Girl running, Boy falling

Autor*in
Gordon, Kate
ISBN
978-3-551-58416-8
Übersetzer*in
Hachmeister, Sylke
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
240
Verlag
Carlsen
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2020
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Therese, genannt Champ, genannt Tiger, genannt Resey ist Schülerin, Musikerin, Liebhaberin von Gedichten, Mitarbeiterin im Supermarkt, Mensahilfe, Freundin, Enkelin und Nichte. Sie schreibt Briefe an eine Frau, die nie antwortet. "Sie schickt ihr Einzelheiten aus ihrem Leben – und im Rahmen dieses Romans muss Therese sich aus diesen Teilen zu einem Ganzen zusammenfügen".

Beurteilungstext

ACHTUNG SPOILER! Der Klappentext des Buches enthüllt den Höhepunkt des ersten, großen Spannungsbogens der Erzählung. Das ist vor allem deswegen ärgerlich, weil das vorliegende Buch nicht nur ein Entwicklungsroman ist, sondern auch eine Art Rätselerzählung, bei dem sich die Hintergründe der Hauptcharaktere erst nach und nach, häufig indirekt in den geschilderten Dialogen, erschließen.

Bei der Ich-Erzählerin handelt es sich um die heranwachsende Therese. Sie wächst in einer kleinen Stadt auf einer Insel vor dem australischen Festland auf und begegnet dem Publikum im Verlauf der ersten Hälfte des Buches in verschiedensten sozialen Rahmen. Sie ist in Familie, Schule und Freundeskreis gut eingebettet. Daneben ist sie als Hauptdarstellerin in der Musical-AG, als Mensahilfe und in einem Nebenjob im Supermarkt beschäftigt. Vor allem ihr engerer Kreis aus Freundinnen und Freunden wird aus Thereses Perspektive mit Stärken und Schwächen vorgestellt – ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Wally, dem Footballstar der Schule, dem eine glänzende Zukunft an einer Sporthochschule bevorsteht und dem nicht nur Thereses Zuneigung gehört. Anders als andere kennt Therese aber auch die ruhigen, melancholischen Seiten von Wally. Direkt am Beginn der Erzählung treffen die Lesenden die beiden Jugendlichen im Hühnerstall von Thereses Großmutter an, wo sie sich über Gedichte, eine heimliche Vorliebe der beiden, austauschen.

Bald folgt auch ein Bericht darüber, dass Wallys Vater, ein angesehener Mitbürger der Stadt, schon vor vielen Jahren gestorben ist. Und auch die Familienverhältnisse von Therese scheinen, obwohl sie nie direkt angesprochen werden, verworren zu sein – schließlich wächst das Mädchen bei Tante und Großmutter auf. Nur bruchstückhafte Erinnerungen aus ihrer Kindheit kann sie mit ihren Eltern verbinden. Viel Zeit zum Nachgrübeln nimmt sich Therese auch nicht, viel zu sehr ist sie in ihre mannigfaltigen Aktivitäten eingebunden.

Erst eine Krise, die jedes ihrer sozialen Umfelder erschüttert, bremst sie in ihrem Tatendrang abrupt aus. Mit Entfremdung, neuer Annäherung und nicht zuletzt dem Suchen nach sich selbst muss sich die Protagonistin in zweiten Teil der Erzählung auseinander setzen. Ob es ihr gelingt, diese Herausforderungen zu bestehen, steht bis kurz vor Ende des Romans auf Messers Schneide.

Kate Gordon benutzt für ihre Erzählung die Form der Ich-Erzählung, die teilweise fast in einen Gedankenstrom übergeht. Auch die Teile, die eher beschreibenden Charakter haben, passen zur inneren Stimme der Ich-Erzählerin, die sich über ihre Erfahrungen und Gefühle klarzuwerden versucht. Das trifft vor allem auf den zweiten Teil der Erzählung zu, während im ersten ein hoher Anteil an wörtlicher Rede das Tempo vorantreibt.

Zwischen einzelnen Kapiteln finden sich kurze Briefe in handschriftlicher Typografie, die erst im Verlauf der Erzählung ihren Verfassern zugeordnet werden können, aber jeweils an eine unerreichbare Person gerichtet sind. So gelingt es der Autorin, weitere Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonistin zu vermitteln.

Dennoch bleiben viele offene Fragen und Leerstellen, die Anlass zu weiterführenden Gesprächen bieten. Eine auszugsweise Lektüre bietet sich allerdings wenig an, da sonst wichtige Passagen rätselhaft bleiben. Am Ende steht ein zwar nicht befriedigender, wohl aber hoffnungsvoller Ausblick auf die Zukunft der Menschen, in deren Leben der Roman einen Einblick gewährt hat.
Für den deutschen Markt sind dem Buch am Ende Kontaktadressen zu Institutionen beigefügt, die Hilfe für Menschen in Krisensituationen anbieten.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von NIK; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 02.01.2021

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