Durch die ganze Nacht. Menschen, die arbeiten, während wir schlafen

Schlagwörter

• Arbeitswelt

Teaser

„Während ich schlafe, passieren so viele wichtige Dinge.“, weiß die Ich-Erzählerin dieses schönen großformatigen Bilderbuchs, die uns Lesende durch eine Nacht in der Stadt begleitet. Sie weiß, was alles passiert, weil ihre Mutter auch nachts arbeitet - als was, wird hier nicht verraten.

Beurteilungstext

Die Geschichte beginnt nach dem Abendessen und Zähneputzen mit dem Sonnenuntergang, als die Mutter zur Arbeit geht. Es endet mit Sonnenaufgang, als sie wieder nach Hause kommt. Wer nun denkt, in den Bildern müssten dunkle Farben überwiegen, irrt. Der Illustratorin Harriet Hobday ist das Kunststück gelungen, in ihren wie getuscht wirkenden Zeichnungen die Nacht als solche erkennbar und trotzdem farbenfroh und lebendig zu gestalten. Es dominieren Blautöne, die mit gelb, orange oder lila geschickt kombiniert sind. Dadurch wirken sie freundlich und laden ein, beim gemeinsamen Lesen kleine Details zu entdecken.
Auf jeder Doppelseite lernen wir neue Menschen kennen, die des Nachts arbeiten: Sie säubern Büros, bewachen Gebäude, machen Musik, liefern Waren aus oder berichten, was in der Stadt geschieht. Auffällig – ohne aufdringlich platziert zu sein – ist, dass Vielfalt abgebildet ist. Menschen unterschiedlicher Herkunft und sozialer Schicht werden als gleich wichtig und fleißig vorgestellt. Männer und Frauen sind gleichmäßig vertreten und das nicht immer in den Geschlechtern als typisch zugeschriebenen Berufen.
Im Hintergrund ist in jeder Szene die Stadt erkennbar, im Vordergrund die jeweilige Arbeitsumgebung. Ein Detail ist in jedem Bild versteckt. Das entdeckt aber wahrscheinlich erst, wer das Buch ausgelesen und zum zweiten Mal anschaut. Es hat mit dem Beruf der Mutter der Erzählerin zu tun…
Der kurze Text ist in einer sehr gut lesbaren, serifenlosen Schrift gedruckt. Es sind nie mehr als drei Sätze pro Seite, die sprachlich gut gewählt sind. Nicht zu schwer für Kinder im Vorschulalter, aber auch nicht zu banal. Das ganze Buch atmet Wertschätzung für die Menschen, die arbeiten, wenn viele andere schlafen – und das ganz unaufgeregt und selbstverständlich.