Ein Teich voll mit Tinte

Autor*in
Schmidt, Annie M.G.
ISBN
978-3-89565-324-7
Übersetzer*in
Golusda, Christian
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Posthuma, Sieb
Seitenanzahl
52
Verlag
Moritz
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
Frankfurt
Jahr
2016
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der bebilderte Gedichtband beinhaltet 17 komische, hintergründige Reimgeschichten zum Vorlesen und Mitsprechen für und über Kinder zur allgemeinen Erheiterung für klein und groß. Annie M.G. Schmidt, die wichtigste niederländische Kinderbuchautorin des 20. Jahrhunderts, hat sie bereits 1978 gedichtet. Die Bilderbuchillustration aus dem Jahre 2011 setzt sie karikaturhaft und detailreich in Szene.

Beurteilungstext

“ Ich kenn einen Mann, der Märchen ersinnt
und schon ganz früh morgens zu schreiben beginnt...
Einen Teich voll mit Tinte hat er im Garten,
versteckt hinter Sträuchern der seltsamsten Arten...
Und macht er so weiter, hundert Jahre und mehr...
dann schreibt er vielleicht noch den Tintenteich leer...”
Dieses einleitende Gedicht vom “MÄRCHENSCHREIBER” versetzt Leser und Hörer in eine “Es war einmal - Stimmung”, erklärt den verschlüsselten Titel und schafft zugleich Voraussetzungen für die skurrile bildnerische Umsetzung der einzelnen Texte mit Feder und Tinte. Diese raumgreifenden, meist farbintensiv kolorierten Federzeichnungen in einer Mischung aus Malerei und Grafik sind mehr als nur anschauliches Beiwerk, um den Gedichtband auszuschmücken. Sie ergänzen die Texte deutungsoffen und bewirken, dass man sich nicht nur lesend und hörend, sondern auch betrachtend in sie vertiefen kann. Es sind surrealistisch wirkende Bilder, welche die Reimgeschichten detailreich und phantasieanregend mit- und weitererzählen. Ergänzend eingefügte Doppelseiten sind, der jeweiligen Stimmung angemessen, durchgehend farbig grundiert, so dass die Illustrationen nicht nur punktuell als Karikaturen zum einzelnen Gedicht, sondern atmosphärisch wie kleine Gemälde erschlossen werden können. Es macht Kindern - auch Schülern - Spaß, das mit dem Goldenen Pinsel ausgezeichnete Bilderbuch in Einheit von Text und Bild zu erschließen. Alle Geschichten zum Vorlesen, Mitsprechen und Angucken sind komisch. Es handelt sich um Lyrik, die über das Rezitieren ohne “Behandlung” spontan wirkt. Gerade Kinder können auf Grund ihrer Unbefangenheit in den hintersinnigen Nonsensgeschichten viel entdecken. Deshalb sind sie auch zum textbezogenen Interpretieren sehr geeignet.
In einigen entstehen kuriose Situationen, indem Tiere vermenschlicht werden:
- DREI ALTE OTTER wollten Bötchen fahren übern Mi, übern Mu, übern Main...
- Da ist die SPINNE BASTIAN, die tat, was ihr nicht gut getan. Hört zu...
- Was ist das? KATER KARL geht heute essen ins Lokal? Geld hat er sich ausgeliehen von einer ENTE aus Berlin...
- Es war einmal ein König, der hatte ein KAMEL, ganz lieb und weiß und klein, das musste immer bei ihm sein...
- Als TANTE LIL aus Amsterdam aus ihrem Badezimmer kam, saß ein HIRSCH mitsamt Geweih auf ihrem Kanapee...
- ISABELLA CARAMELLA spielt friedlich vor dem Haus, neben ihr satt und zufrieden das KROKODIL KARL - KRAUS...
Motivverwandte Spukgeschichten, z. B. über Die RÄUBER UND DEN MOND, den Drachentöter RITTER VON BURG VOGELSANG, die GESPENSTERWÄSCHE im Kastell von Groß - Pimpernell beflügeln die Fantasie. Trotzdem braucht sich keiner zu gruseln, denn
“...Vater sagte nebenbei : DIE ZEIT DER ELFEN IST VORBEI...
Am Abend aber lag ich wach, der bleiche Mond hing übern Dach, ein Männlein hielt beim Birnenbaum ein weißes Pferd am Silberzaum. Taram, taram, flattera -pssst, ach, niemand weiß, wie schön das ist.”
In der sehr gelungenen Übersetzung aus dem Niederländischen sind Klang - und Wortmalereien dem deutschen Wortschatz angepasst, z.B.:
HEINRICH HAHN aus Limburg Lahn, der vergaß den Wasserhahn. Stundenlanger Wasserschaden... Darüber erregen sich Frau Schwatztelwerth, Frau Babbelzahn, Frau Plapperton, Frau Tratschojama. Dann gehen die Damen bedröppelt nach Hause und machen eine Quasselpause.
Viele Gags in Text und Bild stecken in den Nonsensgeschichten rund um das Wohnen:
DIE LIEBE FRAU MÖLLER hält sieben Braunbären in ihrem Keller... SIEBEN (entlaufene) KLEINE ESKIMOS überleben in einem Eiskarren auf Helgoland...In Stade, in der VILLA EICHTRAUM, logieren Verwandte, Onkel und Tante, auf einem Eichenbaum...
Einige Geschichten spielen in der realen kindlichen Erlebniswelt und sind auf witzige Weise pädagogisch verbrämt:
WASSERSCHEU ist Tinchen von Sandern aus Heiligendamm. Sie hält nichts vom Waschen mit Seife und Schwamm...
Ein kleines Mädchen, GANZ SCHÖN FRECH , will nicht mehr: ”Ich will nicht mehr! Ich will nicht frisch gekämmt und fein auf Omas Sofa sitzen. Ich will Vampir und Hexe sein und durch die Zimmer flitzen... “
Alle dem Band versammelten Geschichten befördern nicht nur inhaltlich, sondern besonders über Reim und Rhythmus das literarische Lesen von Lyrik. Sie lassen sich gut rezitieren - auch mit verteilten Rollen, auch auswendig. Die bereits 1978 verfassten Texte sind zeitlos, deshalb lohnt sich die Anschaffung dieses Kinderbuch - Klassikers für die Schulbibliothek - zum Vorlesen, Mitsprechen und Besprechen.



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Diese Rezension wurde verfasst von Kra.
Veröffentlicht am 01.01.2017

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