Ediths Versteck. Die Geschichte des jüdischen Mädchens Edith Schwalb

Autor*in
Kacer, Kathy
ISBN
978-3-8270-5340-4
Übersetzer*in
Ruß, Marlies
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
206
Verlag
Berlin Verlag
Gattung
Biografie
Ort
Berlin
Jahr
2008
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Auf der Basis der Erzählungen von Edith Gebhard, geb. Schwalb erzählt K. Kacer die berührende Geschichte des jüdischen Mädchens Edith, das getrennt von den Eltern seine Identität verstecken musste, um zu überleben. In Wien geboren, flüchtete die Familie zunächst nach Belgien, dann nach Südfrankreich, wo Edith und ihr kleiner Bruder Gaston in einer heimlich geführten Schule für jüdische Kinder Zuflucht finden. Aber auch dort müssen sie schließlich wieder weg.

Beurteilungstext


Kathy Kacer erzählt Ediths Geschichte eindringlich, niemals sentimental, aber immer sehr authentisch und einfühlsam. Die Ahnungen des Kindes vor einem drohenden Unheil, die Sorgen des Mädchens, die Ängste vor der Trennung von der Familie, die Einsamkeit und das Verheimlichen ihrer Identität in den späteren Jahren nach der Auflösung des heimlich geführten jüdischen Schule in Moissac in Südfrankreich - all das berührt einem zutiefst und auch als erwachsene Leserin kann man sich an manchen Stellen kaum davor bewahren, mit einem Kloß im Hals und den Tränen nah zu sein - vor allem durch die sehr genaue, glaubwürdige Darstellung der Innenwelt des Mädchens Edith. Ihre Verlassenheitsgefühle sind fast körperlich spürbar real.
Die Geschichte beginn in Wien 1938, wo es Ediths Vater zunächst noch gelingt dank seiner Berühmtheit als Fußballspieler die Familie vor Verfolgung zu schützen, aber bald wird deutlich, dass es besser ist, das Land zu verlassen. Die Familie flieht nach Belgien, der kleine Gaston wird geboren, aber auch hier können sie nicht lange unbehelligt leben - der Vater wird verhaftet und nur mit knapper Not kann Magdalena Schwalb ihren Mann aus der Gestapo-Haft freikaufen. Sie fliehen - diesmal nach Südfrankreich, aber auch hier sind die Deutschen schon einmarschiert und das Vichy-Regime arbeitet mit ihnen zusammen. Ediths Vater wird verhaftet und er stirbt in Auschwitz, wie die Familie später erfahren wird. Wieder ist die verzweifelte Mutter auf der Suche nach einer sicheren Unterkunft für sich und ihre Kinder: Zufällig erfahren sie von der Schule in Moissac, was sich als lebenswichtig herausstellt. Hier können die Kinder sich ein wenig erholen, vor allem weil sie ihre Identität nicht verheimlichen müssen und zusammen sein können. Aber irgendwann ist die Schule trotz sehr guter Unterstützung der örtlichen Behörden und Bevölkerung - es hat auch in der Realität keinen Verrat gegeben! - nicht mehr zu halten und für Edith und die anderen Kinder beginnt die weitere Odysee in verschiedenen Verstecken.
Das Buch "Ediths Versteck" ist gerade auch für jüngere LeserInnen eine geeignete Lektüre, in der sie sich durch die Identifikation mit der Protagonistin in die ansonsten schwer zugängliche Situation verfolgter und vom Tode bedrohter Kinder in einer Kriegssituation einlesen können. Gleichzeitig ist es eine erträglich Lektüre, denn die Geschichte geht gut aus, nicht nur für Edith sondern für alle Kinder dieser Schule in Moissac. Solche historischen Beispiele für den Sieg der Menschlichkeit gibt es leider wenige, aber es gibt sie und schon das macht sie so erzählens- und berichtenswert.
Zahlreiche Fotos aus dem Familienschatz der Schwalbs und einige historische Karten und Abbildungen ergänzen diese historische Biografie eindrucksvoll und lassen einen sehr lebendigen Eindruck von Edith, ihrer Familie und den vielen Helfern vor uns erstehen.
Sehr empfehlenswert!

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Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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