Fürchte nicht das tiefe blaue Meer

Autor*in
Tucholke, April Genevieve
ISBN
978-3-570-30884-4
Übersetzer*in
Galic, Anja
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Smith, Kristin
Seitenanzahl
284
Verlag
Gattung
Fantastik
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 17jährigen Zwillige Violet und Luke leben in dem kleinen Ort Echo allein in einer altherrschaftlichen Villa. Aus Geldmangel beschließt Violet das Gästehaus des Anwesens zu vermieten. Violet und Luke haben Glück und ein Fremder namens River mietet das Gästehaus. Das ist der Beginn einer ganzen Reihe merkwürdiger Ereignisse: Kinder verschwinden, der Teufel wird gesichtet, ein Mann bringt sich um. Das Böse geht um und offensichtlich hat River etwas damit zu tun.

Beurteilungstext

Die 17jährigen Zwillige Violet und Luke leben in dem kleinen Ort Echo allein in einer altherrschaftlichen Villa. Doch seit Freddie, ihre über alles geliebte Großmutter gestorben ist, fühlt sich vor allem Violet ziemlich einsam. Einzig zu ihrer Nachbarin Sunshine Black, ebenfalls in ihrem Alter, hat sie eine Art freundschaftlichen Kontakt. Ihre Eltern sind schon monatelang in Europa unterwegs und haben ihre schulpflichtigen Kinder allein zurück gelassen. Geld haben Violet und Luke auch keines mehr. Deshalb beschließt Violet das Gästehaus des Anwesens zu vermieten. Violet und Luke haben Glück und ein gut aussehender Fremder namens River, im selben Alter wie die Zwillinge mietet das Gästehaus. Das ist der Beginn einer ganzen Reihe merkwürdiger Ereignisse. Kinder verschwinden, der Teufel wird gesichtet, ein Mann bringt sich um. Das Böse geht um und offensichtlich hat River etwas damit zu tun, der sich immer mehr in Lügen verstrickt. Und obwohl Violet ihn dabei erwischt, hat sie sich bereits Hals über Kopf in ihn verliebt. Als sich ein Mann vor aller Augen die Kehle aufschlitzt, ist Violet völlig aufgebracht, weil sie vermutet, dass River den Mann per Gedankenkontrolle dazu gebracht hat. Sie stellt River zur Rede und verurteilt sein Handeln, aber dennoch fühlt sie sich weiterhin von ihm magisch angezogen. Aber welche Gefahr geht tatsächlich von dem vermeintlich harmlosen Untermieter aus, der ihren Geist und ihre Gefühle mehr und mehr in Besitz zu nehmen scheint?
""Fürchte nicht das tiefe blaue Meer"" ist ein Mystery-Thriller für Jugendliche, denn die Figuren, die im Vordergrund stehen, sind allesamt Heranwachsende, die außergewöhnlich selbstständig erscheinen, aber dennoch minderjährig sind. Der Schauplatz ist märchenhaft und wild romantisch, eine eindrucksvolle Mischung aus herrschaftlichem Luxus, Verfall und exzentrischem Künstlertum. Ebenso die stürmische, atemberaubende, fast gewaltige Natur, die während der Geschichte immerzu präsent ist. Aber der Schein trügt. Der Leser erlebt, wie gängige Moralvorstellungen, auf den Kopf gestellt werden. Die märchenhafte Einteilung in Gut und Böse funktioniert hier überhaupt nicht. Es gibt auch kein klares, erkennbares Ziel, auf das der Roman zusteuert, keinen eindeutigen Gegner, kein bekanntes Muster. Stattdessen geht die Geschichte bizarre, unvorhersehbare Wege. Langsam plätschert sie durch vermeintlich harmlose Szenen dahin, ohne zu bemerken, dass das Böse mehr und mehr das Geschehen bestimmt. Und genau das ist es, was den Leser tatsächlich erschauern lässt. Leuchtende und wispernde Worte gestalten die Kapitel, die zudem durch eine üppige sprühende Sprache mit vielen detaillierten Ausführungen, Beschreibungen und Vergleichen bereichert werden. Zusammen ergeben die Szenen ein exzentrisches Gesamtkunstwerk, hinter dem sich eine stürmische und gleichsam düstere, eine morbide, ziemlich skurrile und manchmal abstoßende, eine gefährliche, aber dennoch zarte Geschichte verbirgt. Das Skurrile aber manifestiert sich und zieht sich durch die gesamte Handlung: Immer wieder geschieht etwas Furchtbares, aber die Akteure beschnuppern das Aroma von Espresso, kochen Omelettes, malen Bilder, verkleiden sich, gehen ins Kino oder machen ein Picknick. Auch ist zu kritisieren, dass die moralischen Gesichtspunkte, nach denen die Figuren handeln, höchst zweifelhaft sind, Grausamkeiten und Verbrechen verharmlost werden. Das Figurenkonstrukt erscheint unrealistisch, denn die Minderjährigen geben sich merkwürdig selbstständig, fern jeglicher Erwachsenenautorität. Dies zeigt sich insbesondere auch darin, dass der minderjährige Jack, der Sohn des in den Selbstmord getriebenen Mannes einfach so zu den Zwillingen auf das Anwesen ziehen kann, ohne das sich ein öffentliches Amt einschaltet und über den zukünftigen Verbleib des Jungen entscheidet. Vier Hauptpersonen agieren in Tucholkes Mystery-Thriller. Da ist zum einen die kluge, nette und etwas naive Ich-Erzählerin namens Violet. Zum anderen gibt es die ganz interessanten Charaktere namens Sunshine und Luke sowie den geheimnisvollen Fremden namens River West. Die Liebesgeschichte zwischen Violet und River kann den Leser nicht wirklich überzeugen, da die Ereignisse, in die River verwickelt ist, ihn nicht wirklich als Sympathieträger erscheinen lassen, auch wenn die Personen einschließlich Violet durch seine mentalen Kräfte manipuliert wurden. Trotz einiger Schwächen ist dieser Thriller durch seine Eigenheiten nicht uninteressant und dürfte für kontroversen Gesprächsstoff sorgen.

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Diese Rezension wurde verfasst von ka.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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