaltlicher Mangel einem die Leselust raubt. Der Text in der eher zarten, seriphenlosen Schrift wird durch fettgedruckte Einschübe, zum Teil Dubletten aus dem Text, aufgelockert. Die junge Leserschaft soll wohl auch mit sprachlichen Comicelementen zum Weiterlesen motiviert werden: fettgedruckt finden sich ein „tosendes ROAR“, „KLONK … DONG“, „KLICK“ u.a. Nicht definiert werden die Begriffe Entdecker:in und Abenteurer:in. Sind sie gleichwertig? Sind Entdecker:innen nicht eher Forscher:innen, getrieben von wissenschaftlichem Interesse, wobei sie durchaus auch ein Abenteuer erleben können? Hier wäre eine Differenzierung angebracht gewesen.

Im Anhang sind auf einer Seite und in sehr kleiner Schrift alphabetisch die Namen und die Geburtsdaten der 18 Frauen und 16 Männer aufgelistet, um die es in den Abenteuergeschichten geht, sowie deren Hauptbetätigungsfelder (Astronaut, Botanikerin, Reiseschriftstellerin, buddhistischer Mönch etc …). Erfreulich ist hierbei, dass die Abenteurerinnen in der Mehrzahl sind.
Verfasst hat die Texte Ness Knight, eine Extremsportlerin, die sich mit wagemutigen Abenteuern zu Wasser und zu Lande und mit Vorträgen besonders im englischsprachigen Raum einen Namen gemacht hat (mehr Infos http://www.nessknight.com/about/). „Gute Nacht, Abenteurer!“ ist ihr erstes Kinderbuch.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von krä; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 01.04.2021

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