Elf Schritte bis zum Happy End

Autor*in
Bryant, Elise
ISBN
978-3-551-58450-2
Übersetzer*in
Hachmeister, Sylke
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
368
Verlag
Carlsen
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Kreatives Schreiben hat die 16-jährige Tessa als Profilfach an ihrer neuen Schule Chrysalis gewählt. Denn Schreiben war schon immer ihr Ding: Liebesgeschichten, die sie allerdings nur ihrer besten Freundin Caroline zum Lesen überließ. Doch just jetzt hat sie eine katastrophale Schreibblockade. Was tun? Carolines Vorschlag ist einfach: Um neue Einfälle zu bekommen, müsse sich Tessa halt endlich selbst verlieben. Was nicht so leicht ist, wie es scheint. Obwohl es dafür wirklich nette Jungs gibt…

Beurteilungstext

„Schreib über das, was du kennst“ lautet Carolines Rat an Tessa (S. 102). Dies dürfte, so kann zumindest vermutet werden, durchaus auch Elise Bryants Prämisse gewesen sein; denn manches im Buch deutet auf autobiografische Bezüge hin. So hat die Autorin, selbst Afroamerikanerin, als Protagonistin passend eine junge Schwarze gewählt. Ganz selbstverständlich kommen dadurch typische Alltagsprobleme dieser Bevölkerungsgruppe zur Sprache. Etwa dass Tessa bisweilen morgens schon um fünf Uhr aufsteht, um ihre Haare zu machen: Glätten, Zöpfe flechten oder einen perfekten Afro-Puff hinzukriegen, das kann bei krausen Haaren schon einige Zeit in Anspruch nehmen. Welche Nicht-Schwarze weiß schon, wie kompliziert und auch unangenehm es ist, dann glatte und weiche Haare zu bekommen? Ein gewiss noch größeres Problem, das wiederholt erwähnt wird, ist die Unsicherheit gegenüber einer weißen Bevölkerungsmehrheit, etwas, das Tessa auch dann empfindet, wenn es sich nicht um ausgeprägtes oder gar bedrohliches rassistisches Verhalten handelt. Angenehm locker und unverkrampft geht Bryant mit derlei Themen um, ohne dadurch deren Bedeutsamkeit in Frage zu stellen.
Vorrangig ist „Elf Schritte bis zum Happy End“ indes die herzerwärmende Geschichte einer Sechzehnjährigen, die zwar schönste Liebesgeschichten schreiben kann, aber von den dann selbst erlebten Liebeswirren erheblich verwirrt ist. Und auch wenn man schon sehr bald ahnen mag, dass wohl der nette, aber eher unscheinbare Sam von gleich nebenan (der so unglaublich gut backen kann) das Rennen machen wird, gibt es zuvor jede Menge Irrungen und Wirrungen. Denn da ist noch der blendend aussehende Nico, der nahezu die exakte Verkörperung des Lovers aus Tessas eigener Geschichte zu sein scheint. Und alles wäre nicht gar so kompliziert, wenn Tessa nicht urplötzlich mit einer kompletten Schreibblockade zu kämpfen hätte, denn „Schreiben ist mein Ein und Alles, und wer bin ich überhaupt noch, wenn ich nicht schreibe?“ (S. 92). Zum Glück scheint ihre allerbeste Freundin Caroline zu wissen, wie das Problem in den Griff zu bekommen ist, nämlich mit der Aufstellung eines Elf-Schritte-Plans zum eigenen Verlieben. Aber was als Idee so simpel erscheint, läuft in der Realität zumeist ganz anders ab. Oder führt sogar ins totale Chaos.
Einfühlsam, aber auch mit viel feinem Humor lässt Bryant ihre Protagonistin aus der Ich-Perspektive im Permanent-Präsens von den Sorgen und Freuden einer Teenagerin erzählen; selbst die Peinlichkeiten wegen einer zu spät bemerkten Regelblutung wirken dabei keinesfalls unangemessen (S. 59). Junge Leserinnen ab etwa 12 Jahren (auf die das Buch in erster Linie abzielt), dürften sich in vielerlei Hinsicht problemlos mit Tessa identifizieren können; und zwar ungeachtet dessen, dass in Kalifornien, dem Schauplatz des Geschehens, manches gewiss nicht gleichermaßen deutschen Verhältnissen entspricht. Dass manche Textpassage in der sehr gut ins Deutsche übersetzten Fassung bisweilen reichlich süßlich klingt, ist zweifellos einer vergleichsweise etwas anderen kalifornisch-amerikanischen Redeweise geschuldet; für eine romantische Lovestory ist dergleichen aber völlig in Ordnung. Es macht einfach Freude, die Protagonistin in einer nur kurzen, aber ereignisreichen Lebensphase zu begleiten, in der – auch mit Hilfe guter Freunde und einer verständnisvollen Mutter - aus einer schüchternen Heranwachsenden eine selbstbewusste junge Frau wird. Eine empfehlenswerte Lektüre, die bei aller Unterhaltsamkeit auch ernste Töne nicht ausspart.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gerd Klingeberg; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 01.06.2022

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