Dornrose

Autor*in
Yolen, Jane
ISBN
978-3-8270-5305-3
Übersetzer*in
Nolte, Ulrike
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
282
Verlag
Berlin Verlag
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2010
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Becca wächst mit dem Märchen von der Dornrose ihrer Großmutter auf, die sie wieder und wieder erzählte. Auf dem Totenbett verspricht die Enkelin, das Schloss des Märchens zu suchen. Becca, die Journalistin aus den USA, bemerkt erst jetzt, dass keiner aus der Familie Genaues über das Leben der Großmutter weiß. Die wenigen Fakten führen sie schließlich nach Polen, wo sie die grauenhafte Wahrheit findet und den leibhaftigen Prinzen des Märchens. Wie sie mit der Wahrheit umgehen soll, bleibt offen.

Beurteilungstext

Zwei Geschichten werden hier erzählt: eine junge Journalistin geht der rätselhaften Lebensgeschichte ihrer Großmutter nach, über die keiner in der Familie je nachgedacht hatte. Zwischen den Kapiteln der fortlaufenden Handlung werden etliche Varianten des Großmutter-Märchens erzählt und - perfektes Abbild des Familienlebens - wie die drei Schwestern mit den Variationen umgingen: jedes Mal entsteht ein Streit, geschieht etwas völlig anderes, so dass nie jemand auf die Idee kam, endlich einmal genau nachzufragen, was es denn nun eigentlich mit dieser oder jener Variante auf sich hat, wer der Prinz, der Dornrose wachgeküsst hat, war, wer eigentlich Dornrose war. Dabei liegt zumindest ein Teil der Wahrheit direkt auf der Hand - nur keiner will das sehen.
Erst der Entschluss Beccas, den Ursprüngen auf die Spur zu gehen, bringt die Lösung.
Dass das neugierig macht, liegt auf der Hand. In den USA gerät sie schnell an Grenzen, so entschließt sie sich, in Polen weiter zu forschen. Auf ihrer Reise nach Polen begegnet sie drei bemerkenswerten Menschen: der lebenslustigen und -weisen Studentin und Dolmetscherin Magda, dem katholischen Priester Stashu in Chelmo, der seine klerikale Karriere aufgab, weil er sonst keine Chance für die Seelen des gebeutelten Ortes, der immer noch unter der NS- & KZ-Vergangenheit unter dem Namen Kulmhof leidet, sieht und dem Prinzen aus dem Märchen ihrer Großmutter, einem alten Potocki aus dem alten Adelsgeschlecht.
Die zweite Geschichte ist die des Potocki, der als Homosexueller ins KZ kam und nur dem Zufall sein Leben verdanken will, dem gleichen Zufall, der ihn, den unpolitischen Aristokraten, sich dem Untergrund und dem Widerstand nach seiner ebenso zufälligen Flucht aus dem KZ anschließen ließ. Ebenso zufällig fand er das “Dornröschen” unter einer Massenexekution des Vernichtungslagers Kulmhof. Gemeinsam entkamen sie dem Massaker - und weiteren, verloren sich dann aus den Augen.

Vergangenheitsbewältigung ist nicht das Thema unserer Jugend. Hier geht es um die Geschichte der Lebenden. Das Leben der Journalistin geht weiter, sie erlebt ihre erste Liebe. Gleichzeitig aber erkennt sie und damit der Leser, dass die Vergangenheit zum Leben gehört, dass die Verletzungen der Vorfahren mindestens bis ins dritte Glied spürbar bleiben. Das gibt nicht nur Stoff für eine Veröffentlichung, sondern hilft, das Leben und Sterben fassbar zu machen. Die Verbrechen des Dritten Reiches sind in ihren Auswirkungen immer noch zu sehen und zu spüren und in ihrer Gesamtheit heute so unfassbar wie früher.
Deswegen ist diese sehr lebendig und atemberaubend geschriebene Geschichte auf der Suche des Lebens einer Großmutter für Jugendliche, die sich für das Leben interessieren, so zu empfehlen.
Besonders bemerkenswert ist die sehr sensible und Anglismen perfekt vermeidende Übersetzung. Zu leicht erliegen Übersetzer der Versuchung, angelsächsische Sprachspiele direkt zu übersetzen. Das muss dann misslingen. Ulrike Nolte erfindet dazu passende Sprachspiele der deutschen Sprache: perfekt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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