Goethe in Italien

Autor*in
Maier, David
ISBN
978-3-8337-3713-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Sprecher*in
Umfang
49  Minuten
Verlag
Gattung
Audio
Ort
Hamburg
Jahr
2016
Alters­empfehlung
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
10,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

In diesem Hörspiel wird Goethes Reise nach Italien in den Jahren 1786 bis 1788 sehr humorvoll und mit modernen Versatzstücken verfremdet nacherzählt.

Beurteilungstext

Goethes Reise nach Italien dauerte etwa zwei Jahre, hier wird sie auf 50 Minuten und fünf Szenen konzentriert. In Weimar ist Goethe „ausgebrannt“, seine vielen Aufgaben im Dienst des kleinen Herzogtums haben ihn vom Dichten abgehalten. Luftveränderung, Flucht ist angesagt. Als „Philipp Möller, pittore," reist er gen Süden. Venedig ist sein erstes großes Erlebnis, dann Rom, wo er im Kreis von Künstlern einige Zeit glücklich ist. Doch es zieht ihn weite, nach Neapel und Sizilien. Dort schwelgt er im Erleben der Natur und der antiken Kunst, um schließlich über Rom nach Weimar zurückzukehren. Soweit in dürren Worten der Inhalt der CD. Diese ist im Auftrag des Goethe-Instituts Italien, der Casa di Goethe in Rom und mit wissenschaftlicher Beratung durch das Frankfurter Goethe-Haus herausgegeben und will „Goethe für alle – mal anders" vermitteln. Und das gelingt trefflich, denn so ganz ernst nehmen kann man dieses Tondokument nicht. Es ist eine Parodie auf die Bildungsreise des Dichters. Da wimmelt es von Anspielungen auf unsere Gegenwart: Wachtmeister beanstanden die Beleuchtung der Kutsche, kurz vor Neapel gibt es einen „Kutschenstau", auf der Straße nach Weimar liegen Postsäcke auf der Fahrbahn und es wird geblitzt. Lautsprecherdurchsagen und Rundfunkmeldungen schaffen aktuelles Zeitkolorit. Etwa in einer Schlussansage: „In wenigen Minuten erreichen wir Weimar. Ausstieg in Fahrtrichtung links. Thank you for travelling with Deutsche Kutsche!“ Modernismen werden eingesetzt wie „Zielvereinbarungsgespräche“, „Schuldenbremse“, „Treuekarte“. Eine Erkennungsmelodie aus der „Sendung mit der Maus“ trennt und unterlegt die Szenen. Überhaupt sind die akustischen Kulissen köstlich: Pferde wiehern und traben, Räder rollen, Venedigs Vaporetti tuten, Türen werden zugeschlagen, Lava brodelt, die WC-Spülung rauscht… Wichtige Personen treten auf: Herzog Karl August und Charlotte von Stein werden als in Weimar weilend wahrnehmbar. Und dann sind in Rom die Malerin Angelika Kauffmann und der Maler Johann Heinrich Tischbein, dessen bekannte Bilder von Goethe gerade im Entstehen sind. Den Schweizer „Kunscht-Meyer“ lernt er kennen, der später in Goethes Haushalt in Weimar leben wird. Auch die mutmaßliche Geliebte Goethes, Faustina, darf quieken. Zurück in Weimar, stellt sich Friedrich Schiller auf Hochdeutsch vor, wobei das Schwäbische, das er lebenslang gesprochen hat, angemessen gewesen wäre, zumal eine Touristin in Venedig auch leicht sächselt. Und am Schluss darf der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow als thüringischer Ministerpräsident Bodo Ramelow den Dichter zurück in Weimar begrüßen. Kurz: Eine humorvolle und spaßige Begegnung mit Goethe auf seiner italienischen Reise, von namhaften deutschen Schauspielerinnen und Schauspielern gut gesprochen, unterhaltsam und lustig. Nur: Der Text ist durchzogen von vielen Zitaten, die von Goethe selbst stammen, aber auch über Willy Brandt, den Fußballtrainer Giovanni Trapattoni („Ich habe fertig“) bis zu moderner Kundenwerbung reichen. Wer das alles einordnen kann, wird immer wieder schmunzeln und sich über das Wiedererkennen freuen. Junge Menschen aber, denen Goethe fernsteht, wie das wohl die Regel sein dürfte, haben wenig davon, denn als Einführung in Goethes Welt taugt die CD nicht unbedingt. Dazu ist sie zu wenig ernsthaft und zu konfus, weil auch die Figuren zu schnell aufeinander folgen und auch akustisch nicht immer klar unterscheidbar sind. So wirkt das Ganze etwas unruhig. Trotzdem, für Goethe-Kenner und Goethe-Liebhaber ein Riesen-Spaß!

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Diese Rezension wurde verfasst von rem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 05.08.2017

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