Ein rassismuskritisches Alphabet

Autor*in
Ogette, Tukota
ISBN
978-3-570-16640-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
125
Verlag
cbj/cbt
Gattung
SachliteraturTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Anti-Rassismus-Trainerin Tupoka Ogette ist bekannt durch ihr Standard-Werk, das Handbuch EXIT Racism. Ihr neues Buch, Ein rassismuskritisches Alphabet, ist vieles zugleich: Nachschlagewerk und Denkanstoß, Glossar und Kolumne, Grundlage und Vertiefung. Eines ist es jedoch ganz besonders: bereichernd!

Beurteilungstext

Ein rassismuskritisches Alphabet entstand aus einem wöchentlichen Instagram-Post der Autorin Tupoka Ogette und ihrer Kollegin Mariam Touré. Nun klingt es erst einmal vielleicht wenig anregend, ein Glossar in Alphabetform zu lesen. Anregend ist es jedoch sehr wohl. Einerseits, weil es ungemein lesefreundlich geschrieben ist und Ogette gleich zu Beginn einen Vorschlag unterbreitet, in welcher Reihenfolge man das Alphabet thematisch geordnet lesen kann, um sich als noch unerfahrene*r Leser*in strukturiert in das Thema einzulesen. Andererseits, weil die Artikel knackig verfasst und gut strukturiert sind: Auf eine knappe Begriffserklärung folgt ein Exkurs, dann haben die Leser*innen noch Platz für die Bearbeitung einer Aufgabe. Notizen, Skizzen und Anmerkungen haben so einen festen Ort im Buch. Sie müssen nicht auf 1-2 cm Rand gequetscht werden und gehen nicht auf kleinen Zetteln verloren. Häufig liefert Ogette überdies einen Film- oder Lektüre-Tipp, erinnert an eine Person oder ein Ereignis aus Geschichte oder Zeitgeschichte.
Zu den Begriffen des Alphabets gehören wissenschaftliche Klassiker wie Xenophobie, struktureller Rassismus oder Vorurteile; aktuell diskutierte Begriffe wie Race Based Stress, Blackfacing oder Allyship; Begriffe, die über das Anti-Rassistische Vokabular hinweg deuten, damit aber ganz viel zu tun haben, wie Intersektionalität, Misogynoir oder Gaslighting, aber auch von Ogette selbst geprägte Begriffe wie Happyland.
Gestützt wird die klare Form und gute Lesbarkeit durch einen angenehm luftigen Satz und schlichte aber ansprechende Grafiken. Alles in allem ein Gewinn für Personen, die sich frisch an das Thema heranwagen, es bereits vertiefen, aber griffige Erklärungen für das Umfeld sucht oder einfach nie auslernen. Zugleich ist klar: Ogette geht, wie in ihren anderen Büchern auch, davon aus, dass man kein Rassist sein muss, um rassistisch zu handeln. Rassistische Kommentare oder Tätigkeiten entstehen oft unbewusst und sind Folge unserer Prägung, dabei werden sie von gesellschaftlichen Praktiken und Strukturen unterstützt und bestätigt. Diese Sichtweise entlastet das Individuum einerseits und nimmt es andererseits in die Pflicht, altbekanntes zu überdenken und ständig zu hinterfragen. Das ist unbequem, weil es unseren Alltag und unsere Prägung durchdringt. Deshalb sind Bücher und Standpunkte wie die von Tupoka Ogette leider nicht bei allen (v.a. weißen) Menschen beliebt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Julia Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 06.05.2023

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