Französisch 8. Klasse, Übungen zu Grammatik, Wortschatz und Rechtschreibung

Autor*in
Böhm, SylviaBordeaux-Strempel, Sylvia
ISBN
978-3-411-04712-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Surrey, Detlef
Seitenanzahl
112
Verlag
MeyerDudenBrockhaus
Gattung
Ort
Mannheim
Jahr
2004
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,00 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Teaser

Französisch 8. Klasse, Übungen zu Grammatik, Wortschatz und Rechtschreibung

Beurteilungstext

"Schülerhilfen" sind immer willkommen – vor allem bei den Eltern, die sich davon bessere Noten für ihre Sprösslinge versprechen. Wenn der Duden-Verlag bei den inzwischen für fast alle Fächer lieferbaren "Übungsbüchern für den Lernerfolg" verkündet, die "vielen Beispiele, Übungsaufgaben und der Lösungsteil machen das Lernen für das jeweilige Fach spielend leicht", sind besorgte Eltern nur zu gerne geneigt, dieser Behauptung glauben zu schenken. Wenn der versprochene Erfolg sich dann doch nicht einstellt, kann es natürlich an dem mangelnden guten Willen des eigenen Kindes liegen. Dagegen sind Autoren und Verlag dann machtlos. Was aber, wenn die Gründe für den Misserfolg tiefer lägen, sozusagen in der Konzeption der Übungsbücher selbst?
Die drei Bände für Französisch (7. Klasse - 8. Klasse - 9. und 10. Klasse) orientieren sich an einem fremdsprachlichen Lernmodell, demzufolge das Lernen von Vokabeln einerseits und das Lernen der Erscheinungen der fremdsprachlichen Grammatik andererseits sowie die Anwendung des erworbenen Wissens in entsprechenden Übungen zur Beherrschung der Fremdsprache führt. Damit duplizieren die "Lernhilfen" genau den Missstand, der zu der so enttäuschenden Kluft zwischen den Ergebnissen schulischen Lernens und den (auch im Lehrplan fixierten) Anforderungen der tatsächlichen zwischenmenschlichen Kommunikation besteht. Diese Kluft ist ja gerade deshalb so groß, weil im Unterricht zuviel Zeit auf das formale Üben der Grammatik und zu wenig Zeit auf das Üben der kommunikativen Fähigkeiten verwendet wird.
In der Erklärung der grammatischen Phänomene folgen die drei Bände der Progression der Lehrbücher. Dass sie deshalb jedoch "eng am Schulunterricht orientiert" seien, ist hoffentlich eine unzutreffende Unterstellung. Der Fremdsprachenunterricht ist in weiten Teilen der Praxis – Gott sei dank – sehr viel flexibler geworden, als das rigide Abarbeiten von Grammatikkapiteln es erscheinen lässt. Die drei Bände replizieren das in den Lehrbüchern vermittelte grammatische Wissen und z.T. auch den Wortschatz. Zum Nacharbeiten sind sie demnach auch nicht mehr geeignet als die Lehrbücher selbst.
Worin besteht dann also ihre Hilfs-Funktion? Die persönliche Ansprache der Schüler und eine ansprechende Präsentation von Vokabeln (mitsamt ihren deutschen Entsprechungen) und Grammatik sowie auch der Übungen sind inzwischen auch in den Lehrbüchern Standard. Vielleicht ist es die Anzahl der Übungen? In der Tat macht Übung den Meister – das gilt heute so gut wie früher. Nur ist zu fragen, ob die Art der - hier präsentierten – Übungen noch die zeitgemäße ist.
Die Rezensentin bezweifelt dies. Was kann der (willige) Schüler, wenn er die Bände durchgearbeitet hat, besser als vorher? Wo liegt der Lohn für seine (beträchtliche) Mühe? Er kennt einige französische Vokabeln mehr und er kennt die formalen Erscheinungen der französischen Grammatik einschließlich der Rechtschreibung einiger verzwickter Wortkombinationen. Er hat sich redlich bemüht, die vielen verschiedenen Formen und Regeln in seinen Kopf zu bekommen, vor allem auch die, die er nicht verwechseln darf. Den Erfolg dieses Bemühens kann er daran ablesen, dass er seine Übungsresultate mit den hinten im Buch angegebenen "Lösungen" vergleicht. Bei wenig Übereinstimmung kann er die Übungen so lange wiederholen, bis die Resultate besser werden. Dies ist das Ergebnis seiner Bemühungen – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Dem Lernziel der Kommunikationsfähigkeit in der französischen Sprache ist er damit nicht näher gekommen. Dies könnte nur geschehen, wenn das Üben von Wortschatz und Grammatik mit den situationellen und psychologischen, d.h. den pragmatischen Anforderungen der normalen Kommunikation in Einklang gebracht würde. Übungen, die sich bewusst nur auf die formale Seite der Sprache konzentrieren, führen hier nicht weiter.
Die Eltern, die schulische Lernhilfen für ihre Kinder kaufen wollen, sollten darüber unterrichtet werden, was sie erwarten dürfen und was nicht. Leider kann selbst die Präsentation der formalen Grammatik nicht uneingeschränkt empfohlen werden. Der Haupteinwand richtet sich gegen die Tatsache, dass die Funktion der Muttersprache bei der Erklärung der Fremdsprache nicht differenziert genug gesehen wird. Die deutsche Grammatik kann das Verstehen der französischen Grammatik erleichtern, nämlich dort, wo die beiden Sprachen die gleichen Strukturen aufweisen. Die Heranziehung des Deutschen kann jedoch auch verhindern, dass das Französische in seiner Eigengesetzlichkeit erfasst wird. Ein absurdes Beispiel dafür ist die Gleichsetzung von direktem und indirektem Objekt im Französischen mit dem Dativ und Akkusativ im Deutschen (8. Klasse, S. 39f.) sowie die Gleichsetzung von Konjunktiv und Subjonctif (9. und 10. Klasse, S. 69 f.). Bei der Erklärung des Futur II und des Konditional II sowie auch der Zeitenfolge der indirekten Rede wird dagegen auf einen Hinweis auf das Deutsche verzichtet, das dem Schüler hier sehr viel mehr helfen würde als die komplizierte grammatische Erklärung dieser schwierigen Phänomene, die er ja aufgrund seiner muttersprachlichen Kompetenz längst in ihrer Funktion (wenn auch vielleicht nicht in ihrer Terminologie) begriffen hat.
Als Beispiele für das konsequente, aber eben bedauerliche Absehen von jeglicher pragmatischen Funktion der grammatischen Phänomene seien die Behandlung von est-ce que in Entscheidungsfragen und die Behandlung des Relativpronomens angeführt. Der Unterschied zwischen Pierre travaille? und Est-ce que Pierre travaille? liegt auf der emphatischen Ebene eines größeren psychologischen Insistierens bei der Formulierung der Frage an einen konkreten Gesprächspartner. Dieses kommunikativ höchst bedeutsame Phänomen wird in der "Lernhilfe" im Sinne einer formalen Lernerleichterung umgedeutet: "Fragesätze, auf die es die Antworten "Ja" oder "Nein" gibt, kannst du im Französischen ganz leicht mit "est-ce que" bilden." (8. Klasse, S. 10). Die formale grammatische Erklärung für die Relativpronomen lautet: "Mit den Relativpronomen "qui" und "que" kannst du zwei aufeinander folgende Sätze verbinden, die ein gemeinsames Nomen bzw. Pronomen haben." (S. 8. Klasse, S. 47) Warum sollte der Schüler das wohl tun wollen? Dagegen ist jedem Schüler (intuitiv) die wichtigste pragmatische Funktion des Relativsatzes bekannt. Sie besteht darin, dem Leser/ Hörer eine weitere Auskunft über eine Person oder Sache zu geben, weil dieser ohne diese Auskunft nicht wüsste, wovon die Rede ist. Diese kommunikative Notwendigkeit ist auch für jeden Schüler einzusehen.
Eine Verbindung zwischen der formalen Seite der Sprache und ihrer kommunikativen Funktion scheint also durchaus denkbar. Leider sind die Bemühungen der Fachleute in dieser Richtung noch nicht so weit gediehen, dass sich das Ergebnis in Lehrbüchern und Lernhilfen niederschlagen könnte. Der schwarze Peter liegt also nicht bei den Autoren der hier besprochenen "Lernhilfen". Eher schon beim Verlag bzw. generell bei den Lehrbuchverlagen. Hier müsste ein Umdenken einsetzen, das zur Folge hätte, dass Lernmaterialien produziert würden, die tatsächlich zu dem geforderten Ziel der fremdsprachlichen Kommunikationsfähigkeit und damit dem gesellschaftlich angemahnten Beitrag zur Völkerverständigung führen könnten.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von KS.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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