Genial normal: Mein Leben unter Supertalenten

Autor*in
Suttcliffe, William
ISBN
978-3-8458-5092-4
Übersetzer*in
Flegler, Leena
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
298
Verlag
arsEdition
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

William Sutcliffe führte sensible Erzählweisen bereits in den Jugendromanen „Auf der richtigen Seite“ und „Grüner wird‘ s nicht“ vor. Diese Feinfühligkeit für Figurenkonzeptionen- und konstellationen zeigt sich nun im gleichsam komischen wie einnehmend erzählten Roman „Genial normal“, in dem der sich der 15jährige Ich-Erzähler Sam mit den überzogenen Ansprüchen an Kreativität einer Begabtenschule und seiner Mutter herumschlagen muss.

Beurteilungstext

Sams Mutter hat offenbar eine Midlife-Crisis. Sie will unbedingt ihr Leben verändern, Kontakt zu ihrem Inneren finden und kreativ tätig sein. Darum bewegt sie ihre Familie, zu der neben Sam und dem Vater noch ein größerer Bruder und eine jüngere Schwester zählen, zu einem Umzug nach London. Dort beginnt sie zu töpfern, zu malen, zu trommeln und sich esoterischen Gruppen anzuschließen, vor allem aber schickt sie ihre Kinder in die legendäre „Nord-London-Akademie für Begabte und Talentierte“, eine Elite-Schule für künstlerisch interessierte und hochbegabte Kinder. Während sich Sams Geschwister sofort in die Schulgemeinschaft einfügen, sich wohlfühlen und innerlich und äußerlich aufblühen, kommt Sam mit den überspannten Erwartungen an Kreativität und Selbstentfaltung nicht zurecht. Denn er fühlt sich einfach „total normal“. Die Mutter verhält sich unsensibel ihrem mittleren Sohn gegenüber, indem sie ihn in ihrem Blog als besonders problematisch darstellt. Sowohl die Mutter als auch die Lehrer*innen sind herrlich überzeichnet und avancieren zu Karikaturen, die Menschen repräsentieren, welche die Selbstfindung über alles stellen und dabei jegliche Sensibilität für ihre Mitmenschen verlieren. Als Sams großer Bruder Ethan sich plötzlich als homosexuell ausgibt, applaudiert die Mutter – dabei ist den Leser*innen schnell klar, dass Ethan nur behauptet, schwul zu sein, um in einer LGBTQ-Band der Schule mitwirken zu können, da in dieser ein Mädchen singt, in das er heimlich verliebt ist. Sowas will Sam überhaupt nicht, er will einfach normal sein, doch Durchschnittlichkeit wird an der Schule nicht toleriert. Schließlich rutscht er in eine Theatergruppe hinein und verstrickt sich in eine Liebesgeschichte, in der er zwischen zwei Mädchen steht.
Insbesondere die erwachsenen Figuren sind durch ihre Überzeichnung der Lächerlichkeit preisgegeben, woraus eine herrlich komische Story erwächst, bei der man dem Protagonisten nichts mehr wünscht, als einfach „normal“ sein zu dürfen. Die Erzählinstanz gewährt den Leser*innen einen tiefen Einblick ins Innere des sympathischen Protagonisten, der auch mal ausschweifende Dialoge mit seiner optimistischen und seiner pessimistischen Gehirnhälfte und seinem Pimmel führt, als es um Mädchen geht. Herrlich komisch, verdreht und alles andere als genial normal, sondern genial erzählt!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kirsten Kumschlies; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 20.11.2023

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