Eine Nacht

Autor*in
Wild, Margaret
ISBN
978-3-446-20705-9
Übersetzer*in
Zeitz, Sophie
Ori. Sprache
australisches Englis
Illustrator*in
Seitenanzahl
240
Verlag
Hanser
Gattung
Ort
München
Jahr
2006
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die drei Teile des Buches heißen "Gabe - Helen - Gabe & Helen", wobei Gabe der Name eines Jungen ist. Der dichten, fast lyrischen Sprache entspricht die Darstellungsform: Einer Überschrift pro Seite folgt, in Versen gesetzt, ein (ungereimtes) Gedicht. So erfahren wir die Geschichte in kleinen Häppchen; fesselnd zu lesen - und ganz viel zum eigenen Nachdenken dabei.

Beurteilungstext

Zuerst ein Orakel, dann im Teil 1 die Welt der drei Jungen, die wir wohl zwischen "schwierig" und "(fast) hoffnungslos" bezeichnen würden. Gabe lebt bei Vater, Stiefmutter und Stiefbruder. Die Schule sagt, er würde keine seiner "Gaben" auch nur im Entferntesten nutzen. Dafür kann er mit seinem Lächeln jedes Mädchen aufreißen, das er will. Aber nie mehr als eine Nacht. Bram ist der, der Partys organisiert, an denen er nur zuschauend teilnimmt, und ansonsten ist er eher düster. Seine beiden Raben heißen Bosheit und Neid (eine Anspielung auf Odin und Gedanke und Erinnerung). Al ist der verkommenste der Drei; seinen Mantel zieht er wohl nicht einmal zur Nacht aus, ansonsten stinkt er und trinkt jede Menge Alkohol.
Die andere Welt ist die von Helena von Gordon, bürgerlich, mit dominantem Vater und unterwürfiger Mutter. Sie sieht nicht Gabes Lächeln, sie sieht das Loch, das er an Stelle seines Herzens hat. Dennoch lässt sie, das Mauerblümchen, sich mit ihm ein und wird, trotz Verhütung, schwanger. Auf ihre Anrufe bei Gabe lässt sich dieser verleugnen ("… ich bin ausgewandert."), Helens Vater fordert eine Abtreibung. Dann eben allein! Hellen zieht aus, lernt bei ihrer Arbeit als Küchenhilfe Tony, Mr. Scoop und vor allem Mrs. Evans kennen und deren Enkeltochter Leanne, hoffnungslos drogensüchtig. Als Helen Leanne suchen muss, weil Mrs. Evans einen Schlaganfall erlitt, gibt sie ihren inzwischen geborenen Sohn Raphael für die Zeit der Suche in die Familie von Gabe. Dort wäre um ein Haar eine Katastrophe passiert, die allerdings dazu führt, dass sich Einiges grundlegend ändert.
Auf Dauer? Man weiß es nicht, aber alle Personen sind so viel stärker geworden, als sie es zu Beginn der Geschichte waren, vor allem Helen.

Die je (knapp) einseitigen, kurzen und in Versen gesetzten Unterkapitel wechseln oft die Perspektive. Gabe wie Helen dürfen in vielen ihre subjektive Sicht darlegen, die anderen erzählen intersubjektiv. Dabei findet Margaret Wild (bzw. die Übersetzerin Sophie Zeitz) viele wunderbare und ungewöhnliche Bilder. Trotz der sehr vielen angesprochenen Themenkreise (Helens Vater wird auch noch arbeitslos, Mr. Scoops Sohn ist längst tot, aber er will das nicht wahrhaben, Helens unterwürfige Mutter findet einen Emanzipationsweg, Tony schickt seiner Familie dieses Mal zu Weihnachten einen Kühlschrank und fährt nicht selbst hin, Baby Boboli lernt Zeichensprache, um sich mit Onkel unterhalten zu können, junge Mütter aus besseren Kreisen und Designer-Kinderwagen usw.), wirkt die Geschichte gar nicht überladen. Das liegt wohl vor allem am Wachsen und Starkwerden von Helen, an ihrer Aufrichtigkeit und Liebe und Angst und Sorge und Erkenntnis, was wirklich wichtig ist. Wir mit ihr mit.

"Hat er ein gutes Herz?" "Bald." "Dann ist alles möglich." ist ein Dialog gegen Ende der Geschichte zwischen Mrs. Evans und Helen über Gabe. Also ein Happy End? Vielleicht, aber kein bisschen süßlich.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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