Der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin

Autor*in
Gauld, Tom
ISBN
978-3-89565-430-5
Übersetzer*in
Mühle, Jörg
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Gauld, Tom
Seitenanzahl
40
Verlag
Moritz
Gattung
BilderbuchComicMärchen/Fabel/Sage
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2022
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüreVorlesen
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Geschwisterpaar, der kleine Holzroboter und die Baumstumpfprinzessin, bestehen auf einer actionreichen Reise unzählige Abenteuer und werden am Ende von den Tieren des Waldes gerettet - all das mit viel Humor, originellen Details und in wunderbaren Bildern erzählt.

Beurteilungstext

Ein Königspaar wünscht sich dringend Kinder und beauftragt deshalb die königliche Erfinderin und eine schlaue, alte Hexe mit der Erfüllung ihres Wunsches. So bekommen sie einen „wohlausgeklügelten kleinen Holzroboter“ als Sohn und als Tochter eine „perfekte kleine Baumstumpfprinzessin“. Die Familie ist glücklich, die Geschwister lieben einander heiß und innig, bis eines Tages etwas Schreckliches passiert: Versehentlich wirft eine Zofe die kleine Baumstumpfprinzessin aus dem Fenster. Das ist der Ausgangspunkt für eine überaus spannende und wendungsreiche Abenteuerreise, denn ihr Bruder, der kleine Holzroboter, bietet natürlich all seine Kräfte auf, um die Schwester zu retten: Auf einem Kahn fährt er tagelang in den eisigen Norden, birgt sie aus einem riesigen Holzstoß und macht sich wieder auf die weite Heimreise. Doch da nimmt die Geschichte erst richtig an Fahrt auf: Denn die glückliche Heimkehr schlägt fehl, den kleinen Holzroboter verlässt die Kraft. Nun muss die Baumstumpfprinzessin ihrer beider Rettung erwirken…
Als quasi retardierendes Moment beginnt der Odyssee zweiter Teil mit einem neu ansetzenden, mindestens eben so actionreichen Handlungsstrang. Doch diese Abweichung vom klassischen Storyplot ist bei weitem nicht der einzige Clou des Buches. Wie jedoch auch hier nach etlichen Abenteuern das Happy End erst einmal ausfällt und schließlich ausgerechnet eine Käferfamilie zu Lebensrettern und dafür mit „winzigen goldenen Orden“ ausgezeichnet wird, kann an dieser Stelle nicht verraten werden.
Was aber spätestens jetzt lauthals verkündet werden muss: Das erste Kinderbuch des renommierten, schottischen Comicautors und Illustrators Tom Gauld ist einfach nur hinreißend!
Das liegt nicht nur an der lustigen und fantasievollen Geschichte, die laut Aussage ihres Schöpfers „eine eigene schrullige Note“ haben und zugleich „wie eine klassische Gute-Nacht-Geschichte funktionieren“ sollte. Dazu kombiniert sie altbekannte Märchenelemente mit überraschenden Wendungen und kommt dabei ganz ohne Gewalt von und an Menschen oder Tieren aus. (Welch seltenes Glück!)
Und es liegt auch nicht nur daran, dass Gaulds Sprache in der überaus gelungenen Übersetzung von Jörg Mühle zugleich gewählt und kindgerecht-humorvoll ist, ohne sich irgendeinem Slang anzubiedern: „Vielleicht mach ich mal die Augen zu, ganz kurz…“, sagte sie. Damit schlief sie ein und verwandelte sich – plopp! - in einen Holzklotz.“ Vielmehr ist es vor allem die zeichnerische Vielfalt und narrative Experimentierfreude, die Gaulds Buch so meisterhaft machen: Die Bild- und Textanordnung variiert fast von Seite zu Seite – mal füllt eins der vielfarbigen, detailreichen Bilder eine ganze Seite aus, mal stehen wie in einem Comic mehrere Panels nebeneinander. Teils bieten wimmelbildartige Kompositionen eine Fülle an Entdeckungen, wie z.B. die mit Krimskrams und Werkzeug vollgestopften Werkstätten der Erfinderin und der Hexe. Dann wieder wird der Blick per Pfeil auf ein herangezoomtes Detail gelenkt, wie z.B. auf die Käferfamilie im Wald. Auf der Textebene bilden klare Linien und von den Bildern übersichtlich abgesetzte Textfelder einen ruhigen Gegenpol zur turbulenten Story.
Erzählerisch großartig ist der schlitzohrige Kunstgriff, ausgerechnet die einzelnen Etappen der Abenteuerreise auszusparen, sie lediglich als eine Art Bildkartenset anzudeuten: „Unterwegs erlebte er zu viele Abenteuer, um sie hier alle zu erzählen:…“: Die vielsagenden Titel „Der Schlüssel des Riesen“, „Der Zauberpudding“ oder „Der Spukbrunnen“ u.v.m. laden zum eigenen Erfinden und Fabulieren ein.
Das wunderbare Buch, im Moritz-Verlag erschienen und mit einem liebevoll gestalteten Einband versehen, bietet sich insofern auch als Material für den Deutschunterricht oder literatur- und erzählpädagogische Projekte an.
Es sei allen großen und kleinen Leser*innen und Geschichtenfans wärmstens empfohlen!

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Diese Rezension wurde verfasst von Karen Bo; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 25.09.2022

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