Goliath
- Autor*in
- Gauld, Tom
- ISBN
- 978-3-943143-26-3
- Übersetzer*in
- Mahler, Nicolas
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- Gauld, Tom
- Seitenanzahl
- 96
- Ort
- Berlin
- Jahr
- 2012
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Die bekannte biblische Geschichte des Judenkönigs David, der als Junge den großen Goliath besiegte, wird hier als Comicroman neu erzählt - aus ungewöhnlicher Perspektive, mit anderem Blick auf die Dinge.
Beurteilungstext
Die Geschichte gehört zu den bekanntesten der Bibel mit sprichwörtlichem Charakter. David gegen Goliath, das war der verblüffende Sieg des Kleinen gegen den übermächtigen Feind. Während diese Geschichte in aller Regel aus der Blickrichtung der Juden wahrgenommen wird, weiß man eigentlich wenig über den Aggressor, Goliath den Riesen. Wer war das und was waren seine Motive? War er Akteur oder nur Spielball seiner Zeit. Tom Gauld erzählt diese zentrale Szene der jüdischen Geschichte aus der Perspektive des Goliaths neu. Ironische Überzeichnungen karikieren dabei die existenzielle Handlung.
Goliath selbst ist eigentlich Verwaltungsbeamter, der vom König der Philister zum Krieger gemacht wird, um die Juden abzuschrecken. Mit Krieg führen hat er nichts am Hut, eher ist er ein stoischer Arbeiter, Grübler - kein Mann des Handelns. Entsprechend durchlebt er auch die Zeit der Herausforderungen, in der er Tag für die Tag den Juden sein ‚Angebot' unterbreitet - selbst eher unbeteiligt und ohne jeden persönlichen oder kriegerischen Anspruch. Als dann David kommt und ihm ohne langes Federlesen den Garaus macht, ist das fast schon folgerichtig. Nichts hat in der Handlung bislang darauf verwiesen und Goliath selbst hat sich systematisch als Krieger disqualifiziert. Seine Schuld liegt in der mangelnden Aktivität, nie vertritt er seine Meinungen, stoisch erträgt er sein Schicksal. Und damit ähnelt er natürlich unseren Alltagserfahrungen, die eher Goliath entsprechen, als dem von Gott getragenen und legitimierten David.
Tom Gaulds minimalistische Linienzeichnungen heben in diesem Comicroman diese pointierte Fokussierung auf Goliath das von jedem Idealismus befreite Gebaren der Handelnden noch einmal hervor; auch in der völlig reduzierten, fast leeren Bildwelt. Die Bilder schematisieren die Belanglosigkeit der Aktivitäten, was die Pointe - die ja bekannt ist und dadurch immer schon mitschwingt - noch einmal ganz neu in Szene setzt. Damit gelingt Gauld eine neue Sicht auf die Geschichte, die weder pauschale Verdammnis noch Umwertung der moralischen Verhältnisse bedeutet, sondern eher die Statistenrolle der scheinbar Wichtigen in den Mühlen der Gesellschaft hervorhebt. Mit viel Sarkasmus wirft das Buch ein neues Licht auf Bekanntes - dieser Versuch ist absolut gelungen.