Eine Stadt zwei Brüder

Autor*in
Smith, Chris
ISBN
978-3-629-01438-2
Übersetzer*in
Enßlin, Corinna
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Aurélia, Fronty
Seitenanzahl
32
Verlag
Pattloch
Gattung
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Bilderbuch erzählt eine Parabel, die dem König Salomo in Jerusalem als Richterspruch zugeschrieben wird: Befeindete Brüder, die sich um ererbte Ländereien streiten, gelangen über diese Geschichte zu der Erkenntnis: “Was einst unserem Vater gehörte, ist nun unser. Nicht dein, nicht mein, sondern unser gemeinsames Gut.” Ein historischer Exkurs im Nachwort erklärt, warum die bis heute umstrittene Stadt Jerusalem im Glauben von Juden, Christen und Muslimen einen besonderen Platz einnimmt.

Beurteilungstext

Es ist ein bildkünstlerisch und literaturästhetisch anspruchsvolles Bilderbuch, für dessen Rezeption jüngere Kinder die Vermittllung Erwachsener brauchen und für das man sich Zeit nehmen muss. Seine Aussage entwickelt sich in Text und Bild bedachtsam, behutsam, eingebettet in einen mehrfachen Rahmen. Die Botschaft des Buches erschließt sich altersdifferenziert auf Grund unterschiedlichen Vorwissens. Für Kinder im Vorlese- und Bilderbuchalter ist sie auf der Rückseite des Einbandes vereinfacht so formuliert:
“VON DER MACHT DES TEILENS
Wem stehen die Felder des Vaters zu? Als zwei sich streitende Brüder vor den weisen König Salomo treten und ihn um Rat bitten, erzählt er ihnen eine Geschichte. Darin geht es um zwei Brüder , die sich gegenseitig helfen und füreinander sorgen. Um den lebenslangen Bund zwischen ihnen zu besiegeln, legen sie den Grundstein für eine prächtige Stadt.”
Von daher erschließt sich die Illustration auf dem Titelbild leichter. Stark abstrahiert dargestellt, hebt sich die helle Silhouette dieser Stadt (Jerusalem) mit ihrem bizarren Mauerwerk vom dunklen Himmelsblau des Einbandes ab. Sie fügt sich fest an den grünen Hügel, der die zwei arabisch gekleideten Brüder kuppelartig umrahmt. Gehört die Stadt den beiden?
Die auf das Wesentliche konzentrierten, stimmungsvollen Illustrationen verfolgen den Text räumlich und zeitlich genau, nehmen ihn in sich auf, helfen in ihrer Schlichtheit vor allem Kindern, sich in die ferne, fremde Welt hineinzuversetzen. Sie widmen sich der Landschaft in Architektur und Natur, den Menschen und ihren Lebensumständen. Als Detail prägen sich immer wiederkehrende Symbole beim Bildbetrachten ein. Sie sind in die Bilder integriert, auf einigen Seiten sogar als Randornament besonders hervorgehoben: das historische Mauerwerk, die fruchtbaren Felder, die Lastesel, die Tragekörbe mit der Ernte, die Palmen und immer wieder der Ölbaum. Seine Zweige, von altersher ein Symbol des Friedens, tragen als Blüte ein Herz und lehnen sich an den Flug einer weißen Taube an.
Die märchenhafte Binnenerzählung widmet sich der Bruderliebe. Im Jahr einer reichlichen Ernte schenkt jeder der beiden in aller Heimlichkeit dem anderen DREI SÄCKE für schlechte Zeiten. “Wenn ich einmal alt bin, werden meine Kinder für mich sorgen .Aber mein Bruder hat niemanden... “, denkt der Ältere. Der ledige jüngere Bruder aber denkt DREI TAGE zuvor an all die Kinder, die sein Bruder zu ernähren hatte. Wie durch ein Wunder finden sich die in der Dunkelheit heimlich beim Bruder abgeladenen Säcke am nächsten Morgen in ihrer eigenen Scheune wieder. Da ihre Dörfer über DREI VERSCHIEDENE WEGE verbunden sind, begegnen sie sich einander erst beim DRITTEN VERSUCH, mitten auf dem Hügel, dort, wo sich heute Jerusalem befindet. “Beide wussten nun, warum der andere unterwegs war. Ihre Herzen erfüllten sich mit Freude, als sie erkannten, welche Liebe ihnen zuteil geworden war.”
Auf diesem Hügel, zwischen den Dörfern der beiden Brüder, soll Jerusalem entstanden sein.
Das Nachwort beinhaltet einen kurzen, aber informativen historischen Exkurs über Jerusalem aus religionsgeschichtlicher Sicht . Dabei erfährt der Leser, dass diese Geschichte als jüdische Fabel in den Synagogen der ganzen Welt erzählt wird und dass sie zugleich von den Geschichtenerzählern der Palästinenser als arabisches Volksmärchen immer weitergegeben wird,
“...weil es durch die Kraft seiner Botschaft am Leben blieb... Seitdem hat Jerusalem viele Kriege und Herrscher gesehen, Araber, Türken und Europäer. Auch heute noch wird diese Stadt umkämpft, von Israelis und Palästinensern für sich beansprucht. Niemand weiß, ob es eines Tages dort Frieden geben wird. Der weise Rat des Königs Salomo, er würde heute mehr denn je nottun.”
Das Bilderbuch berücksichtigt die Aneignungsmöglichkeiten jüngerer Kinder, es befördert Geschichtsbewusstsein und Werteerziehung. Es appelliert an alle Leser, den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern nicht zu vergessen.




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Diese Rezension wurde verfasst von Kra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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