All the strangest things are true

Autor*in
Tucholke, April Genevieve
ISBN
978-3-522-20232-9
Übersetzer*in
Brauner, Anne
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
221
Verlag
Thienemann
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Stuttgart
Jahr
2017
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
14,99 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Teaser

Eine Erzählung über drei Jugendliche, geschrieben aus drei verschiedenen Perspektiven, die genau das ist, was im Titel schon gesagt wird: strange.

Beurteilungstext

„All the strangest things are true“ von April Genevieve Tucholke erscheint mir vor allem das: strange. Vom Einband schauen den Leser oder die Leserin drei einzelne Augen an, die als die drei Protagonist*innen, aus deren Sicht wir der Handlung folgen, interpretiert werden könnten: Wink, Poppy und Midnight.

Die Autorin wendet sich mit ihrer Widmung an „alle Mädchen, die mit dem Kopf in den Wolken stecken“ und erteilt damit männlichen Lesern eine Absage noch vor Beginn des Romans. Ich möchte ergänzen, dass diese Geschichte allein vom Plot her eher etwas für junge Frauen ab mindestens 13 Jahre als für „Mädchen“ ist; Sex, und nicht unbedingt konsensueller, ist essentieller Teil der Geschichte:

Gleich zu Beginn erfahren wir, dass Midnight ein ruhiger, sensibler Junge ist, der nach seinem ersten Mal mit Poppy, dem wilden Mädchen aus der Nachbarschaft, anfängt zu weinen, wofür Poppy ihn auslacht und ihm sagt, dass sie lieber mit einem anderen geschlafen hätte. Poppy selbst wird als oberflächlich, dennoch reflektiert und vor allem als manipulativ beschrieben. Wink hingegen wird direkt als so verrückt dargestellt, dass sie ihm Vergleich fast die normalste Person des Buches ist: Ja, sie wohnt mit unheimlich vielen Geschwistern (Waisenkindern?) und einer Wahrsagerin als Mutter in einem Haus am Rand der Stadt und lebt in Geschichten, Märchen und Orakeln.
Die Verstrickungen der drei Jugendlichen werden immer wirrer und durch das ganze Buch zieht sich ein Gefühl von Gefahr, immer wieder durchbrochen von sicheren Inseln, zum Beispiel wenn Wink Midnight und den anderen „Waisenkindern“ Geschichten erzählt. Unheimlich viele, sehr schwere Themen werden angesprochen oder angedeutet, wie, dass Midnight sich von Poppy lossagt und nicht mehr mit ihr schlafen möchte, aber: „Ich wehrte mich. Allerdings nicht so stark, wie ich eigentlich wollte. Poppy bekam immer, was sie wollte.“ Das Tabu von sexualisierter Gewalt gegen junge Männer wird hier gebrochen.

Höhepunkt des Buches ist eine Szene in einem gruseligen Haus, in das Midnight und Wink Poppy nachts hineinlocken und sie dort fesseln. Vieles läuft schief, das Haus brennt und über mehrere Kapitel ist völlig unklar, ob und wer in diesem Feuer gestorben ist. Auch einen Twist, der an „Eiskalte Engel“ erinnert, hat die Autorin eingearbeitet, allerdings nur wenig überzeugend. Wie auch das Ende: wenig überzeugend. Poppy ist nicht mehr Anführerin ihrer Gang und auch nicht gestorben, sondern lebt allein im Wald. (Ist das echt? Können wir der Erzählerin vertrauen oder haben wir hier einen Fall von unzuverlässigem Erzählen?) Midnight besucht seinen Bruder Alabama in Frankreich. Und Wink, der das letzte Kapitel gehört, schließt es versöhnlich damit, dass sie das Gefühl habe, dies sei nun ein neues Märchen, in dem es ein „Und bis ans Ende ihrer Tage“ gäbe.

Das Buch hatte mich zu Beginn mit seinen Tabubrüchen begeistert, wenn auch ein wenig verwirrt. Je verworrener die Geschichte wurde und je mehr Gewalt beschrieben wurde, desto weniger gerne habe ich es jedoch gelesen. Vor allem die letzten Kapitel haben mich wütend gemacht, weil ich nicht mehr sicher sagen konnte, was nun wirklich passiert. Sicher ist dies ein Buch, das in höheren Klassenstufen besprochen werden kann, aber ein Lesevergnügen ist es nicht.

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Diese Rezension wurde verfasst von nha; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 13.02.2018

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