Ein Blick durchs Schlüsselloch. Was die Nachbarn so alles verheimlichen

Autor*in
Aisato, Lisa
ISBN
978-3-96177-114-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Aisato, Lisa
Seitenanzahl
40
Verlag
Woow Books
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüreVorlesen
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Blick durchs Schlüsselloch – wer erinnert ihn nicht aus der eigenen Kindheit? Entsprechender Buntbartschlösser, welche nach wie vor in Innenräumen verbaut werden, vorausgesetzt, ist der heimliche Blick auch heute noch möglich, wenn vielleicht auch nicht ganz moralisch. Gleichwohl hat die Vorstellung einen Blick hinter verschlossene Türen zu wagen, nicht an Reiz verloren. Mit genau diesem Dilemma spielt die norwegische Autorin und Illustratorin Lisa Aisato.

Beurteilungstext

Wie gut kennen Sie Ihre Nachbarn? Oder besser gefragt, wie gut würden Sie sie gerne kennen? Lisa Aisato - Norwegens beliebteste Kinderbuchautorin deckt hier unverblümt auf, was der ein oder die andere lieber für sich selbst behalten würde.
Auf 16 Doppelseiten skizziert sie in Reimform – konkret handelt es sich um eine Ballade – jeweils eine zuweilen krude Vorstellung über die Geheimnisse der Nachbarn. Großformatig und mit eher gedeckten Farben ist das Bilderbuch im nahezu quadratischen Maßstab gestaltet. Pro Doppelseite werden manchmal eine*r, manchmal auch zwei Nachbar*innen des Hauses vorgestellt, wobei ein kleinformatiges Bild das jeweilige Wunsch-Selbstbild zeigt. Der Reim ist sprachlich verbindendes Element. Mitunter ist dieser ein wenig holprig, was sicher der anderen Betonung der nordischen Namen geschuldet ist.
Vorgestellt wird die sechszehnköpfige Nachbarschaft eines Hauses. Bis zum Ende bleibt offen, aus wessen Sicht hier mitunter spitzzüngig und voller Humor erzählt wird. Doch bevor sich die Tür des Fahrstuhls, in dem alle dicht an dicht gedrängt stehen, schließt, drängt sich noch ein weiterer Fahrgast mit hinein. Ist es die Autorin selbst oder ein schelmisches Kind oder gar eine Nachbarin? Wenn sich die Erzählende am Ende des Buches zu erkennen gibt, fällt sicher dem ein oder anderen Lesenden ein Stein vom Herzen. Besonders aufmerksame Betrachter*innen haben sie vielleicht sogar schon zu Beginn entdeckt – spätestens beim zweiten Anschauen wird sie nicht zu übersehen sein.
Der Blick zu den Mitbewohner*innen kann lustig und gelungen wirken, aber manchmal auch kurz an der Schmerzgrenze vorbeigehen. Da gibt es den älteren Nachbarn Carl, der in der Öffentlichkeit gut gekleidet und seriös wirkt, jedoch nur mit Kuscheltier und am Daumen nuckelnd einschlafen kann. Oder das Familienfoto, auf dem Hege, die optisch aus dem Rahmen fällt, sich wundert und man Seiten später Kristoffer, einen Nachbarn mit ähnlich markanter Frisur kennenlernt. Auch Fantastisches wird ersonnen, wenn die bettlägerische Lilly ihren Seiltanzträumen nachhängt oder der ewig grinsende Peter, hinter dessen Gesicht ein fremdartiges Wesen logiert. Der wehmütige Traum des einstigen Bodybuilders Oddvar, der nun so gar nichts mehr von seiner einstigen Kraft zur Schau stellen kann oder Johnny, der seine besondere Frisur im Stillen hegt und pflegt.
Zum Vorschein kommt, dass alle Menschen, so perfekt sie sich in der Öffentlichkeit auch präsentieren, im Grunde genommen doch alle Sehnsüchte und Träume und geheime Schwächen haben. Auch sich selbst nimmt die Autorin dabei nicht aus und gewährt einen Blick hinter ihre eigene Fassade.
Ein gelungenes Bilderbuch, welches sich anbietet mit größeren Kindern über Sein und Schein zu reflektieren. Auch für Erwachsenen bietet es eine Fülle an sprachlichem Witz und Details zum Verweilen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Raila Karst; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 20.03.2023

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