Es ist doch schön, NACKT zu sein... denn jeder Körper ist ein Wunder

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Teaser

Reale Körper sehen nun einmal anders aus als es Photoshop, digitale Filter und Schönheitsoperationen vermuten lassen. Sie alle sind verschieden und sie alle verändern sich mit der Zeit. Gerade deswegen sind sie ein Wunderwerk.

Beurteilungstext

Es ist doch schön, NACKT zu sein… denn jeder Körper ist ein Wunder.

Der Titel des Bilderbuches ist Programm. Keine der Figuren trägt Kleidung. Jede und jeder einzelne – egal, ob Mann, Frau oder Kind – ist nackt. Die Körper werden dabei in ihrer Natürlichkeit inszeniert, denn „Körper gibt es in allen Größen und Formen“. Sie werden auf weißen Seiten präsentiert, die weder Umgebung noch Kontext liefern. Der Fokus liegt klar auf der Körperlichkeit. Diese Körperlichkeit wird inklusiv dargeboten und zeigt Kindern, dass Akzeptanz des eigenen Körpers unabhängig von Alter, Hautfarbe, Geschlecht und möglichen körperlichen Beeinträchtigungen wichtig und richtig ist.

Hautfarben sind in allen Schattierungen vorhanden. Die Farben reichen von orange und gelb über Fliederfarben bis hin zu braunen und beigen Tönen. Die Körper entstehen durch die Kombination aus Aquarell und Buntstift, sodass sie nie einfarbig sind. Jeder einzelne ist bunt und besonders, eben einzigartig. Gleiches gilt für die Haare, die „atemberaubend“ sein können oder eben, wie bei glatzköpfigen Menschen, „gar nicht vorhanden“.

Körperliche Veränderungen, die in der Pubertät ebenso wie im Erwachsenenalter stattfinden, werden als „völlig normal“ betrachtet. Körperbehaarung bei männlichen wie weiblichen Figuren gehört dazu, ebenso wie der Po, der Penis und die Vulva. Die Doppelseite, die einzelne Brustwarzen unterschiedlichster Form und Farbe zeigt, unterstreicht dies.

Das Lächeln auf den farbenfrohen und glücklichen Gesichtern ist stolz, liebevoll, interessiert. Nur eines ist es nie: beschämt. Die Botschaft des Bilderbuches lautet „Sei doch stolz!“ Stolz auf den eigenen Körper, schlicht und ergreifend, weil dieser „einmalig“ ist. Da sind Falten, Körperfett, Leberflecke, Sommersprossen, Narben und Pigmentunterschiede nichts Negatives. Vielmehr sind es die Merkmale, die Körper zu Körpern machen. Menschen stehen, sitzen, fliegen und gehen, sie betrachten sich oder nehmen Blickkontakt zu den Lesenden auf. Nicht vorhanden sind voyeuristische oder objektivierende Blicke auf andere. So zeigt das Buch auf der Bild- wie auf der Textebene, dass die Akzeptanz äußerlicher Merkmale für alle gilt.

„Ein mutiges Buch für engagierte Erwachsene“ ist es allemal. Die Botschaft ist wichtig – für Groß und Klein.

Anmerkung

In der englischen Originalausgabe hieß es "Willies are not silly... Okay, maybe just a little bit" ["Penisse sind nicht albern... Okay, vielleicht ein kleines bisschen" CH]. Der zweite Teil des Satzes stieß auf, wie ich finde, berechtigte Kritik. Leser merkten an, dass diese wertende und negativ aufzufassende Aussage eigentlich nicht in ein "Body Positivity" Buch gehöre. Erst recht nicht, wenn die Botschaft für Mädchen lautet "und wer eine Vulva hat, kann stolz darauf sein." Die Autorin Rosie Haine hat darüber nachgedacht und den zweiten Teil des Satzes für die darauffolgende Auflage gestrichen. In der deutschen Version heißt es daher "Ein Penis ist nicht albern" Punkt.
Englischer Originaltitel: "It isn't RUDE to be NUDE" (Tate Publishing, 2021)
Bei Bedarf könnte mit kleinen Kindern besprochen werden, dass diese positive Botschaft nicht gleichbedeutend ist mit Nacktheit in der Gesellschaft. Falls der Drang aufkommen sollte, sich nackig zu machen, weil der eigene Körper so schön und wunderbar ist.